Gegen Gestank und Beschädigung

Kampf gegen Wildpinkler: Nürnberg plant neue Urinale an der Stadtmauer

Arno Stoffels

Reporter-Team

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13.4.2023, 15:00 Uhr
Im Juli 2022 wurde ein erstes Urinal an der Nürnberger Stadtmauer eröffnet. Gebaut wurde es von angehenden Metallbauern der Berufsschule B1. Laut Bürgermeister Christian Vogel wird es gut angenommen, doch Vandalismus ist ein Problem.

© Irini Paul, NNZ Im Juli 2022 wurde ein erstes Urinal an der Nürnberger Stadtmauer eröffnet. Gebaut wurde es von angehenden Metallbauern der Berufsschule B1. Laut Bürgermeister Christian Vogel wird es gut angenommen, doch Vandalismus ist ein Problem.

Herr Vogel, mit den beiden Urinalen an der Stadtmauer sollte dem Problem begegnet werden, dass Männer einfach gegen den Sandstein pinkeln und damit nicht nur für Geruchsbelästigung sorgen, sondern Schaden anrichten, weil sich der Urin ins Gestein frisst. Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit der Einrichtung an der Frauentormauer?

Christian Vogel: Die Urinale werden durchaus von vielen Männern zweckgemäß genutzt. Allerdings stellen sich auch weiterhin leider Männer im gleichen Mauerbogen an die Wand und urinieren dort oder in der Umgebung. Das ist nicht nur schade, sondern auch ärgerlich. Solchen Nutzern geht es dann nicht um die Möglichkeit, ihre Notdurft zu erledigen, diesen Männer geht es regelrecht um die Missachtung der Regel. Diese Missachtung ist Gott sei Dank aber die Ausnahme. Es gab auch zwei, drei positive Rückmeldungen von Nutzern. Wie heißt es so schön: Passt scho ist das größte fränkische Lob.

Sind weitere Urinale entlang der Stadtmauer geplant?

Vogel: Ja, zwischen Künstlerhaus und Kunsthalle. Solange am Künstlerhaus noch gebaut wird, können die Urinale aber noch nicht angebracht werden.

Ist Vandalismus ein Problem?

Die Reinigung der Nürnberger Stadtmauer von Urin ist aufwendig. Urinale sollen Abhilfe schaffen und das Wildpinkeln verhindern.

Die Reinigung der Nürnberger Stadtmauer von Urin ist aufwendig. Urinale sollen Abhilfe schaffen und das Wildpinkeln verhindern. © Stadt Nürnberg, NN

Vogel: Leider ja, wie an allen öffentlichen Toiletten sind auch hier Beschädigungen durch Graffiti und viele Aufkleber vorhanden. Außerdem werden gerne Fremdkörper in den Abfluss geworfen, weil es ja besonders lustig ist, was natürlich zu Verstopfungen führt. Das ist schade und kostet die Allgemeinheit leider viel Geld.

Wie viele öffentliche Toilettenanlagen gibt es eigentlich in der Stadt und wieviel kostet ihr Unterhalt?

Vogel: Aktuell hat die Stadt Nürnberg 39 WC-Anlagen und die beiden Urinale. Im letzten Jahr musste die Stadt beziehungsweise der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) für Reinigung und Reperatur rund 1.270.000 Euro aufwenden. Demgegenüber stehen knapp 300.000 Euro Einnahmen als Benutzungsgebühr.

Zusätzliche WC-Anlagen, ob in Grünanlagen oder an Spielplätzen, erhöhen die Unterhaltungskosten weiter. Der Bau einer WC-Anlage kostet, je nach Größe, zwischen 350.000 und 750.000 Euro.

Wie kann, abseits vom Betrieb von öffentlichen Toiletten, Ihrer Ansicht nach noch dem Wildpinkeln begegnet werden?

Vogel: Das Problem ist leider in allen Orten dieser Welt vorhanden. Wir Städte diskutieren das Thema regelmäßig und sind natürlich für jede noch nicht versuchte Idee offen. Klar ist aber auch hier - wie beim wilden Müllentsorgen - es kommt auf die Menschen an. Das Ziel muss sein, sie dazu zu bewegen, eine der öffentlichen WC-Anlagen oder die "netten Toiletten", die durch die Gastroszene angeboten werden, zu benutzen. Da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt, kann man Geldbußen verhängen, was SÖR auch macht, wenn der Verursacher ermittelt wird. Leider werden aber nur die wenigsten erwischt. Bei groben Sachbeschädigungen erstatten wir grundsätzlich Anzeige. Die Polizei konnte da auch schon eine ganze Reihe von Erfolgen verbuchen. Das ist wichtig und wir werden das konsequent weiter verfolgen.

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