Kein Nachfolger: Heimatladen "Frankenland" in Nürnberg schließt

30.3.2021, 05:51 Uhr
Aus nach 16 Jahren: Detlev Tartsch in seinem "Frankenland". 

© Michael Matejka, NNZ Aus nach 16 Jahren: Detlev Tartsch in seinem "Frankenland". 

Der 75-jährige Geschäftsführer Detlev Tartsch, der das "Frankenland" 2005 ins Leben gerufen und mit viel Herzblut betrieben hat, kündigt nun an: "Wir machen Schluss" – und zwar Ende April.

"Das Hü und Hott der Politik"

Tartsch ist schon längere Zeit mit dem Gedanken schwanger gegangen, doch die endgültige Entscheidung fiel erst vor zwei Wochen: "Ich gehe davon aus, dass sich die ganze Corona-Geschichte bis zum Herbst hinzieht." Das sei zu lang für seinen Laden im Stadtteil St. Peter.

Frankentasse und mehr: Hier werden Fans fündig.

Frankentasse und mehr: Hier werden Fans fündig. © Michael Matejka, NNZ

Erschwerend komme hinzu, dass einige kleine Familienunternehmen, die ihn beliefert haben, pandemiebedingt ihr Geschäft aufgeben mussten. "Das Hü und Hott der Politik lässt keine betriebswirtschaftlich gesicherte Führung meines Betriebs in Zukunft mehr zu", sagt er. Und bedauert: "Die Pandemie hat dazu geführt, dass das Thema Heimatidentität im Bewusstsein der fränkischen Bevölkerung in dieser Zeit weniger eine Rolle spielt."

Viele Exil-Franken als Stammkunden

Dabei zeigte sich Tartsch im Vorjahr noch zuversichtlich, obwohl ihm mit den Messe-Absagen – darunter die Consumenta – 35 Veranstaltungen weggebrochen sind. Er nutzte die Zeit und baute seinen Online-Shop aus, der zwar seit 2005 existiert, aber ein Schattendasein führte.

Zu seiner digitalen Stammkundschaft zählen inzwischen zahlreiche Exil-Franken – vor allem aus München, aber auch viele Wahl-Berliner und –Hamburger. Der Online-Shop soll parallel mit der Geschäftsaufgabe enden.

Kein Nachfolger gefunden

Auch wenn "Corona der Schlag ins Kontor" war, wie er sagt, Grund für die Schließung sei vor allem die erfolglose Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Zwei Jahre lang habe er nach jemanden Ausschau gehalten, "der universell ist, Verkaufstalent besitzt, Persönlichkeit und Ahnung von Franken hat".

Sein Angebot umfasst rund 700 Produkte: Frankenartikel und fränkische Spezialitäten – von Bier über Spirituosen bis zu Senf- und Meerrettichsorten. Der Renner? Die Frankenfahne. Kein Wunder, denn "Franken ist vielfältig, Bayern einfältig", ergänzt er.

Der 75-Jährige, der nach eigenem Bekunden "kein Fränkisch, also keinen intensiven Dialekt" spricht, hat drei Jahrzehnte lang in der "Fremde" gelebt, bevor er nach Nürnberg zurückkehrte.

Berlin, Osnabrück, Leipzig

Einem Studium in Berlin folgten Osnabrück und Leipzig als Lebensstationen, aber er habe nie den Kontakt zu seiner Heimat verloren. "Auch nach der Geschäftsaufgabe werde ich dem Thema Franken in irgendeiner Form treu bleiben", kündigt er an.

Geöffnet hat das Frankenland, Regensburger Straße 75, diese Woche am heutigen Dienstag, dann am Mittwoch, Donnerstag und Karsamstag, ansonsten im April dienstags und freitags, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Im Internet hier klicken.

Verwandte Themen