Klima-Camp

Klimacamp Nürnberg: Aktivisten richten in Fischbach eine Außenstelle ein

28.5.2021, 20:29 Uhr
Eröffnung des Waldrettungs-Camps Fischbach: Klimacamp macht zweite Stelle auf.

© Michael Matejka, NNZ Eröffnung des Waldrettungs-Camps Fischbach: Klimacamp macht zweite Stelle auf.

"Entschuldigung die Störung, aber es geht ums Überleben!" Das steht in großen Lettern auf einem gelben Plakat, dass die Aktivisten gerade über die Löwenberger Straße tragen und damit den Autoverkehr stoppen. Für zwei Ampelphasen haben sie dafür die Genehmigung erworben. Das kommt nicht bei jedem gut an. Die Botschaften, dass es um den Wald geht, um die Zukunft, um den Klimaschutz, die erreichen den jungen Fahrer eines VW Scirocco nicht.

Der junge Mann lässt erst mal den Motor seines Sportcoupés im Stand kurz aufheulen, um sich dann einige Meter an die Aktivisten vorzuarbeiten. "Wenn Sie uns totfahren, haben Sie auch ein Problem", schreit einer der sperrenden Aktivisten durchs Megaphon. In diesem Moment entdeckt der Fahrer auch die Polizei am Straßenrand und geht widerwillig vom Gaspedal.

"Das ist doch Augenwischerei"

"Swarming" nennen die Aktivisten des Klimacamps eine solche kurzzeitige Sperrung nach englischem Vorbild. Zu gern würden sie hier noch länger stehen als fünf Minuten. Blockieren und informieren. Aber das ist ihnen nicht erlaubt. "Ständig verschwinden Bäume" Wenn ihnen mehr Menschen mal länger zuhören müssten, dann würden sie mehr von ihren Anliegen erzählen.


250 Tage Klimacamp: Aktivisten demonstrierten in Nürnberg


Davon, dass sie hier um 45 Hektar Reichswald kämpfen, den sie wegen des geplanten ICE -Werkes in Gefahr sehen. Dass Bäume in Nürnberg viel schneller verschwinden als sie protestieren können. Und dass sie es für eine Augenwischerei halten, wenn einerseits die Stadt für jedes neugeborene Kind einen Baum pflanze - und andererseits große Waldflächen platt gemacht werden.

Strenge Auflagen

Zwei Ampelphasen reichen ihnen dafür nicht. Überhaupt die Auflagen: durch Corona-Regularien und Bürokratie können sie nicht so, wie sie wollen. "Wir wollten direkt im benachbarten Wald demonstrieren", berichtet Klimacamp-Aktivistin Nicola Haensell. "Also genau auf jener Fläche, die von der Rodung bedroht ist." Nach eigenen Angaben dürften sie das nicht, weil es ein Eingriff in Flora und Fauna sei. Haensell grollt: "Wir dürfen also aus Waldschutzgründen den Wald nicht schützen!"

Doch weil sie zeigen wollen, dass sie keine "Party People" sind, sondern es ihnen um die Sache geht, wollen sie hier am Platz noch bis Sonntag auf sich aufmerksam machen. Programm mit Unterstützern Fünf Zelte für Übernachtungen von zehn Aktivisten wurden ihnen gestattet. Unterstützung hat sich das "Waldrettungs-Camp Fischbach", wie sich die Außenstelle nennt, von Bund Naturschutz (BN) und der Bürgerinitiative gegen das ICE-Werk geholt.

Am heutigen Samstag, 17 Uhr, wird es einen Waldspaziergang mit dem BN geben, eine Protestradtour führt um 12 Uhr durch den Reichswald nach Feucht und zurück. Für Sonntag (15 Uhr) ist eine Podiumsdiskussion geplant. Das Klimacamp Nürnberg hat heute seit 268 Tagen seine Zelte in der Innenstadt am Sebalder Platz aufgeschlagen.

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