Klinikum getäuscht: Mutmaßlicher Betrüger gab sich als Arzt aus

2.4.2019, 16:15 Uhr
Etwa einen Monat lang war ein mutmaßlicher Betrüger als persönlicher Referent des Vorstandes für Medizin und Entwicklung am Klinikum Nürnberg tätig.

© Roland Fengler, NN Etwa einen Monat lang war ein mutmaßlicher Betrüger als persönlicher Referent des Vorstandes für Medizin und Entwicklung am Klinikum Nürnberg tätig.

Vorstandvorsitzender Prof. Achim Jockwig bestätigte entsprechende Informationen der Nürnberger Nachrichten. "Der Mann war vom 11. Februar bis 20. März 2019 am Klinikum Nürnberg tätig. Er war ausschließlich mit allgemeinen Verwaltungsaufgaben, Recherchen und der Anfertigung von Stellungnahmen betraut und nicht ärztlich tätig", so Jockwig.

Der persönliche Referent führte die akademischen Titel "Prof. Dr.". Er sei Arzt und Diplom-Jurist, sagte der 45-Jährige von sich selbst. Außerdem habe ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier per Urkunde zum Professor der Rechtsmedizin auf Lebenszeit und zum Direktor des Bundeskriminalamtes ernannt. Wenn er gebraucht werde, dann schicke man schon mal einen Hubschrauber, um ihn zu einer wichtigen Sektion einzufliegen, streute er bei Gesprächen noch ein. Und ehemaliger Leibarzt der Queen sei er auch gewesen, ließ er seine staunenden Zuhörer wissen.

Als Zweifel an der Richtigkeit der akademischen Vita aufkamen, sei man diesen unverzüglich nachgegangen, so Vorstandsvorsitzender Jockwig. Eine Nachfrage bei der Deutschen Nationalbibliothek — dort sind alle Dissertationen hinterlegt — ergab, dass es die Promotion nicht gibt. Eine Fälschung ist auch die vorgelegte Approbation, wie eine Überprüfung bei der zuständigen Behörde ergab, die diese für die Ausübung des Arztberufes notwendige staatliche Bestätigung angeblich ausgestellt haben soll.

Das Klinikum hat Strafanzeige gestellt

"Der Betroffene wurde mit den Vorwürfen konfrontiert und freigestellt. Ihm wurde Gelegenheit gegeben, die Vorwürfe auszuräumen", so Jockwig. Nachdem er den Sachverhalt aber nicht glaubhaft entkräften konnte, sei das Arbeitsverhältnis am darauffolgenden Tag beendet worden. "Das Klinikum hat Strafanzeige gestellt und die Bayerische Landesärztekammer informiert", erklärt der Vorstand. "Ich bin sehr froh, dass alles schnell aufgeklärt werden konnte und mit der nötigen Konsequenz geregelt wurde."

Der 45-Jährige war allerdings auch noch in einer weiteren Funktion für das Klinikum tätig. Er hat in zwei Jahrgängen der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU), deren Campus am Nordklinikum angesiedelt ist, im Fach Gerichtsmedizin Vorlesungen abgehalten, jeweils 15 Stunden. Auch eine Prüfung hat er erstellt. "Inhaltliche Grundlage dafür war ein 193-seitiges Skript, das der PMU vorliegt. Die PMU lässt Skript und Prüfung inhaltlich von einem unabhängigen Fachgutachter prüfen", erläutert Jockwig. Das Fach Rechtsmedizin werde in beiden betroffenen Jahrgängen wiederholt, um die Studierenden auch formell abzusichern.