Gewaltkriminalität

Kneipenschlägerei in Nürnberg: Rocker sollen Gast fast totgeprügelt haben

29.6.2021, 15:12 Uhr

Der Wirt der Bar "Bucuresti" bat angeblich nur um Hilfe - am 16. August 2020 hatte er gegen 3.15 Uhr Ärger mit einem angetrunkenen Gast. Doch ein knappes Jahr später ist im Landgericht Nürnberg-Fürth die Rede von versuchtem Totschlag und im Gerichtssaal sitzen ein gutes Dutzend Justizwachleute und bewaffnete Vorführbeamte und behalten die drei Angeklagten im Auge. Die drei Männer werden mit Fußfesseln in den Saal geführt - die Sicherheit wird groß geschrieben, soll es sich bei den Angeklagten doch um Mitglieder des Motorradclubs Hells Angels handeln.

Geschädigter fast verblutet

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In jener Nacht standen die drei Männer (33, 35, 37 Jahre) vor der Bar in der Engelhardsgasse, der Wirt bat einen von ihnen, einen betrunkenen Gast aus der Bar zu bugsieren - und wenn die Anklagevorwürfe zutreffen, prügelten und traten die drei Männer auf diesen Mann ein, als wäre er ein Sandsack im Fitnessstudio.

Der Gast saß völlig betrunken in der Bar, der Boden unter seinem Tisch war übersät von Glasscherben, er hatte Gläser und Flaschen zu Boden geworfen. Als er sich weigerte, das Lokal zu verlassen, wurde er von den drei Männern regelrecht zu Boden geprügelt. Er musste Faustschläge und Fußtritte einstecken und als er auf dem Fußboden landete, schnitt er sich an den Scherben.

Frau schlug Schläger in die Flucht

Erst als eine Frau vor der Gaststätte laut schrie, und mutig genug war, zu ihrem Handy zu greifen, um die brutalen Attacken zu filmen, ergriffen die Täter die Flucht. Ihr Opfer ließen sie in einer Blutlache liegen.

Der Geschädigte erlitt mehrere Schnittverletzungen, an den Scherben riss er sich die Hüfte auf und zog sich eine 15 Zentimeter lange Wunde zu, dazu kam ein Beckenbruch. Die Glasscherben bohrten sich in einen Hüftknochen und trennten seinen Oberschenkelmuskel vom Hüftknochen. Er wurde gerade noch rechtzeitig in die Notaufnahme gebracht, ohne Hilfe wäre er verblutet.

Doch damit nicht genug: Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ist überzeugt, dass die drei Männer bereits zwei Tage vorher einen anderen Mann in Angst und Schrecken versetzten - von ihm wollten sie 10.000 Euro erpressen, zahlbar innerhalb einer Woche.

Es ging dabei nicht um Schulden, vielmehr hatten sie auf die Summe "keinen Anspruch", wie es der Ankläger formuliert.

Fürchterliche Drohungen

Doch die Drohungen waren fürchterlich: Sollte er nicht zahlen, werde man seine Frau als Prostituierte auf den Strich schicken, dem Mann werde man die Leber mit einem Messer herausschneiden, und auch seiner Familie in Rumänien wolle man etwas antun. Völlig eingeschüchtert von seinen Landsleuten wandte sich der Mann an die Polizei.

Die 19. Strafkammer rechnet derzeit mit einer aufwendigen Beweisaufnahme und kalkuliert mit Verhandlungsterminen bis Ende Juli.