Wo bleibt die Transparenz?

Kommentar: Die neue Oper geht alle an!

22.10.2021, 17:31 Uhr
Nünbergs Opernhaus ist marode. In zehn Jahren soll die Sanierung die neue Oper im alten Gewand wieder erstrahlen lassen.

© Stefan Hippel, NNZ Nünbergs Opernhaus ist marode. In zehn Jahren soll die Sanierung die neue Oper im alten Gewand wieder erstrahlen lassen.

Nürnbergs neue Oper bleibt am alten Standort. Mit dieser erwartbaren Entscheidung hat die zuständige Kommission die Weichen für das größte und teuerste Bauprojekt in der Stadtgeschichte gestellt. Die Schätzungen für die Sanierungsmaßnahme am Richard-Wagner-Platz schwanken zwischen 400 und 700 Millionen Euro (ohne Interim).

Es ist fest davon auszugehen, dass der Stadtrat dieser Empfehlung folgen wird. Der klassische Weg für die klassische Musik wird somit beschritten, eine für Nürnberg typische und wohl auch angemessene Lösung favorisiert. Einen Neubau an anderer Stelle, vielleicht sogar als Metropolopernhaus mit moderner Architektur im Städtedreieck Nürnberg-Fürth-Erlangen, zu wagen - das wäre wohl zu mutig oder für fränkische Verhältnisse gar verwegen gewesen.

Im Staatstheater ist die Erleichterung groß, denn dort hat man den Weg des geringsten Widerstands von Anfang an favorisiert. Und tatsächlich sind die Synergieeffekte zwischen Schauspielhaus und Musiktheater nicht von der Hand zu weisen. Ob allerdings der vollmundig angekündigte Brückenschlag zwischen Südstadt und Altstadt gelingen kann, das darf bezweifelt werden.

Denn die Opernhausbesucher sind gewiss kein Abbild der Stadtgesellschaft, das Publikum ist vielmehr älter, elitärer, gebildeter und einkommensstärker als der Durchschnitt der Bevölkerung. Es bleibt also eine spannende Herausforderung, Nürnbergs Multikulti-Szene aus der Südstadt über das sanierte Opernhaus und den dann neu gestalteten Platz anzusprechen. Bislang hat Nürnberg gerade bei Plätzen kein sonderlich glückliches Händchen bewiesen, vom Klarissenplatz einmal abgesehen. Möge die Übung dieses Mal gelingen!

Spannender als der Verbleib der Oper im 1905 erbauten Gebäude ist das Taktieren der Opernhauskommission bei der Frage des Ausweichspielstätte. Obwohl große Eile geboten wäre, wird der Ball an den Stadtrat zurückgespielt. Der von vielen favorisierte Innenhof der Kongresshalle bleibt als nur eine Option - neben der Messe und dem Schöller-Areal.

Dabei liegt die einzig mögliche Variante auch auf der Hand: Am Ende kommt die Kommunalpolitik aus sehr pragmatischen Gründen nicht am ehemaligen Reichsparteitagsgelände vorbei. Offenkundig soll in den kommenden Wochen über Bürgerbeteiligung mehr Verständnis für den Umzug geweckt werden.

Diese fehlende Transparenz zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Opernhaussanierung. Erst wurde er über Jahre wenn nicht Jahrzehnte versäumt, die Weichen zu stellen, dann musste es sehr schnell gehen, weil Brandschutzauflagen der Oper in Nürnberg sonst ein Ende bereitetet hätten.

Ein Großprojekt im Jahr 2021 einfach so durchzuboxen, erstaunt. Spätestens seit Stuttgart 21 sollte bekannt sein, dass die Bevölkerung möglichst breit informiert und beteiligt werden sollte.

Verwandte Themen


1 Kommentar