König will den "Bypass" stoppen

9.1.2020, 20:22 Uhr
König will den

© Foto: Horst Linke

Unüberhörbar waren alle auf dem Podium bemüht, das Knoblauchsland zu würdigen. "Als Sozi bin ich bei dem Thema gern ein bisschen konservativ", räumte SPD-OB-Kandidat Thorsten Brehm eingangs ein. Der in Buch aufgewachsene Sportvereinschef durfte quasi als Hausherr beginnen. Der Umgang mit den Ackerflächen sei "eine große Herausforderung", doch ungeachtet, "dass wir nicht daran vorbeikommen, das eine oder andere Gebiet zu entwickeln", müsse auch "irgendwann Schluss sein", damit das Gemüseanbaugebiet "als Kulturgut erhalten bleibt", betonte Brehm.

Nachdem CSU-Kandidat Marcus König seine bäuerlichen Großeltern in Neunhof erwähnt hatte, verwies er auf die Bedeutung der vielen "familiengeführten Betriebe" und der regionalen Produkte sowie die gerade mal 4,2 Kilometer Luftlinie des südlichen Knoblauchslandrandes bis zum Rathaus. Dieses Alleinstellungsmerkmal Nürnbergs sei "eine Marke", die "geschützt und gestärkt" werden müsse, indem die Stadtverwaltung "bürokratische Hürden abbauen" müsse.

Von einem "Schatzkästlein, das uns total wichtig ist", sprach Grünen-Kandidatin Verena Osgyan. Sie unterstützte Königs Idee von einer Offensive für "regionale Produkte in den Kantinen", plädierte aber noch für das Prädikat "bio". Das "Agrarstrukturelle Gutachten" vom Mai 2017 hält sie für eine "gute Grundlage", wichtig ist Osgyan aber, dass das Knoblauchsland "nicht zum Verschiebebahnhof für ökologische Ausgleichsflächen" bei Bauprojekten in der Stadt wird. Hier sei "in den vergangenen Jahren etwas schiefgelaufen".

Als Selbstständiger bekräftigte der Südstädter Ümit Sormaz (FDP) sein offenes Ohr für die "Sorgen und Nöte" der Gemüsebetriebe. Auch er will sich, ebenso wie Christian Rechholz (ÖDP, ebenfalls in der Südstadt daheim) dafür einsetzen, dass abgesehen vom Stadt-Umland-Bahnprojekt keine weiteren landwirtschaftlichen Flächen abgezwackt werden.

Absage an das "scharfe Schwert"

Der "Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme Marienberg" erteilte König eine klare Absage, auch Osgyan hält das "scharfe Schwert" einer SEM für "falsch". Während Brehm und Sormaz strikt gegen eine Enteignung sind, gab Rechholz zu, dass er hier "noch keine Meinung" hat. Einig war sich das Quintett, dass man Erdstromkabel auf Äckern im Rednitztal verhindern will und das Betreten von Äckern samt Hundekot-Problem mit mehr Aufklärung und notfalls per Strafe unterbinden will.

Unterschiedliche Positionen gab es beim Verkehr. Im Gegensatz zu SPD und Grünen, die einen "Bypass" nördlich der Schleswiger Straße zur Bamberger Straße im Zuge eines Neubaugebiets beschlossen haben, setzt König auf einen Durchbau der Bamberger Straße zur Raiffeisenstraße, um so zehn Hektar Ackerfläche zu retten. Den "Bypass" will er stoppen, wofür es starken Beifall gab, und Wetzendorf anderweitig beruhigen. Dass dadurch Höfles und die Kriegsopfersiedlung stärker belastet werden, wie kritisiert wurde, sei vertretbar.

Thorsten Brehm hält den "Bypass" für "pragmatisch", langfristig baut er aber auf weniger Autos durch eine bessere Nahverkehrsanbindung. Wie andere Kandidaten, bot Verena Osgyan Gespräche vor Ort an. Viel Beifall erhielt die Grüne für die Absage an den geplanten Ausbau des Frankenschnellwegs, der "ein Projekt aus dem vergangenen Jahrtausend" sei.

 

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