Kreatives Bauprojekt: So süß ist Nürnbergs Wichtelhausen

26.4.2020, 15:59 Uhr
Kreatives Bauprojekt: So süß ist Nürnbergs Wichtelhausen

© Lars Pflüger

Über der Wäscheleine hängen Hose und Hemd, blau-weiß-kariert. Neben der gelben Eingangstür steht ein Liegestuhl, gegenüber sind Schaukel und Feuerstelle aufgebaut. Eine Strickleiter führt in ein Baumhaus, vor dem blaue und rosafarbene Blumen blühen.

Wer im Wald an der Liegnitzer Straße unterwegs ist, kann all das entdecken. Doch müssen Spaziergänger genau hinschauen, denn für Tür, Stuhl, Tisch und für alles andere gilt: Sie sind winzig. Deshalb soll ein Hinweisschild helfen, das am Anfang des Forstwegs angebracht ist. Es zeigt den Weg nach Wichtelhausen.

Bauzeit für das Mini-Dorf: ein Tag

Nürnbergs jüngstes Nachbarviertel steht erst seit wenigen Tagen. Bauzeit: ein Tag. Möglich gemacht haben das Lars, Birgit und Feenja Pflüger. Schon länger hat die Familie aus Langwasser mit dem Gedanken gespielt, ein Wichteldorf zu bauen. "Bei uns im Haus wohnt ja seit einiger Zeit ein Wichtel namens Winnie", erklärt Papa Lars.

Den Ausschlag aber hat Hamburg gegeben. Dort gibt es seit ein paar Wochen ein Wichteldorf, das mit einer einzigen grünen Tür angefangen hat. Gebaut hat die ein Vater, um für seine Kinder in Corona-Zeiten eine Anlaufstelle zu haben. Doch bei der einen Tür bleibt es nicht, andere Familien stellen weitere auf, das Dorf wächst.

Inspiration und Stöcke aus dem Wald

Als die Pflügers davon hören, berät sich die Familie kurz und entscheidet dann: "Wir wagen es auch und legen los." Zusammen mit Tochter Feenja spaziert Lars Pflüger durch den Wald und lässt sich inspirieren, sie sammeln kleine Stöcke, aus denen später Schaukel und Feuerstelle entstehen. "Alles wurde von uns selbst gebastelt", sagt Pflüger.

Kreatives Bauprojekt: So süß ist Nürnbergs Wichtelhausen

© Lars Pflüger

Zumindest das, was die Familie aus Langwasser nicht aus ihrem heimischen Fundus nimmt. "Aber auch Holzbänke, Sessel und Servierwagen mussten wir erst umändern oder reparieren." Während Papa Lars viele der handwerklichen Aufgaben übernimmt, dekorieren Mama Birgit und Tochter Feenja Baumhaus und Wäscheleine, sie bemalen die Tür und den Briefkasten.

Acht Stunden arbeitet die Familie an ihrem Dorf, für das sie dann noch den passenden Platz sucht. An einem Baum über "Wichtelhausen" haben die Pflügers einen Zettel aufgehängt. Dort schreiben sie, wie das Dorf entstanden ist, dass sie keine Bäume verletzt haben. Und ihr Ziel: "Wir wollen den Leuten in dieser außergewöhnlichen Zeit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern", sagt Lars Pflüger. Die Sorgen sollen sie "für einen kurzen Moment hinter sich lassen".

Fremde hinterlassen Briefe und Figuren

Gerne wollen die Pflügers auch die Kreativität anregen. Jeden Tag schauen sie gerade nach ihrem Dorf, fast jeden Tag werden sie positiv überrascht: Mal sind Briefe im Briefkasten, mal ist es eine Figur aus Tannenzapfen oder eine Steinhöhle mit Moos als Dach, die andere hinterlassen haben. Dabei ist Wichtelhausen erst eine Woche alt. Wächst es weiter in diesem Tempo, wird aus dem winzigen Dorf noch ein ganz großes.

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