Teuer und schwer zu beschaffen

Luftfilter gegen Corona: Stadtrat will Klassenzimmer ausstatten - aber nicht alle

21.7.2021, 05:55 Uhr
Das Schuljahr in Bayern neigt sich dem Ende zu. Noch ist unklar, wie die Situation im Herbst aussehen wird.

© Matthias Balk, dpa Das Schuljahr in Bayern neigt sich dem Ende zu. Noch ist unklar, wie die Situation im Herbst aussehen wird.

Viele Mütter und Väter blicken schon jetzt mit Sorge auf das neue Schuljahr. Wieder Homeschooling, wieder Wechselunterricht? Familien sind mit ihren Kräften am Ende, viele Kinder haben psychisch gelitten, viele den Anschluss verloren. Die Politiker im Schulausschuss des Stadtrats haben Verständnis für die Bedenken der Mütter und Väter. Auch sie wollen, dass die Stadt auf den Herbst bestmöglich vorbereitet ist, wenn die Corona-Zahlen aufgrund der Delta-Variante wieder steigen sollten.

Schulreferentin Cornelia Trinkl (CSU) betont denn auch in der Aussschusssitzung, dass die Stadt keineswegs untätig ist, sondern dass mit allen Kräften Vorsorge getroffen werde. "Natürlich bereiten wir uns vor. Wir wollen so viel Präsenzunterricht wie möglich." Impfangebote für Schüler der Abschlussklassen, Corona-Tests, Desinfektionsmittel: Die Vorbereitungen für den Herbst laufen, so Trinkl. Dazu gehöre freilich auch die Beschaffung von Raumluftreinigern.

300 Geräte im Einsatz

300 Geräte sind an Nürnberger Schulen bereits im Einsatz. Der Vorschlag, den die Stadtverwaltung nun den Stadträten macht, lautet: die Klassenzimmer der Grund- und Förderschulen sowie der fünften und sechsten Jahrgangsstufen an den weiterführenden Schulen mit Luftreinigungsgeräten auszustatten. Das sind nach Angaben von Michael Kaiser, der im Schulreferat für die hausverwaltende Einheit zuständig ist, rund 1200 von insgesamt 4000 Räumen.

Die Stadträte im Ausschuss sind sich einig darüber, dass dieses Geld gut angelegt ist. Kaiser muss allerdings die Hoffnung auf schnelle Lösungen etwas dämpfen. Ein Problem sei die Lieferzeit für die Geräte, sie liege derzeit bei mindestens 20 Wochen. Dazu komme, dass für die Anschaffung ein "großes europäisches Vergabeverfahren" vorgesehen sei. "Da brauchen wir eine Lösung", so Kaiser. "Sonst bekommen wir die Ausstattung frühestens im März." Das Problem trifft Nürnberg nicht allein. "Wir sind hier in der Abstimmung mit Fürth und Erlangen, um eine Lösung zu finden", sagt Cornelia Trinkl.

Großer Aufwand

Die Ausrüstung der Klassenzimmer mit Filtergeräten sei auch für die Schulen aufwändig, erklärt Kaiser weiter. "Man kann sie ja nicht einfach in eine Ecke stellen. Sie brauchen einen passenden Platz im Raum."

Immer wieder erreichen die Schulen und die Stadt Anfragen von Eltern, die Filtergeräte spenden möchten. Derzeit stehen laut Kaiser zehn gespendete Apparate in Nürnberger Klassenzimmern. Das Engagement der Eltern sei löblich, doch nicht immer zielführend. Die Auswahl der tauglichen Exemplare, die es auf dem Markt gebe, beschränke sich auf zwei. "Was für ein Wohnzimmer geeignet ist, muss nicht für ein Klassenzimmer tauglich sein." Oft würden Eltern zur Auflage machen, dass ihr Kind das Gerät mitnimmt, wenn es auf eine weiterführende Schule wechselt.

Warum sich die Verwaltung auf zwei Gerätetypen festgelegt hat, erklärt Kaiser so: "Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Klinikum, dem Hochbau- und dem Gesundheitsamt Feldversuche durchgeführt. Alle anderen Geräte haben sich als nicht leistungsfähig erwiesen."

Kein Allheilmittel

"Das ist ein gigantisches Vorhaben", sagt Gabriele Klaßen, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen. "Aber wir müssen etwas machen. Es ist richtig, erst die Klassenzimmer der Jüngeren mit Filtern auszustatten." Auch Daniel Frank (CSU) signalisiert Zustimmung: "Wir begrüßen den Weg, die Räume der unter Zwölfjährigen auszustatten." Er weist aber auch darauf hin, dass die Geräte kein Allheilmittel darstellten. "Wir werden weiter lüften müssen. Es gibt keine einhundertprozentige Sicherheit." Was die Lärmbelastung durch die Geräte angehe, die immer wieder angesprochen werde, könne er Entwarnung geben. Als Lehrer hat Frank damit bereits Erfahrung. "Ich unterrichte in Räumen mit Filtern. Sie sind nicht zu laut." Dass die Filteranlagen alleine nicht die Lösung bringen, betonen auch Michael Kaiser und Schulreferentin Trinkl.

Claudia Arabackyj (SPD) ist ebenfalls einverstanden mit dem Vorschlag der Verwaltung. Allerdings bereitet ihr Sorge, was Michael Kaiser zuvor gesagt hat. Dass es mit der Beschaffung der Geräte dauern kann. "Das Verständnis der Eltern wird sich in Grenzen halten. Ich hoffe sehr, dass wir eine Möglichkeit finden, dass es schneller geht."

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