Mit Knoblauch und Krautsalat: Streit um Schäufele-Rezept

7.5.2021, 16:41 Uhr
So muss ein fränkisches Schäufele aussehen.

© Bernd Jürgens/Fotolia So muss ein fränkisches Schäufele aussehen.

Franken kocht vor Wut. Zumindest ein wenig. Allen voran der Freundeskreis "Die Frankenstimmen". Der setzt sich schon lange für den Erhalt fränkischen Kulturguts ein. Und verteidigt das auch gegenüber dem omnipräsenten Freistaat. Wann immer also Nürnberg oder Fürth als Städte in Bayern bezeichnet werden, mahnt der Freundeskreis freundlich an, dass es Städte in Franken heißen muss.

Trost für das Oktoberfest?

Dass diese Woche Das Erste in seiner Sendung "ARD Buffet" das Schäufele zu seinem Rezept des Tages macht, ist eigentlich nach dem Geschmack der Frankenstimmen. Zumal das auch standesgemäß als "Fränkisches Nationalgericht" und "Hommage an Franken" bezeichnet wird. Ob das Schäufele aber "ein Trost für alle die ist, die das Oktoberfest vermissen", wie es Moderatorin Evelin König formuliert, sei dahingestellt.

Köchin Antonina Müller jedenfalls weiß, worauf es bei der "Heimatküche Franken pur" ankommt: die Kruste. Richtig. Gleich danach aber vergeht den Mitgliedern des Freundeskreis der Appetit. Zur Schweineschulter werden im "ARD Buffet" Brezenknödel und Krautsalat serviert. Das macht die "Frankenstimmen" sprachlos.

Inzwischen haben sie ihrem Ärger Luft gemacht. "In Franken gibt es keine Knödel - auch keine Knödelrolle", sagt Rudolf Bernd Kondler. "Bei uns gibt es Klöße, im Dialekt auch 'Kniedla" genannt", schreibt er in einer Mail an die ARD.

"Sau umsonst gestorben"

Das sehen die anderen Frankenstimmen genauso. "Wenn ich als Nürnberger diese Sauerei lese", schreibt Peter Büttner, "dreht sich mir der Magen um." Sein vernichtendes Urteil: "Die Sau ist umsonst gestorben." Und Sabine Welß ist sicher, dass man "einem Franken oder einer waschechten Fränkin so etwas nicht anzubieten braucht".


Während der Pandemie: Hier gibt es "Schäufele to go"


Dabei geht es dem Freundeskreis nicht nur um die Beilage, die, wie sie den Machern der Sendung mitgeteilt haben, aus "greena Kleeß, knackigem Sauerkraut oder gemischtem Salat" bestehen sollte. "Schon bei der Zubereitung sträuben sich einem die Haare sehr", sagt Rudolf Bernd Kondler.

Knoblauch in der Marinade?

Die aus Franken stammende Köchin Antonina Müller muss zwar selbst schmunzeln, als sie bei der Zubereitung der Marinade neben Öl, Pfeffer, Salz und Kümmel auch noch zum Knoblauch greift. "Viele werden jetzt lachen, weil es bei mir kein Rezept ohne Knoblauch gibt." Kondler und die Frankenstimmen weinen da eher. Mit Knoblauch werde ein echtes fränkisches Schäufele nämlich nicht eingerieben.

Das "ARD Buffet" hat inzwischen auf die Rückmeldungen aus Franken reagiert. "Klassiker werden in Familien immer unterschiedlich gekocht", heißt es. Und: "Essen ist halt immer auch eine große Portion Geschmacksache." Geschmeckt hat es - und zwar dem langjährigen Redaktionsleiter der Sendung. Der ist Franke und hat sich das Rezept an seinem letzten Arbeitstag gewünscht. Am Ende darf er sogar kosten und genießt das knusprige Stück Schweineschulter sichtlich.

Doch versöhnliches Ende

Rudolf Bernd Kondler verweist trotzdem noch einmal auf die klassisch-fränkische Rezeptur, die auch beim Verein "Freunde des Fränkischen Schäufele" nachzulesen ist. Trotzdem freut er sich, dass Frankens Nationalgericht "einem Millionen-Publikum im Fernsehen empfohlen wurde". Und immerhin, sagt Rudolf Bernd Kondler versöhnlich: "Schäufele wurde richtig geschrieben."

Verwandte Themen


16 Kommentare