Mitarbeiter wollen auch den Karstadt in Langwasser retten

9.7.2020, 19:25 Uhr
Mitarbeiter wollen auch den Karstadt in Langwasser retten

© Rurik Schnackig

Zumindest eine Sache aus dem Dreier-Wunsch ist schon mal abgearbeitet: Karstadt Lorenzkirche darf bleiben. Während also bei den Karstadt-Kollegen der Innenstadt vor einigen Tagen die Tränen der Erleichterung geflossen sind, machte sich in Langwasser schon Verzweiflung breit. Von einem schwarzen Freitag ist die Rede, als die Nachricht hereinkrachte, dass die beiden Nürnberger Häuser auf der Streichliste stehen. "Da war erstmal der ein oder andere Schnaps nötig", sagte eine Mitarbeiterin geknickt. Doch gestern haben die 79 Mitarbeiter ihre gesamte Power zusammen genommen und mit einer kraftvollen Kundgebung vor dem Franken-Center auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht.


"Kaufhaus der Zukunft": Wie geht es mit Nürnbergs Karstadt weiter?


"Herz des Franken-Centers", hieß die Aktion. Mit dem Titel soll zum einen die zentrale Bedeutung des Warenhauses für das beliebte Center unterstrichen werden - zum anderen aber auch die Gefühlslage verdeutlicht werden: "Den Standort schließen zu wollen ist eine herzlose und verantwortungslose Maßnahme", sagte Katharina Lorenz, Betriebsratsvorsitzende Karstadt Langwasser. "Wir wollen zeigen, dass es um mehr als nur Zahlen geht. Wir sind Menschen. Wir haben Familien. Es geht um unser Schicksal!"


Jaana Hampel, Gewerkschaftssekretärin der Verdi, spricht vielen Kunden aus der Seele, wenn sie in dem Standort Langwasser weit mehr als nur ein Warenhaus sieht: "Karstadt sichert die Grundversorgung in Langwasser. Wo sonst können ältere Mitbürger noch einen neuen Topf, Handtücher oder einen Mixer kaufen ohne eine lange Anreise zu haben?"

Mit Magnetwirkung

Aktuell laufen die Verhandlungen. Betrieben wird das Franken-Center von der ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, die zeitweise auch für den City-Point in Nürnberg verantwortlich war. Das Franken-Center ist ein besonderes Kind der ECE, weil es ihr erstes großes Einkaufscenter war. In den Verhandlungen wird es vor allem darum gehen, ob die Miete für Karstadt soweit gesenkt werden kann, dass sich der Betrieb fortführen lässt. "Wir sind uns der Magnetwirkung von Karstadt durchaus bewusst", hieß es zuletzt aus dem Centermanagement.

Unterstützung bekommen die Mitarbeiter in Langwasser bei ihrem Kampf weiterhin von den Karstadt-Kollegen aus der Innenstadt. "Wir stehen Seite an Seite", heißt es. Das Wort für den Standort ergriff auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, der die Veranstaltung besuchte: "Wir wollen den Beschäftigten und dem Standort eine Zukunft bieten", teilte er mit. Das Franken-Center behalte seinen Wert nur gemeinsam mit Karstadt.


"Der Ball ist noch im Spiel", machte Oberbürgermeister Marcus König Mut. Neben ihm bekundeten auch der SPD-Landtagsabgeordnete Arif Taşdelen, der CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller ihre Solidarität mit Karstadt.

Kritik am Management

Viel Anerkennung gab es vom Deutschen Gewerkschaftsbund und von Verdi für die Mitarbeiter, aber auch viel Kritik in Richtung der höheren Ebenen: "Die Menschen hier geben wirklich alles - trotz eines 20 Jahre dauernden Missmanagements", rief Jaana Hampel den etwa 250 mit Maskenschutz versammelten Leuten entgegen. Denn auch wenn die Schließung vom Tisch wäre, brauche es immer noch ein Konzept, das mehr beinhalte als einen langen Donnerstag oder einen Einkaufssonntag. "Sonst stehen wir in zwei Jahren wieder hier."

Als Symbol dafür, dass hinter den Schließungsplänen Menschen stehen, ließen die Mitarbeiter nach der einstündigen Kundgebung rote Herz-Luftballons steigen, an denen Fotos von ihnen hingen. Dass einige der Ballons dadurch zu schwer waren und nur ein paar Meter abhoben, wertete man nicht als schlechtes Omen: "Da legen wir später noch ein paar Ballons nach - dann starten die wie Raketen", sagte eine Mitarbeiterin. Da ist er wieder, der Kampfgeist.

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