Muslime: Nürnbergs Schulen pochen auf Schwimmstunden

11.1.2017, 05:49 Uhr
Muslime: Nürnbergs Schulen pochen auf Schwimmstunden

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Im Burkini zum Schwimmunterricht? Aus der Sicht von Maria Forster ist das kein Problem. Die Rektorin der Grundschule Reutersbrunnenstraße erlebt es immer mal wieder, dass ihre muslimischen Schülerinnen nur in der islamischen Version des Badeanzugs ins Wasser wollen. "Oder sie ziehen Radlerhose und T-Shirt an." Und das findet Forster "völlig in Ordnung".

Viel wichtiger ist ihr, dass die Mädchen an den Schwimmstunden teilnehmen. Und das tun sie an der Gostenhofer Schule, wo sich über 70 Prozent der gut 430 Schülerinnen und Schüler beteiligen, ohne dass Forster darüber diskutieren muss. Wäre es anders, würde sie versuchen, die Eltern zu überzeugen, betont die Rektorin. "Aus Gründen der Integration finde ich das sehr wichtig." Wer von diesem Teil des Sportunterrichts ausgeschlossen sei, der stehe womöglich auch in der Klassengemeinschaft am Rande.

Ähnlich argumentieren auch andere Schulleiter in Nürnberg. Und manche von ihnen müssen durchaus gelegentlich Überzeugungsarbeit leisten, damit die Eltern ihr Einverständnis erklären. "In Einzelfällen gibt es Diskussionsbedarf", sagt zum Beispiel Markus Schmeiser, Rektor der Knauerschule. Die wenigen Skeptiker könne er allerdings in der Regel relativ schnell überzeugen, betont der Pädagoge.

Bis zu 15 Prozent der Fünftklässler können nicht schwimmen

Wäre es anders, hätte Schmeiser auch kein allzu großes Verständnis dafür. "Wer unser System als so wertvoll erachtet, dass er hier leben möchte, sollte das akzeptieren." Der Schwimmunterricht gehöre zum Erziehungsauftrag der Schulen, zudem sei er im Zweifelsfall (über-)lebenswichtig. Aus demselben Grund pocht auch das Martin-Behaim-Gymnasium auf die Teilnahme aller Schüler am Schwimmunterricht. Der Bedarf sei schließlich da, sagt die stellvertretende Schulleiterin Sigrid Fehn. Zehn bis 15 Prozent ihrer Fünftklässler können nämlich nicht schwimmen. An den entsprechenden Stunden nicht teilzunehmen, sei deshalb keine Option, betont Fehn. "Wir würden das einfordern." Nötig sei das jedoch nicht.

"Die Mädchen sind bislang immer mitgekommen", sagt auch der Leiter der Ossietzky-Schule, Klaus Markel. Mit Blick auf die Zahl der Badeunfälle hält auch er den Schwimmunterricht für sehr wichtig. Bei Bedarf verweist er auf getrennte Umkleidekabinen und das weibliche Begleitpersonal.

Gibt es doch mal Schwierigkeiten, müssen die Schulen von Fall zu Fall entscheiden. Vorgaben aus dem Kultusministerium gebe es nicht, betont Peter Ort, Leiter der Mittelschule St. Leonhard. Dort steht Schwimmen in diesem Jahr neu auf dem Stundenplan der Fünftklässler. "Probleme gab es damit nicht."

Erst am Dienstag war ein Elternpaar aus Basel vor dem Menschenrechtsgerichtshof mit einer Klage gegegen die Teilnahmepflicht für ihre Kinder vor dem Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg gescheitert.

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