Nach Eskalation an der Lorenzkirche: Stadt verlegt Demos

15.5.2020, 06:00 Uhr
Nach Eskalation an der Lorenzkirche: Stadt verlegt Demos

© Elke Graßer Reitzner

Es sind Bilder gewesen, die am morgigen Samstag keiner der Verantwortlichen noch einmal sehen will: Rund 2000 Menschen standen vor knapp einer Woche dicht gedrängt an der Lorenzkirche, protestierten ohne Mindestabstand und teilweise ohne Masken gegen die Einschränkungen, die das Coronavvirus dem gesellschaftlichen Leben derzeit auferlegt (wir berichteten). Besorgte Bürger, Impfgegner, Passanten, aber auch rechtsextreme Gruppierungen hatten sich zusammengefunden, die Atmosphäre war laut Polizei phasenweise aufgeheizt.


2000 Impfgegner demonstrieren in Nürnberg ohne Mindestabstand - und umarmen sich demonstrativ


"Einzelne Gruppen wollten die Situation nutzen, um eine aggressive Stimmung zu schüren", sagt Polizeisprecher Michael Konrad. Mehrere Trittbrettfahrer hätten sich unter die Teilnehmer gemischt, "die eigentlichen Veranstalter waren nicht das Problem".

Dennoch müssen sie jetzt damit leben, dass sie nicht an ihrem Wunschort demonstrieren dürfen. "So etwas können wir unmöglich erneut in der Innenstadt zulassen", sagt die Chefin des Ordnungsamtes, Katrin Kurr. Dem Wunsch der Initiativen "Lesen für die Demokratie" und "Netzwerk Impfentscheid", wieder vor der Lorenzkirche zu protestieren, hat die Stadt in Absprache mit der Polizei deshalb eine Absage erteilt. Beide Gruppen werden jetzt von 14 bis 15 Uhr vor der Meistersingerhalle ihre Forderungen kundtun, 550 Teilnehmer sind angemeldet.

Keine Veranstaltungen vor Lorenzkirche

Nach Eskalation an der Lorenzkirche: Stadt verlegt Demos

© Foto: Horst Linke

Den Ort (und auch die weiteren Treffpunkte) gab die Kommune erst auf Nachfrage der Lokalredaktion bekannt – die Behörden wollen kein zusätzliches Publikum anlocken. Ohnehin machen bereits Gegner der Veranstaltung mobil: Das "Bündnis Nazistopp" wird in der Nachbarschaft unter dem Motto "Schluss mit Corona-Mythen und Verschwörungstheorien" demonstrieren.

Laut Kurr hat die Stadt noch zwei weitere Veranstaltungen genehmigt: Um 15 Uhr wollen sich 50 Menschen im Marienbergpark zu einer "Meditation für den Erhalt der Grundrechte" versammeln, um 15.30 Uhr werden auf der Wöhrder Wiese 200 Teilnehmer zu einer Veranstaltung des Vereins für die "Stärkung und Unantastbarkeit des Grundgesetzes" erwartet.Stadt und Polizei rechnen jedoch damit, dass es nicht bei den offiziell angemeldeten Veranstaltungen bleiben wird. "Wir haben das im Blick", betont Polizeisprecher Konrad.

Vor der Lorenzkirche dürfe es keine Veranstaltung geben. "Alles, was dort versucht wird zu initiieren, ist nicht erlaubt. Wir werden da eingreifen." Denn es solle verhindert werden, dass sich unbeteiligte Passanten bedrängt oder behindert fühlten. Auch anderswo in der Innenstadt werde die Polizei im Einsatz sein, so Konrad. "Es gibt viele Möglichkeiten, Plätze zu nutzen." Doch überall gleichzeitig könnten die Beamten nicht sein. Ordnungsamt und Polizei hoffen deshalb auch ein Stück weit auf die Vernunft der Menschen.

"Keine Toleranz" bei Verstößen

Gegen ordnungsgemäß genehmigte Veranstaltungen mit genügend Abstand sei nichts einzuwenden. "Aber es gibt keine Toleranz gegenüber Leuten, die gänzlich unangekündigt Veranstaltungen aus dem Boden stampfen und gegen die geltenden Bestimmungen verstoßen", betont Konrad. "Wir werden da einschreiten, wo es nicht funktioniert."

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