Nach Eskalation: Polizei verteidigt ihr Vorgehen

7.7.2009, 00:00 Uhr
Nach Eskalation: Polizei verteidigt ihr Vorgehen

© colourbox.com

Polizeipräsident Gerhard Hauptmannl weist die Vorwürfe mancher Bürger zurück, die Beamten hätten sich am Jamnitzerplatz eines «Hetzjagd« veranstaltet und sich wie eine «wildgewordene Polizeitruppe« aufgeführt. Im Gegenteil. «Wir haben extrem viel zur Deeskalation gemacht«, sagt er und schildert, wie manche Chaoten unter den Feiernden mitten auf der Straße Feuer machten oder eine Stereoanlage aufdrehten, so dass Anwohner bei der Polizei anriefen und um Hilfe baten. «Drei Mal sind wir in solchen Situationen eingeschritten und haben uns sofort wieder zurückgezogen«, sagt Hauptmannl. Aber irgendwann sei der Punkt erreicht, an dem man dem Treiben nicht mehr zusehen könne.

Müll auf der Straße angezündet

Was in dieser Nacht passierte, schildert der Nürberger Polizeichef Gerhard Schlögl: Müll wurde auf der Straße angezündet, die Polizei löschte mit einem Feuerlöscher, zog sich wieder zurück. Autonome setzten sich auf die Straße, es werden immer mehr, zirka 150. Schließlich veranstalten sie einen Spontanaufzug Richtung Fürther Straße, die Polizei - es sind 60 beamte im Einsatz, darunter 30 USK-Kräfte, die wegen hiesiger Kirchweihen abrufbar waren - lässt sie weitgehend gewähren. Kurzzeitig beruhigt sich die Lage, dann spitzt sie sich wieder zu.

Die Feuer werden größer, die Autonomen bewerfen die Beamten mit Glasflaschen «in einer Massivität, wie wir sie in Nürnberg noch nicht gekannt haben«. Schlögl spricht von einem regelrechten «Flaschenhagel«. Schließlich habe man dem allem nicht mehr zusehen können. Es sei auch zum Schlagstockeinsatz gekommen.

«Es gab keine Hetzjagd«

Er betont: «Es gab keine Hetzjagd gegen Unbeteiligte.« Die Maßnahmen hätten sich gegen die Feuerleger und Flaschenwerfer gerichtet.

Gegen drei Uhr morgens befanden sich nahe dem Jamnitzerplatz rund 60 Autonome, wie Einsatzleiter Alfred Kühnl berichtet. Sie zündeten auf der Mittkeren Kanalstraße ein Feuer an, das schließlich zwei Meter hohe Flammen schlug. Die Feuerwehr rückte an. Die Räumung, sagt Kühnl, habe dazu gedient, die Anfahrt der Feuerwehr zu sichern. Dabei seien «Gewalttäter« in den Park abgedrängt worden, die von dort aus weitere Flaschen geworfen hätten.

Auch Unbeteiligte am Platz

Der Knackpunkt: Neben den Autonimen befanden sich auch «einige wenige« unbeteiligte Bürger dort auf und am Platz. Und unter diesen Bürgern war der Musiker Tobias Hacker, er sagt: Obgleich er nicht provoziert habe, hätten ihn Polizisten geschlagen. Oder die ehemalige SPD-Stadträtin Sabine Lindsiepe, die den Polizeieinsatz verfolgte, schwere Vorwürfe erhob und von einer «Hetzjagd« sprach.

Hauptmannl vermutet, sie habe da «gewisse Festnahmeversuche« mitbekommen, die naturgemäß ruppig zugehen. Zugleich räumt er ein, dass er zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen könne, dass auch Unbeteiligte bei diesem Einsatz zu Schaden gekommen seien. Er betont aber auch: Wer solche Ausschreitungen wie in jener Nacht mitbekommt, «der muss sich vom Schauplatz entfernen«. Denn, fügt der Einsatzleiter an, es gebe leider noch keine Patentrezepte, wie man vermeiden könne, dass Unbeteiligte in solche Situationen geraten.

Hauptmannl kündigt jedenfalls an, jeden «Einzelfall aufzuarbeiten«. Die Polizei sei auch zum Gespräch mit Bürgern bereit. Zwischenzeitlich erreichten die NN viele Leserbriefe, die sich hinter die Polizei stellen.