Nelson-Mandela-Platz eröffnet: Das hellgrüne Tor zur Südstadt

15.9.2020, 20:03 Uhr
70 Bäume wurden gepflanzt, der Rasen wird automatisch bewässert, und zwar von unten. Das viele Grün ist auch ein Beitrag gegen die Hitze in der Stadt.

© Foto: André De Geare 70 Bäume wurden gepflanzt, der Rasen wird automatisch bewässert, und zwar von unten. Das viele Grün ist auch ein Beitrag gegen die Hitze in der Stadt.

Grün ist die Hoffnung, in diesem Falle zart hellgrün: Der junge Rasen, der auf dem neu gestalteten Nelson-Mandela-Platz wächst, steht für viele große Ziele, die Nürnberg hat. Vor allem soll er ein Verbündeter im Klimawandel sein. Und ein sichtbares Zeichen dafür, dass die Südstadt Wertschätzung erfährt.

Fast alle, die zu der offiziellen Eröffnung gekommen waren, erinnern sich mit Schaudern an eine zubetonierte Fläche hinter dem Hauptbahnhof, vollgestellt mit Fahrrädern, Autos und wartenden Taxis. Ein ungeordneter Parkplatz, ein trostloser Anblick. Nun säumen 70 schlanke Bäume den Platz, rund um die große Rasenfläche gibt es Stufen und Sitzflächen. Das nahe Fahrradparkhaus soll zusammen mit dem neu gestalteten Platz eine thematische Einheit bilden. Die Botschaften: Nürnberg lässt mehr Grün zu, Nürnberg ist in der Lage, einladende Plätze zu gestalten, Nürnberg packt die Mobilitätswende an.

Lob von der Generalkonsulin

Nach zehn Jahren Vorplanung, Verschiebung, fast zweijähriger Sanierung und mit Kosten von rund 10,5 Millionen Euro ist der Nelson-Mandela-Platz nun so ansehnlich, dass zu der offiziellen Eröffnung sogar die südafrikanische Generalkonsulin Roleta Julieta Susana Lebelo aus München anreist. "Es erscheint immer unmöglich, bis es getan ist", zitiert Lebelo den Freiheitskämpfer und Friedensnobelpreisträger Mandela. Sie lobte den Platz außerdem als "einen Ort, an dem auch Kinder spielen können".

Dass sich nicht nur Kinder hier wohlfühlen könnten, ahnt auch Ümit Sormaz. Der Vorsitzende des Bürgervereins Nürnberg-Süd und Stadtrat (FDP) kennt die Sorgen und die Einwände der Kritiker. Schließlich wirkt jeder hübsche Platz anziehend – auch für Obdachlose und Drogenkonsumenten. Selbst im Rosenaupark wird immer wieder Spritzbesteck gefunden, und der befindet sich viel weiter entfernt in Himpfelshof und nicht am Südausgang des Hauptbahnhofs. "Ich hoffe, dass wir als Südstädter uns darum kümmern werden", sagte Sormaz. So solle man zum Beispiel Leute, die achtlos Abfälle auf den Boden werfen, darauf ansprechen.

Parkplatzsorgen in der Südstadt?

Doch die Südstädter fürchten nicht nur um die Sauberkeit. Sondern auch darum, dass die Neugestaltung des Platzes viele Parkplätze kostet. "Wir wollen niemanden vertreiben", sagt dazu Oberbürgermeister Marcus König (CSU), "wir setzen Ideen um, nicht Ideologien!" Autos, Fahrräder und Fußgänger können sich hier versöhnen.

Einst eine zugeparkte Betonwüste, soll der neu gestaltete Nelson-Mandela-Platz nun ein Ort sein, an dem sich die Menschen gerne treffen. Gestern wurde er offiziell eröffnet.

Einst eine zugeparkte Betonwüste, soll der neu gestaltete Nelson-Mandela-Platz nun ein Ort sein, an dem sich die Menschen gerne treffen. Gestern wurde er offiziell eröffnet. © Foto: André De Geare

Dietmar Fischer ist wohl einer der wenigen Anwesenden, dem die Lobeshymnen an diesem Tag sauer aufstoßen. "The design of this place is questionable . . ." steht auf einem Schild, das er in die Höhe hält – die Gestaltung dieses Platzes ist fragwürdig. "Sie in Nürnberg haben die Ikone Mandela bereits zu seinen Lebzeiten geehrt, normalerweise geschieht dies erst nach dem Tod", hatte Generalkonsulin Lebelo in ihrer Rede betont – und Oberbürgermeister Marcus König erweckte dabei den Eindruck, als habe seine CSU dies von Anfang an unterstützt.

"Geschichtsklitterung", sei das, sagt Dietmar Fischer empört. Der Verkehrsausschuss habe nämlich 1988 gegen die Stimmen der CSU beschlossen, dass ausnahmsweise Straßen und Plätze auch nach lebenden Personen benannt werden dürfen. Der 2013 verstorbene Nelson Mandela war damals 70 Jahre alt. "Die CSU wollte stattdessen einen 'Platz der deutschen Einheit'". Fischer vermisst "Büsche und heimelige Ecken". Der Rasen, der automatisch von unten bewässert wird, ist für ihn ein "Psychopathenrasen". Die Gestaltung des Platzes sei "vandalismusgerecht", Menschen werden so unter Generalverdacht gestellt.

"Der Platz ist ein Highlight, eine Aufwertung der Südstadt"

"Der Platz ist ein Highlight, eine Aufwertung der Südstadt", sind sich dagegen der Mann und die Frau einig, die, auf den sonnenwarmen Stufen sitzend, das genießen, wovon in den vielen Eröffnungsreden immer wieder die Rede war: Aufenthaltsqualität. Doch sie sorgen sich auch. "Warum gibt es keine Wege auf dem Rasen? Es ist schade, wenn die Leute darüber gehen. Jetzt ist die Wiese noch schön, aber was ist, wenn die Hunde kommen? Es gibt hier keine Aufsteller für Hundekotbeutel." Sie wünschen sich auch mehr Mülleimer und diese sollten auffälliger sein. Tatsächlich wirken die schlanken Zylinder aus Edelstahl fast wie Designobjekte und nicht wie Behälter, die Unrat fassen. Dennoch: "Alles ist besser als der Platz, wie er vorher war!

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