Warme Temperaturen

Neue Arten: Klimawandel lässt auch giftige Pilze wachsen

5.10.2021, 05:34 Uhr
Beim Pilzesammeln ist Vorsicht geboten. Ursula Hirschmann von der Naturhistorischen Gesellschaft klärt deshalb über giftige und ungiftige Arten auf.

© Eduard Weigert Beim Pilzesammeln ist Vorsicht geboten. Ursula Hirschmann von der Naturhistorischen Gesellschaft klärt deshalb über giftige und ungiftige Arten auf.

Orangefuchsiger Raukopf: Selbst Pilzexpertin Ursula Hirschmann kannte diese Art bislang nur aus dem Lehrbuch. "Er ist einer der gefährlichsten Pilzarten, die wir haben." Denn sein Verzehr sorgt manchmal zunächst nur für vermeintlich harmlose Beschwerden wie Kopfschmerzen und einen verstärkten Harndrang. Doch der Pilz enthält gefährliche Zellgifte, die schwere Nierenschäden verursachen können. Bemerkbar machen sie sich erst nach circa zehn bis 14 Tagen - dann können die Nieren schon sehr stark geschädigt sein. In Nürnberg und Umgebung sei der Pilz bislang nicht heimisch gewesen, während sich der genauso giftige spitzgebuckelte Raukopf schon seit sehr vielen Jahren in der Region immer weiter ausbreitet, sagt Hirschmann. Doch vor wenigen Wochen habe sie auch hier die ersten Exemplare des orangefuchsigen Raukopfs entdeckt. Die Expertin vermutet, dass das eine Auswirkung des Klimawandels ist. "Zu uns kommen jetzt Arten, die es etwas wärmer mögen. Andere werden seltener, manche werden vielleicht auch ganz verschwinden."

Von dem ungewöhnlichen Fund mal abgesehen sei es aber ein durchschnittliches Pilzjahr, so Hirschmann, die seit 1979 ehrenamtlich als Pilzberaterin der Naturhistorischen Gesellschaft aktiv ist. Es gab auffallend viele Pfifferlinge, auch Steinpilze waren gut zu finden. Dass die Ausbeute aufgrund des eher feuchten Sommers besonders groß ist, kann Hirschmann aber nicht bestätigen. Dem Boden habe sehr viel Wasser gefehlt, "da gab es Nachholbedarf".


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Bis in den November hinein kann die Saison voraussichtlich noch dauern, "es sei denn, wir haben ungewöhnlich viele Bodenfröste". Wer bis dahin noch sammeln will, sollte eine Regel unbedingt beherzigen. "Man sollte nur die Pilze mitnehmen, die man hundertprozentig als bekannte Speisepilz bestimmt hat." Auch in diesem Jahr sei es schon zu Vergiftungen gekommen, sagt Hirschmann, die dann oft von Pilzsammlern oder dem Giftnotruf alarmiert wird. Mit ihren Kollegen hilft sie den Medizinern mit der Bestimmung der Pilze, um die Ursachen der Beschwerden zu ermitteln - die Ärzte können dann die entsprechende Therapie einleiten.

Nicht immer sind tatsächlich Giftpilze die Ursache der Beschwerden, auch die falsche Zubereitung kann für Probleme sorgen. "Oft werden die Pilze gesammelt, wenn sie schon zu alt sind", weiß die Expertin. "Oder sie werden zu spät zubereitet." Wichtig sei es, die Pilze noch am selben Tag zu putzen und anzubraten, "dann kann man sie auch noch am darauffolgenden Tag fertig zubereiten und genießen." Zudem müssten Maronenröhrlinge, Perlpilze und Co. unbedingt lange genug erhitzt und komplett durchgegart werden. "Etliche Speisepilze sind in rohem Zustand giftig." Ohnehin warnt Hirschmann vor einem zu ausgiebigen Genuss. Der Grund: Teilweise sind Wildpilze mit Schwermetallen belastet. Auch Hirschmann selbst genießt das, was sie im Wald findet, deshalb nur in kleinen Mengen. "Das meiste sammele ich für unsere Ausstellungen, ein paar Pilze trockne ich und mache daraus Pulver zum Würzen."

Info: Ihr Wissen geben Ursula Hirschmann und ihre Kolleginnen und Kollegen gerne bei Pilzlehrwanderungen, Vorträgen und Ausstellungen weiter - zum Beispiel am 11. und 25. Oktober. Zu den Ausstellungen muss man sich bei der Naturhistorischen Gesellschaft anmelden, Telefon (09 11) 22 79 70.

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