Neue Blüte am Nordostbahnhof

26.1.2015, 07:44 Uhr
Neue Blüte am Nordostbahnhof

© Peter Romir

Auf den ersten Blick ist das Viertel zwischen Mercado und Oedenberger Straße ein ruhiges Wohngebiet. Doch der Eindruck täuscht. Vieles ist hier im Gange. Kleine Läden säumen die Straßenränder und überall wird gebaut. Die wbg startete vor kurzem ein neues Projekt mit barrierefreiem Wohnen und demnächst wird auch die evangelische Studiengemeinde ins Viertel ziehen. Zudem gibt es ein Hallenbad Nordost, einen größeren Park, das Theresien-Krankenhaus und die Veit-Stoß-Realschule. Vor der stehen Marc und Matthias: „Wir wünschen uns erst mal gute Noten und einen ordentlichen Schulabschluss“, meinen die Schüler, „ansonsten passt hier alles, nur die Häuser könnten etwas schöner hergerichtet werden“.

Auch Jan und Maximiliam sind zufrieden: „Wir müssen aber auch zugeben, dass wir außer der Schule nicht viel von der Gegend mitbekommen – außer wenn einer von uns Fahrstunden hier hat.“ Mehr im Viertel unterwegs ist Inge Pickelmann. Sie wohnt seit vielen Jahren am Nordostbahnhof und betreibt seit drei Jahren das „Blumen Stüberl“ in der Leipziger Straße 59. „Ich wünsche mir mehr kleine Läden“, sagt sie. „Nicht nur für mich selber zum Einkaufen, sondern auch um mehr Menschen hierher zu bringen – die tummeln sich sonst alle vorne auf dem Leipziger Platz.“

Noa als Nahversorger

Neue Blüte am Nordostbahnhof

© Peter Romir

Markus Bayreuther ist dagegen eigentlich ganz froh, dass es hier nicht mehr Läden gibt – zumindest keinen Discounter. Denn so ist der Noa-Laden in der Saalfelder Straße, wo er als Mini-Jobber hinter der Theke steht, der zentrale Nahversorger des Viertels. „Wünsche für 2015? Da hätte ich einen ganzen Koffer voll!“, sagt er. „Für mich persönlich natürlich irgendwann von der ,Arge‘ wegzukommen und besser zu verdienen. Und dem Stadtteil würde es gut tun, wenn er sich endlich in Westdeutschland integrieren würde und diese ganzen Ossi-Straßennamen loswerden würde“, lacht er.

„Ansonsten sind wir aber schon sehr zufrieden hier – oder Chef?“, ruft er Joachim Sehring zu, der gerade aus dem Lager auftaucht. Der überlegt kurz: „Es ist schon ein guter Standort, auch wenn einige Dauerbaustellen nerven. Außerdem finde ich, dass die Menschen hier immer älter werden. Ich hoffe, dass sich das durch die Neubauten ändert.“

Tatsächlich trifft man unterwegs nicht nur auf Senioren. Auf der Straße sind gerade zwei Mütter dabei, eine Handvoll Mädchen in einem Geländewagen zu verstauen: „Unser größter Wunsch? Es noch rechtzeitig zum Ballett-Unterricht zu schaffen“, sagen sie grinsend. Auch die Tochter hat einen Wunsch: „Flöte lernen.“ Mit dem Stadtteil sind sie sehr zufrieden: „Der Spielplatz wurde sehr schön renoviert und die Kirche macht viele interessante Angebote für Kinder und Jugendliche.“

Neue Blüte am Nordostbahnhof

© Peter Romir

Mit der Kirche ist die Jugendkirche „Lux“ gemeint, die seit fünf Jahren im Gotteshaus von St. Lukas untergebracht ist. Es wurde dafür durch einen Neubau – die „LuxBox“ — verjüngt. Im großen Festsaal mit professioneller Lichtanlage treffen wir Tobias Fritsche und Samuel Fischer, die beiden Pfarrer. „Wir wünschen uns, dass die Menschen Interesse aneinander bekommen“, meinen die beiden. „Das wird notwendig sein, da sich das Viertel durch die Neubauten sehr verändert. Senioren, Jugendliche, Hartz-IV-Empfänger und Geschäftsleute – hier treffen alle möglichen Menschen aufeinander. Da braucht es den Mut, über Grenzen hinweg- und aufeinander zuzugehen. Daher ist es wichtig, dass es Treffpunkte im Stadtteil für alle gibt.“

Viel lebendiger

Neben der Jugendkirche ist das vor allem der „Sigena-Treff“ in den Neubauten in der Plauener Straße 7. In dem freundlich eingerichteten Café begrüßt uns Heike Beßler vom Seniorennetzwerk Nord. „Wir sind erst vor vier Monaten hier eingezogen“, erzählt sie, „und trotzdem ist es hier jetzt schon viel lebendiger als in den alten Räumen des ,Büno‘ in der Leipziger Straße.“

Es gebe bereits verschiedene Gruppen, die sich hier treffen, darunter auch ein Chor, so Beßler. Für das Jahr 2015 wünscht sie sich, „dass wir noch mehr Ehrenamtliche gewinnen und unsere Angebote dadurch ausbauen können.“ Wer Interesse an einer aktiven Gestaltung des Stadtteils hat, kann sich bei ihr unter Telefon 519 27 77 melden – oder direkt vorbeischauen. Beßler: „Wir haben jeden Tag einen sehr günstigen Mittagstisch.“

 

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