Kein Autoverkehr

Neue Fußgängerzone in Nürnberg: SPD will "Eingang zur Altstadt"

11.6.2021, 05:45 Uhr
SPD-Parteichef Nasser Ahmed und Planungsexpertin Christine Kayser präsentieren ihre Pläne für die Köngstraße. 

© NNZ SPD-Parteichef Nasser Ahmed und Planungsexpertin Christine Kayser präsentieren ihre Pläne für die Köngstraße. 

Beim Pressetermin, zu dem die SPD eingeladen hat, müssen Journalisten und SPD-Stadträte beim Wechseln der Straßenseite immer wieder zahlreiche Autos passieren lassen. Das soll künftig anders sein. Die Königstraße soll noch in diesem Jahr zur Fußgängerzone werden, sagen der Nürnberger SPD-Parteichef Nasser Ahmed und Christine Kayser, planungspolitische Sprecherin der Genossen im Rathaus.

Mobile Elemente

"Die Leute wollen sich ihre Stadt aneignen", meint Ahmed, der auch als verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion fungiert. Ab dem Königstor, "dem Eingang zur Nürnberger Altstadt", wie es Ahmed formuliert, wird die Straße daher für den Autoverkehr gesperrt, wenn es nach den Vorstellungen der Sozialdemokraten geht.


Weil sich eine tiefer gehende Umgestaltung – etwa auch mit dem Austausch des Straßenbelags – über Jahre hinziehen wird, schwebt den Sozialdemokraten eine Interimslösung mit mobilen Elementen vor. Denn die Sperrung für die Autos müsse einhergehen mit der Steigerung der Aufenthaltsqualität. Ahmed und Kayser wollen, dass die Königstraße zum Verweilen und Flanieren einlädt. "Es muss in Zukunft heißen: Wir gehen gern nach Nürnberg zum Einkaufen, aber auch zum Bummeln, weil es dort so schön ist", sagt Kayser.

Altstadt soll Erlebnisraum werden

Die Planungsexpertin spricht von einem "Erlebnisraum Altstadt" – da die Parkplätze zurückgebaut werden, gebe es mehr Platz für die Gastronomie, aber auch für Bestuhlungen ohne Konsumzwang. Kayser kann sich sogenannte Spielpunkte vorstellen, die mit Bänken flankiert sind – während die Kleinen sich mit den Spielgeräten beschäftigen, können sich die Eltern ausruhen. Auch Kunstobjekte und viel Grün sind angedacht. "Wir brauchen eine Entsiegelung", sagt Kayser, die bei den Genossen auch für Altstadtbelange zuständig ist. Mit einer derart aufgewerteten Fußgängerzone möchte man Menschen aus der Region verstärkt nach Nürnberg locken, so Kayser. Es soll mehr Nachtleben geben und ein Leerstandsmanagement: "Wenn Läden leer sind, kann man sich kulturelle Zwischennutzungen vorstellen", sagt Kayser.

Umverteilung des Platzes

Ahmed spricht davon, dass der Platz umverteilt werden müsse – weg vom Auto, hin zu den Menschen. "Aber es gibt natürlich Menschen, die auf das Auto angewiesen sind. Es muss möglich sein, die Königstraße mit dem Auto zu erreichen." Deswegen sollen Klara- und Peuntgasse für den Autoverkehr offen bleiben, auch Lieferverkehr soll möglich bleiben. Den Bauhof wollen die Genossen öffnen und mit einer Begrünung ebenfalls attraktiver gestalten.


Daniela Hüttinger, Chefin des an der Königstraße gelegenen Hotels "Drei Raben" und von 2014 bis 2020 selbst für die SPD im Stadtrat, steht hinter den Plänen ihrer Ex-Kollegen. Sie spricht von einer "Straße der Zukunft". Hüttinger hält es aber für "unabdingbar", dass Hotelgäste die Häuser noch anfahren können. Das soll zum Check-in möglich bleiben, verspricht Ahmed.
Durch die Umgestaltung des Umfelds verspricht sich der frisch promovierte Politikwissenschaftler auch einen Aufschwung für den Einzelhandel: "Gerade in der Zeit nach Corona soll die Fußgängerzone Ort aufflammender Lebensfreude und Motor wirtschaftlichen Aufschwungs sein."

Ahmed sieht sich mit diesem Vorstoß in der Tradition der SPD-Vordenker wie Peter Schönlein, Gebhard Schönfelder, Jürgen Fischer oder Horst Schmidbauer, die in den frühen 1970er Jahren für die autofreie Innenstadt warben. Nun sei es nach 50 Jahren an der Zeit, diesen Weg weiterzugehen.

Verwunderung bei der CSU

Andreas Krieglstein, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Rathaus, hatte schon im vergangenen Dezember die Idee, die Königstraße zur Fußgängerzone zu machen, als "grundsätzlich interessant" bezeichnet. Vom aktuellen Vorstoß der SPD, mit der die CSU in einer Kooperation die Stadtgeschicke lenkt, zeigt er sich auf Anfrage jedoch "verwundert": "Wir brauchen ein Gesamtkonzept. Von Symbolpolitik halte ich nichts."
Die Genossen wiederum sprechen von "geänderten Ansprüchen an den öffentlichen Raum". Man wolle für die Bürger Orte der Kommunikation und Identifikation entwickeln. Die Königstraße soll als Fußgängerzone ein solcher Ort werden.

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