Digitaler Streifenwagen

Neue Technik: So kommt die Polizei schneller zum Einsatzort

4.8.2021, 12:31 Uhr
Ein neues Bedienfeld im Streifenwagen: Der Bordcomputer verzahnt Funk, Blaulicht, Martinshorn und Navigation. Bis zu 1000 Einsatzfahrzeuge der Polizei sollen bis 2025 damit ausgerüstet werden.

© Stefan Hippel Ein neues Bedienfeld im Streifenwagen: Der Bordcomputer verzahnt Funk, Blaulicht, Martinshorn und Navigation. Bis zu 1000 Einsatzfahrzeuge der Polizei sollen bis 2025 damit ausgerüstet werden.

Einige Wochen lang hat die Nürnberger Polizei ein System für Streifenwagen getestet, das jetzt bayernweit eingesetzt werden soll. 200 Beamtinnen und Beamte gaben schriftlich Feedback, ob es was taugt. "Die Rückmeldungen waren äußerst positiv", sagt Projektleiter Gernot Rochholz.

Doch um was für ein System geht es? Zunächst ist nur ein Monitor in einem der sechs damit ausgerüsteten Streifenwagen zu sehen. Ein Bedienfeld mit zahlrechen Symbolen, die per Fingerdruck zu den Funktionen führen. Ein kleiner Computer also, die Rede ist vom "Streifenwagen der Zukunft". Ein Polizist demonstriert, wie vom Display aus sich Blaulicht und Martinshorn starten lassen. Er stellt sich vor das Auto und zeigt, wie sich auch über sein Diensthandy die Leuchtanzeige auf dem Fahrzeugdach bedienen lässt. Der Schriftzug "Unfall" flackert auf.

Fahrten auch entgegen der Einbahnstraße

Rochholz erklärt, dass mit dem neuen ISP (Infotainment-System-Polizei) im Streifenwagen, die "komplexe Einsatztechnik verzahnt" werde. Ein Beispiel: Die Einsatzzentrale der Polizei weist einer Streife via Digitalfunk einen Auftrag zu. Bestätigen die Beamten im Auto den Auftrag, startet die Navigation im ISP, die Routenführung geht los. "Insbesondere für unsere Unterstützungs- und Einsatzeinheiten, die an verschiedenen Orten in Bayern eingesetzt werden und nicht immer über Ortskenntnis verfügen, ist das ein spürbarer Mehrwert", sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann während der Pressekonferenz auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Nürnberg.

Der Bordcomputer mit dem Namen "ALEA" (Assistentin Leitstelle und Einsatz Automotive), eine Abwandlung von Alexa, ist auch mit dem Diensthandy der Polizistinnen und Polizisten vernetzt.

Der Bordcomputer mit dem Namen "ALEA" (Assistentin Leitstelle und Einsatz Automotive), eine Abwandlung von Alexa, ist auch mit dem Diensthandy der Polizistinnen und Polizisten vernetzt. © Stefan Hippel, NNZ

Den Mehrwert sieht die Polizeiführung auch darin, dass die Beamten im Auto mit der neuen automatisierten Navigation die Adressdaten nicht mehr manuell eingegeben müssen und damit die Zeit zum Einsatzort verkürzt wird. Zudem sucht das Navi, sobald Blaulicht und Martinshorn eingeschaltet sind, den kürzesten, nicht den regulären Weg zum Ziel - auch entgegen den Einbahnstraßen, was der Polizei im Einsatzfall erlaubt ist.

1000 Einsatzfahrzeuge werden ausgerüstet

Auch ein WLAN-Hotspot und eine Bluetooth-Freisprech-Funktion sind im Paket enthalten. Über den WLAN-Hotspot können die Polizistinnen und Polizisten überdies an einem Unfallort mit ihren Diensthandys und -tablets die Daten aufnehmen und weiterleiten.

Das ist der Plan: Noch in diesem Jahr sollen 50 Einsatzfahrzeuge mit dem von der Firma Germantronic aus dem Kreis Pfaffenhofen entwickelten System ausgerüstet werden. Ab dem Jahr 2022 bis einschließlich 2025 wird das vom Autohersteller unabhängige ISP in bis zu 1000 Fahrzeugen des allgemeinen Streifendienstes verbaut.

Ist der Datenschutz gewährleistet?

Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) begrüßt das Projekt - allerdings hatte es noch offene Fragen gegeben. Für Diskussionen sorgte beispielsweise der Datenschutz. Es kam die Frage auf, wie sicher die von Beamtinnen und Beamten erhobenen Daten oder die Anruflisten in Diensthandys (etwa auch Telefonate mit Beschuldigten und Zeugen) sind, zumal der Fahrzeughersteller an den Autos ebenfalls Daten auslesen kann.

Doch so einen unbefugten Datenabfluss könne man mittlerweile ausschließen, erklärt Florian Kriesten, Bezirksvorsitzender der DPolG in Mittelfranken. "Solche Daten landen auf polizeieigenen Rechnern. Ein Sicherheitsleck gibt es hier nicht", sagt er. Was der Fahrzeughersteller aber nach wie vor auslesen könnte, wäre zum Beispiel die Aufprallgeschwindigkeit. Das darf er allerdings nur nach einem richterlichen Beschluss, wenn ein Streifenwagen beispielsweise in einen heftigen Unfall verwickelt wäre.

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