Neues Meldesystem: Im Notfall direkt ins freie Klinikbett

3.6.2016, 05:57 Uhr
Mit einem neuen Meldesystem will die Rettungsleitstelle schneller auf Engpässe in den Krankenhäusern reagieren.

© dpa Mit einem neuen Meldesystem will die Rettungsleitstelle schneller auf Engpässe in den Krankenhäusern reagieren.

"Ivena" heißt das Internetportal, das den Kliniken und Rettungsdiensten im Raum Nürnberg die Arbeit erleichtern soll. Die Seite gibt in Echtzeit wieder, welche Krankenhaus-Abteilungen noch Kapazitäten haben. Leuchtet beispielsweise die Internistische Notaufnahme im Klinikum Fürth rot, ist also voll, so werden Sanitäter mit einem Bauchschmerz-Notfallpatienten auf Nachbarhäuser ausweichen. Seit Ende 2015 ist „Ivena“ bei der Integrierten Leitstelle in Betrieb. Seit 1. Juni kann auch jeder Bürger auf www.ivena-nuernberg.de nachschlagen.

Ein papierloses Meldesystem mag selbstverständlich klingen, ist es aber nicht. Bis 2015 lief das Verfahren altmodisch: Die Krankenhäuser meldeten sich in der Leitstelle per Telefax an und ab. Das war aufwendig, wie Leiter Marc Gistrichovsky gestern bei der Vorstellung der Neuerung schilderte. Die Leitstelle, die bei der Feuerwehr am Hafen sitzt, wickelt für den Großraum jährlich 260 000 medizinische Einsätze ab. Es erspare viel Gesprächsbedarf, wenn nun die Mitarbeiter, Not- und Hausärzte am Computer oder Smartphone selbst prüfen können, ob bestimmte Geräte oder Stationen gerade überbelegt sind.

"Wir erhoffen uns deutliche Verbesserungen bei der Zuweisung der Patientenströme", sagte Dr. Jürgen Beck vom Nürnberger Team "Ärztlicher Leiter Rettungsdienst". Klar sei aber auch: "'Ivena' schafft uns leider kein einziges freies Bett mehr." Auch die vielfach beklagten Wartezeiten in den Notaufnahmen könnten so kaum verringert werden.

Knapp 7000 Krankenhausbetten gibt es in den wichtigsten Kliniken im Städtedreieck. Mehrmals im Jahr reichen sie nicht aus, vor allem im Spätwinter. Anfang 2015 führte eine Grippewelle zur "völligen Überlastsituation" mit Gangbetten und Stationsschließungen, erinnert sich Beck. Ähnliches passierte im vergangenen März. Mit der neuen Software habe man die Rettungsdienste aber diesmal schneller und flexibler lenken können.

Für den Laien erschließt sich die komplexe Internetseite nicht auf Anhieb. Ohnehin kann er nur selten abschätzen, welche Behandlung er benötigt. Patienten seien auch keine Hauptzielgruppe, erklärt Walter Lindl vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung. Das Angebot könnte ihnen im Einzelfall aber Hinweise geben. "Der Trend geht ja dahin, dass sich Patienten selbst in die Klinik einweisen, vor allem an Wochenenden."

Die Investitionen für "Ivena" teilen sich der Zweckverband sowie die 15 beteiligten Krankenhäuser. Der Freistaat Bayern habe so ein System zwar versprochen, bisher aber nicht umgesetzt. Auch München nutzt das Programm, außerdem Regionen in Hessen und Brandenburg.

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