Notschlafstelle für Drogensüchtige vor dem Aus

19.9.2016, 06:00 Uhr
Notschlafstelle für Drogensüchtige vor dem Aus

© Foto: Stefan Hippel

Der Bedarf ist immens: Übernachteten 1997 täglich noch durchschnittlich sechs Personen in der "Hängematte" - einer Notschlafstelle für Drogensüchtige - waren es im vergangenen Jahr bereits 15. "Tendenz steigend.", sagen die Verantwortlichen. 2015 mussten insgesamt 439 Rauschgiftsüchtige abgewiesen werden. "Wir bräuchten sechs Betten zusätzlich", sagt der Sozialpädagoge.

Der Vermieter reagiert nicht

Das ist aber nicht das Einzige, was den Mitarbeitern Kopfzerbrechen bereitet. Hinzu kommt, dass Ende 2017 der Mietvertrag in der Imhoffstraße 28 ausläuft. Seit 1997 ist die Notschlafstelle hier untergebracht. Ihre Zukunft sieht düster aus. Der Vermieter, ein Geschäftsmann aus München, hat die Immobilie vor neun Jahren gekauft. Die Hoffnung, den Mietvertrag verlängern zu können, hat der Geschäftsfüh­rer von Hängematte e.V., Peter Groß, fast schon aufgegeben.

"Der Vermieter reagiert nicht auf unsere Annäherungsversuche." Ihm schwant nichts Gutes, da dieser bereits angedeutet habe, das Haus verkaufen zu wollen. Das ergebe auch einen Sinn. Verkauft er die Immobilie nach zehn Jahren weiter, müsse er keine Steuer für den Gewinn zahlen (Spekulationsfrist).

Seit zwei Jahren sucht man nach neuer Unterkunft

Die SPD hat von der brenzligen Situation um die Hängematte erfahren. In einem Antrag für den Sozial- und Gesundheitsausschuss heißt es: "Als wichtiger Bestandteil der Wohnungslosen- und Drogenhilfe in Nürnberg bietet die Hängematte ein niedrigschwelliges Betreuungsangebot für Abhängige während der Nacht. Ein großer Teil der Rauschgiftszene der Königstorpassage hält sich abends und nachts dort auf." Die Suche nach einer neuen Unterkunft sei trotz intensiver Bemühungen bisher erfolglos geblieben.

"Es ist schwierig. Vermieter schreien nicht gleich 'hier', wenn sie wissen, wer in ihre Immobile einziehen will", sagt Geschäftsführer Groß. Der Verein sucht seit zwei Jahren nach einer neuen Unterkunft. Er hofft auf die Unterstützung der Stadt. Hätte er einen Wunsch frei, hätte er die Bleibe der neuen Schlafstelle gern in der Nähe des Hauptbahnhofs. Groß: "Weiter als zwei Kilometer sollte die Hängematte davon nicht weg sein."

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