Auf dem Aufseßplatz

Nürnberg: Das planen die Organisatoren beim Straßenfest gegen Rassismus

Marco Puschner

Lokalredaktion Nürnberg

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10.6.2022, 15:57 Uhr
Eine Aufnahme aus dem Jahr 2019, als das Straßenfest gegen Rassismus zum bislang letzten Mal in der gewohnten Form stattfinden konnte. 

© Stefan Hippel, ARC Eine Aufnahme aus dem Jahr 2019, als das Straßenfest gegen Rassismus zum bislang letzten Mal in der gewohnten Form stattfinden konnte. 

Am Samstag, 18. Juni, findet auf dem Aufseßplatz zwischen 14 und 22 Uhr das achte Straßenfest gegen Rassismus und Diskriminierung statt. "Was uns von anderen Festen wie dem Südstadtfest oder dem Hochstraßenfest unterscheidet, ist das politische Anliegen, unsere klare Botschaft", sagt Frank Hotze vom Bunten Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd.

Hotze war von Anfang an beim Organisationsteam der Veranstaltung dabei und wird das Programm in der Südstadt auch heuer wieder moderieren.

Reaktion auf die Morde des NSU

Alev Bahadir vom Verein "Junge Stimme", der das Fest veranstaltet, erinnert daran, dass das erste Straßenfest gegen Rassismus und für ein friedliches Zusammenleben im Jahr 2015 auch eine Reaktion auf den Prozess gegen den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) war.

Es sei damals in der Öffentlichkeit sehr um die NSU-Mittäterin Beate Zschäpe gegangen, aber zu wenig um die von dieser terroristischen Vereinigung getöteten Menschen und ihre Familien, findet Bahadir. Das Fest soll dazu dienen, "die Opfer des NSU nicht in Vergessenheit geraten zu lassen".

Zu diesem Zweck haben sich sehr unterschiedliche Partner wie der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Freidenker-Verband, Fliederlich oder das Staatstheater zusammengetan.

Auch verschiedenste Parteien wie SPD, Grüne, Linke oder DKP sind dabei. "Was sie über alles Trennende hinweg eint, ist der Kampf gegen Rassismus", sagt Mitorganisator Rüdiger Löster vom "Arbeitskreis gegen Rechts" der Nürnberger SPD.

Auszeichnung durch Bröger-Gesellschaft

Eylem Gün, frühere Stadträtin der Linken Liste, wird für das bunte Straßenfest-Bündnis sprechen (18.50 Uhr). Außerdem gibt es Redebeiträge von der Sozialwissenschaftlerin Birgit Mair (16.45 Uhr) und Michael Ziegler.

Der SPD-Stadtrat kommt gleich zweimal zu Wort, denn er überbringt das städtische Grußwort (14.20 Uhr) und redet später noch als Vorsitzender der Karl-Bröger-Gesellschaft (17.20 Uhr). Die Gesellschaft hat das Straßenfest-Bündnis kürzlich für seinen Einsatz für die Zivilgesellschaft mit der Bröger-Medaille geehrt.

Zirkus und Poetry Slam

Was das Unterhaltungsprogramm betrifft, so hebt Hotze einen Mitmach-Zirkus für Kinder und die über den Nachmittag verteilten Poetry-Slam-Darbietungen hervor, die das Jugendhaus Luise organisiert. Die Anbindung an Jugendorganisationen sei wichtig, um deutlich zu machen, dass das Straßenfest nicht nur eine "Sache der Altvorderen" sei, erläutert Hotze. Der veranstaltende Verein "Junge Stimme" engagiert sich selbst auch in der Jugendarbeit und ist Mitglied des Kreisjugendrings.

Zudem gibt es unter anderem Beiträge des Staatstheaters (16.10 Uhr), einer Tanzgruppe aus Ecuador (16.25) und zum Schluss des Mittelmeer-Orchestras (20.15 Uhr) mit Jazz und Weltmusik.

Die unterschiedlichen Gruppierungen werden mit Info-Ständen vor Ort sein, an jeweils einem Stand können sich die Besucher mit Speisen und Getränken versorgen. Das Fest sei unkommerziell, betonen die Organisatoren – was an Einnahmen hereinkommt, werde in die nächste Veranstaltung 2023 investiert.

Unterschwelliger Antisemitismus

Rüdiger Löster betont, dass das Fest zwar im Gedenken an die NSU-Opfer seinen Ursprung habe, aber immer wieder auch aktuelle Anlässe zeigten, wie wichtig der Einsatz für ein friedliches Zusammenleben sei.

"Ich habe rund 80 Demos von Gegnern der Corona-Maßnahmen begleitet. Es ist erschreckend, was dort offen und unterschwellig an Rassismus und Antisemitismus verbreitet wird." Es handele sich dabei auch um viele Menschen aus der bürgerlichen Mitte, "die diesen Parolen nachlaufen". Deswegen sei es umso bedeutsamer, mit diesem Straßenfest ein klares Zeichen für die Demokratie zu setzen.

Wegen Corona konnte die Veranstaltung 2020 nur virtuell stattfinden, 2021 wählte man ein auf die politischen Kundgebungen konzentriertes Format. Heuer wird erstmals seit 2019 wieder wie in vorpandemischen Zeiten auf dem Aufseßplatz gefeiert.

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