Nürnberg: Falsche Polizisten raubten Beute im Wert von mehreren zehntausend Euro

20.4.2021, 16:36 Uhr
Mit einem technischen Trick können Betrüger, die sich am Telefon als Polizisten ausgeben, die Notrufnummer 110 auf dem Display des Angerufenen erscheinen lassen. Vorsicht ist dringend geboten: Denn die Polizei würde nie unter der Notrufnummer anrufen.

© Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz Mit einem technischen Trick können Betrüger, die sich am Telefon als Polizisten ausgeben, die Notrufnummer 110 auf dem Display des Angerufenen erscheinen lassen. Vorsicht ist dringend geboten: Denn die Polizei würde nie unter der Notrufnummer anrufen.

Die Masche ist immer ähnlich, sie ändert sich nur unwesentlich, weil die Täter damit offenkundig Erfolg haben: Nach Angaben der Polizei rief am Montagvormittag ein Betrüger bei einem älteren Ehepaar in Nürnberg-Erlenstegen an. Der Mann gab sich als verdeckter Ermittler der Polizei aus. Stefan Grotsche sei sein Name und er arbeite beim Raubdezernat der Nürnberger Polizei. Der Betrüger behauptete, er sei einer rumänischen Bande auf der Spur, die Schließfächer in einer Bank knacken und ausräumen würde.

Da das Ehepaar selbst ein Schließfach bei einer Bank hat, riet ihnen der falsche Polizist, die dort gelagerten Wertgegenstände sofort abzuholen. So könnten sie vermeintlich in Sicherheit gebracht werden. Unter einem Vorwand vereinbarte der Betrüger mit dem Mann einen Treffpunkt mit einem Geldabholer neben dem Aldi in der Äußeren Sulzbacher Straße 164.

Täter flüchtete zu Fuß

Der ältere Mann kam tatsächlich mit den Wertgegenständen aus dem Schließfach zum vereinbarten Treffpunkt. Doch allmählich wurde der Senior misstrauisch. Der angebliche verdeckte Ermittler überredete ihn den Ort zu wechseln und dirigierte sein Opfer in einen Weg in der Nähe des Jobster Friedhofs. Dort angekommen entriss der falsche Polizeibeamte ihm plötzlich die Tasche mit den Wertgegenständen. Anschließend flüchtete der Täter zu Fuß in unbekannte Richtung.

Nach Angaben der Polizei hatte die geraubte Beute einen Wert von mehreren zehntausend Euro. Als sich die Geschädigten dann per Notruf an die "echte" Polizei wandten, mussten sie erschüttert feststellen, dass sie Opfer einer Betrugsmasche geworden sind.

Die Nürnberger Kriminalpolizei hat nun Ermittlungen wegen Raubes eingeleitet. Sie sucht Zeugen, die im Zeitraum zwischen 11.30 Uhr und 12.45 Uhr den Tatverdächtigen in der Nähe des Jobster Friedhofes oder des Supermarktparkplatzes gesehen haben. Wem ist dort ein Unbekannter aufgefallen, der dort ohne ersichtlichen Grund auf etwas gewartet hat und möglicherweise ständig telefoniert hat?

Opfer standen mit Telefonnummer im Telefonbuch

Der Täter wird wie folgt beschrieben: Er ist etwa 1,80 Meter groß, schlank, hat dunkle Augen und dunkle Haare mit einer Kapuze über dem Kopf. Es trug eine schwarze Jogginghose und sprach deutsch. Bei der Tatausführung telefonierte er aber in einer anderen Sprache.


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Fast wöchentlich berichtet das Polizeipräsidium Mittelfranken über telefonisch angebahnte Betrugsfälle. Trotz groß angelegter Präventionskampagnen fallen immer wieder insbesondere lebensältere Geschädigte auf die Betrugsmaschen herein. Im aktuell berichteten Fall waren die Geschädigten im Telefonbuch verzeichnet und die Nummern so leicht für die Betrüger ersichtlich. Aus diesem Grund weist die Polizei noch einmal explizit auf die Möglichkeit hin, die eigene Rufnummer aus dem Telefonbuch und öffentlichen Verzeichnissen löschen zu lassen.

Die Kriminalpolizei bittet im aktuellen Fall Zeugen, die verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, sich mit dem Kriminaldauerdienst (KDD) Mittelfranken unter der Telefonnummer 0911/2112-3333 in Verbindung zu setzen.


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