Nürnberg: So sieht die neue Feuerwache 1 aus

18.12.2020, 06:35 Uhr
Backsteinfassade und runde Ecken: Das Gebäude der neuen Feuerwache 1 an der Reutersbrunnenstraße wirkt futuristisch.

© Michael Matejka, NNZ Backsteinfassade und runde Ecken: Das Gebäude der neuen Feuerwache 1 an der Reutersbrunnenstraße wirkt futuristisch.

Die Eingangshalle und die anschließenden Treppenhäuser wirken kühl. Ein Kontrast zur Hitze, denen Brandbekämpfer ausgesetzt sind. Hier gibt Sichtbeton den Ton an. Mit "hier" ist die neue Feuerwache 1 an der Maximilian- / Ecke Reutersbrunnenstraße gemeint. "Holzverschalungen wollten wir nicht, das Ambiente sollte neutral sein", sagt Felix Schanzmann, Einsatzleiter und Fachberater der Feuerwehr.

54 Millionen Euro Kosten

Derzeit gibt es die Feuerwache 1 zweimal. Noch. Der Umzug von der alten Wache an der Reutersbrunnen- /Willstraße in die neue hat schon vor einigen Monaten begonnen. Abgeschlossen ist er aber noch immer nicht. Geplant war ursprünglich, die neue Wache bereits im Frühjahr voll in Betrieb zu nehmen. Gründe für die Verzögerung: Corona und einige beauftragte Firmen sind mit ihren Aufträgen nicht fristgerecht fertig geworden. Das sagte Bürgermeister Christian Vogel bereits Ende September gegenüber unserer Zeitung.

Im Innenhof der neuen Wache stehen bereits vereinzelt Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr.

Im Innenhof der neuen Wache stehen bereits vereinzelt Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. © Michael Matejka, NNZ

Doch jetzt naht ein zweiwöchiger Probebetrieb. Nach Weihnachten, so schätzt Wachleiter Stefan Zink, soll es soweit sein. Das heißt, nicht mehr aus der alten, sondern aus der neuen Feuerwache rücken Einsatzfahrzeuge aus, auch die Wachzentrale wird dann hier ihren festen Platz haben.

Das zweistöckige, rund 54 Millionen Euro teure Gebäude mit seiner Klinkerfassade, dem durchgehenden Fensterband und den abgerundeten Ecken bildet ein Karree. Das Haus mit seiner Grundfläche von 19.000 Quadratmetern gehört mit der Wache 4 am Hafen zu den größten Wachen im Stadtgebiet. Das Einsatzgebiet recht vom Knoblauchsland über das Flughafenareal und die Altstadt bis nach Nürnberg-Schweinau und zur Südstadt. Die Fläche umfasst ein Viertel des Stadtgebiets mit knapp 160.000 Einwohnern (etwa 30 Prozent der Bevölkerung).

Rutschstangen in die Fahrzeughalle

In einigen Gängen hängen Tafeln, sie dienen zur Orientierung in dem weitläufigen Baukörper, der einen großen Innenhof umfasst. So finden Neulinge Fahrzeughallen, Anlieferung, Desinfektion und Reinigung, Werkstätten und mehr. Wie auf Wandertafeln im Freien hilft ein roter Punkt auf der Karte: Er zeigt den Standort des Orientierungssuchenden. Die Fahrzeughallen sind noch leer, die Schläuche, die künftig die Auspuffabgase absaugen werden, hängen schlaff von der Decke. Drei gut fünf Meter lange Rutschstangen führen von der oberen Etage, auf der die Einsatzkräfte untergebracht sein werden, in die Fahrzeughallen. Im Ernstfall muss es schnell gehen, müssen die Wege so kurz wie möglich sein.


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53 Stellplätze gibt es für Löschzug und weitere Einsatzfahrzeuge, die Trupps rücken in Zukunft zur Mannertstraße hin aus, gleich gegenüber ist die Gefängnismauer zu sehen. Von hier aus geht's rasch auf den Ring. "Wir haben auf dem Ring die Möglichkeit, die Verkehrsampeln so zu steuern, dass wir Vorrang haben", erklärt Schanzmann.

Kleiderkammer für alle Einsatzkräfte

Die zentrale Schreinerei ist hier auch untergebracht sowie eine Schneiderei, in der Fachleute demolierte Einsatzkleidung reparieren. In der Bekleidungskammer erhalten Einsatzkräfte aller Wachen, auch die der 18 freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet, Schuhe, Stiefel, Hosen, Hemden, Helme, Shirts, Mützen und vieles mehr. Schanzmann: "Hier ist das zentrale Lager für rund 1000 Einsatzkräfte."

Unter dem Flachdach des Traktes, das in Zukunft teilweise auch mit Photovoltaik-Platten gedeckt sein wird, finden sich auch Seminarräume für die Ausbildungsabteilung, eine Sporthalle - auf den Böden liegt strapazierfähiges Stabparkett - und Unterkünfte für die Einsatzkräfte inklusive sanitäre Anlagen für Männer und Frauen. "Wir haben derzeit sechs Frauen in der Ausbildung und eine fertige Feuerwehrfrau", zählt Schanzmann auf.

Schleusen im Desinfektionsbereich

Im Erdgeschoss befindet sich noch eine wichtige Einheit: Die Desinfektion sowie der Umwelt- und Gefahrenschutz. Kräfte, die von einem Einsatz kommen, gehen zunächst in den Schwarz-Bereich. Die verdreckte, kontaminierte Kleidung wird hier abgelegt und gewaschen. Eine Schleuse trennt den Schwarz- vom Weiß-Bereich, also dem, in dem alles clean sein soll. "Auf diese Weise soll unterbunden werden, dass Viren wie das Corona-Virus verschleppt werden." Selbst für Fahrzeuge gibt es eine Desinfektionsanlage. "Das Lüftungssystem entspricht dem OP-Standard einer Klinik", ergänzt Schanzmanns Kollege, Bastian Richter. Schmutzwasser gelangt aber nicht direkt in die Kanalisation: "Das können wir sammeln und zurückhalten, wenn man Bedenken hat, es in die Kanalisation einzuleiten", erklärt Richter.


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Anfang des kommenden Jahres soll die neue Feuerwache in den Vollbetrieb übergehen. Wann das genau sein wird, können die Zuständigen noch nicht sagen. Klar aber ist: Rund um die Uhr wird die Wache mit mindestens 34 Kräften besetzt sein.

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