Tränen, Fassungslosigkeit und Solidarität

Nürnberg: Über 1000 Menschen demonstrieren für die Ukraine

Max Söllner

Volontär

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24.2.2022, 21:58 Uhr
Am Donnerstagabend haben in Nürnberg zahlreiche Menschen für Frieden und die Ukraine demonstriert.

© Michael Matejka, NNZ Am Donnerstagabend haben in Nürnberg zahlreiche Menschen für Frieden und die Ukraine demonstriert.

Die Stimmung ist bedrückend an diesem Donnerstagabend auf dem Nürnberger Kornmarkt. Immer wieder liegen sich Menschen in den Armen, trösten sich gegenseitig. Eine Frau weint, während sie mit Oberbürgermeister Marcus König (CSU) redet. Sie hat wie viele Menschen eine Ukraine-Flagge dabei.

Aron Skopp von der Grünen Jugend Nürnberg fehlen die Worte. Noch vor wenigen Tagen hatte er mit einer kleinen Demonstration von vielleicht 200 Personen gerechnet. Nun sind deutlich mehr gekommen, aus aktuellem Anlass, den Skopp als "so schlimm, wie man sich es kaum vorstellen kann" bezeichnet. Die Polizei spricht von rund 1000, die Veranstalter von 3000 Menschen.

Jedenfalls sind es so viele, dass man sich laut Skopp spontan dagegen entschied, wie ursprünglich geplant vor das russische Konsulat am Plärrer zu ziehen.

Hoffen auf russische Bevölkerung

"Mit dem Angriff auf die Ukraine hat sich Putin endgültig demaskiert", sagt der Stadtrat Daniel Frank von der Jungen Union am Rednerpult. Der russische Präsident gehöre vor ein Gericht, findet Eugen Koptyev von den Jungen Liberalen. Er glaubt, dass Putin nur aus dem Landesinneren gestoppt werden könne und hofft auf die russische Bevölkerung.

Ursprünglich von Partei-Jugenden organisiert, haben sich im Verlauf des Donnerstags immer mehr Gruppierungen dem Kundgebungs-Aufruf für Frieden und Souveränität der Ukraine angeschlossen. Egal ob CSU, FDP, SPD, Grüne oder Linke: Am Ende ist ein ungewohnt breites Parteienspektrum versammelt, dazu der Gewerkschaftsbund und die Föderation Demokratischer Arbeitervereine (DIDF).

Auch Yana von der belarussischen Gemeinschaft Razam ist dabei. Sie hat sich in ein weißes Transparent gehüllt, auf der in roter Schrift "Belarus" geschrieben steht und blutverschmierte Hände abgebildet sind. "Wir stehen auf der gleichen Seite", sagt sie, daher sei es für sie selbstverständlich, sich solidarisch mit den Ukrainerinnen und Ukrainern zu zeigen.

Blau-gelber Torbogen

Tatsächlich sind vereinzelt weiß-rot-weiße Flaggen zu sehen, wie sie von der belarussischen Opposition verwendet werden. Insgesamt aber dominieren die ukrainischen Nationalfarben blau-gelb. In ihnen erleuchtet nicht nur das Tor zur Straße der Menschenrechte, sondern auch zahlreiche Handydisplays.

Als nach den Reden vor dem Germanischen Nationalmuseum eine Menschenkette gebildet wird, stimmt eine Gruppe "Swift ausschalten" und "Hoch lebe die Ukraine" an. Einer davon ist Ihor, der grundsätzlich viel von Diplomatie hält. "Aber manchmal ist sie einfach nicht möglich", sagt er. Jetzt würden nur noch harte Sanktionen helfen, wozu der Ausschluss Russlands aus dem internationalen Swift-Zahlungssystem gehöre. Ihor sorgt sich, dass Putin nach der Ukraine weitere Staaten angreifen könnte. Polen und die baltischen Staaten würden verstehen: "Wenn er es in der Ukraine schafft, dann sind sie die nächsten." Laut Sascha, die wie Ihor Familie in der Ukraine hat, werde dies in Deutschland nicht begriffen.

"Ich verstehe die russische Seite, aber das rechtfertigt nicht dieses Vorgehen", sagt ein 28-Jähriger, der teils im Baltikum aufgewachsen ist und nachvollziehen kann, dass Putin sich von der Nato bedroht fühlt. Ob härtere Sanktionen helfen? Da ist er sich unschlüssig.

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