Nürnbergs Fußgängerzone wächst: Das Umfeld muss stimmen

12.12.2020, 12:38 Uhr
Die Nürnberger Fußgängerzone zählt zu den größten Fußgängerzonen Europas.

© Stefan Hippel, NNZ Die Nürnberger Fußgängerzone zählt zu den größten Fußgängerzonen Europas.

1975 hat Nürnberg die Autos aus der Kaiserstraße verbannt und die Straße umgestaltet. Damit begann der kontinuierliche Aufbau einer Fußgängerzone, die sich im Lauf der Jahrzehnte zur flächenmäßig größten in Europa gemausert hat. Die Stadtspitze musste damals handeln, sonst wäre die Innenstadt im Verkehr erstickt.


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Diese Abkehr von der autogerechten Innenstadt erfolgte in Nürnberg frühzeitig und war eine richtige Entscheidung. Die kompakte Altstadt verträgt keine Automassen. Selbst Fahrradwege sind kaum unterzubringen. Parkende Autos gehören ins Parkhaus. Nürnberg konnte es sich auch verkehrlich leisten, denn parallel zu den Planungen der Fußgängerzone wurde auch die U-Bahn gebaut. Ohne den Ausbau des ÖPNV mit der U-Bahn wäre die Einrichtung der Fußgängerzone nicht möglich gewesen. Entgegen den ursprünglichen Plänen wurde auch an der Straßenbahn festgehalten.


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Mut der Stadtspitze

Vom Mut der Stadtspitze hat der Einzelhandel profitiert, denn Nürnberg entwickelte sich in der Folge zu einer der wichtigsten Einkaufsstädte in Deutschland. Demnächst soll noch der Teil der Königstraße zwischen Königstor und Theatergasse der Fußgängerzone zugeschlagen werden. Das hat die SPD beantragt. Das ist richtig, denn der vordere Teil der Königstraße ist das Eingangstor zu Innenstadt und sie wird von vielen Fußgängern schon jetzt als "ihre Zone" angesehen.

Zumindest laufen sie kreuz und quer. Für Autofahrer ist das Teilstück kein großer Verlust und die Hotels können durch Seitenstraßen gut angefahren werden. Es wird nicht die letzte Ausbaustufe der Fußgängerzone in Nürnberg bleiben. Es gibt auch schon Überlegungen für die Färberstraße, doch hier ist die Situation wesentlich schwieriger als in der Königstraße.


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Die heutigen Planer sollten sich aber an die ursprünglichen Kriterien für die Gestaltung der Fußgängerzone erinnern. Mit dem Umbau des Straßenraums wurde beabsichtigt, die Altstadt als Geschäftszentrum zu stärken. Es sollen Orte der Kommunikation und der Identifikation geschaffen werden: mit Kunst, Begrünung und ansprechender Möblierung. Ohne Fußgängerzone würde es kein Ehekarussell geben.

Wer sich heute in der Nürnberger Fußgängerzone umschaut, der erkennt, dass vieles in die Jahre gekommen ist und modernisiert werden müsste. Doch dazu fehlt das Geld. Es wird nur Schritt für Schritt gehen. Der ursprüngliche Ansatz aber, Platz zu bieten, um Menschen zusammenzubringen war richtig und er muss fortgesetzt werden.

Ein Nach-Corona-Traum

Der Einzelhandel wird nur dann eine gute Zukunft haben, wenn das Umfeld stimmt. Es genügt nicht, nur die Autos aus der Innenstadt zu verbannen. Es muss Raum für Erlebnisse geben und die Aufenthaltsqualität muss stimmen. Mit der Einführung der Fußgängerzone wurde es auch möglich, Bardentreffen und Trempelmärkte großräumig anzulegen.


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Vielleicht gelingt es, neue, kleinteilige Formen des Miteinanders in einer aufgehübschten und erweiterten Fußgängerzone zu finden. So dass es dann heißt, wir gehen gerne nach Nürnberg zum Einkaufen, aber auch zum Bummeln, weil es so schöne Straßencafés gibt. Ein Nach-Corona-Traum.

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