Obdachlose von der Wöhrder Wiese haben neue Bleibe

23.2.2017, 09:00 Uhr
Die ständigen Diebstähle waren nicht mehr zu ertragen: Der Obdachlose André hat mit seiner Gruppe eine Bleibe unter der Theodor-Heuss-Brücke gefunden.

© F.: Ebinger Die ständigen Diebstähle waren nicht mehr zu ertragen: Der Obdachlose André hat mit seiner Gruppe eine Bleibe unter der Theodor-Heuss-Brücke gefunden.

Es ist ein Saustall. Matratzen und Decken liegen unter der Franz-Josef-Strauß-Brücke, Berge an Klamotten, ein kaputter Spind, Mülltüten und ein CD-Player säumen den Fußgängerweg an der Pegnitz. Dabei war die Ecke vor einigen Tagen ein ziemlich aufgeräumtes Lager von Obdachlosen: Die Decken lagen tagsüber akkurat auf den Matratzen, Blumen und Kerzen sorgten für eine behagliche Atmosphäre.

Die Gruppe um "Chef" Conni wollte keinen Ärger machen und hatte viele Unterstützer, die regelmäßig Essen, Kleidung und Decken vorbeibrachten. Vor einiger Zeit musste Conni ins Krankenhaus, seitdem hat die Gruppe keinen Kontakt zu ihm.

Seit Tagen war das Lager verlassen und demoliert, Leute stellten ihren Müll dazu - weil das Material leicht brennbar ist, räumt der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) am Mittwochvormittag die Hinterlassenschaften weg. Sör-Mitarbeiterin Ute Kraus sagt: "Die waren alle ordentlich und nett, sie haben uns sogar regelmäßig ihren Müll mitgegeben!" Immer wieder bleiben Passanten während der Aufräumaktion der Stadt stehen, fragen nach, wo denn die Gruppe sei.

Die Obdachlosen haben ein neues Plätzchen unter der Theodor-Heuss-Brücke gefunden. Auf der südlichen Seite, wo sich auch Skater treffen, haben sich die Männer recht gemütlich eingerichtet: Auch hier liegen Schlafsäcke ordentlich auf Matratzen, auch hier gibt es eine Ecke mit Kerzen und Pflanzen. Ärger mit den Skatern habe man nicht, sagen die Männer.

Aus Angst um die Sicherheit sei man weitergezogen. So sagt André, Spitzname "Cobra", als Sprecher der vierköpfigen Gruppe: "Wir wurden seit einiger Zeit immer wieder nachts beklaut. Wenn wir geschlafen haben, haben andere Obdachlose uns Essen, Kleidung und andere Sache weggenommen." Es seien verschiedene Gruppen gewesen, der ständige Ärger sei zermürbend gewesen.

Obdachlose, die es sich in aller Öffentlichkeit wohnlich einrichten, sind für die Stadt ein schwieriges Thema. So betont Bürgermeister und Sör-Chef Christian Vogel: "Niemand muss nachts draußen schlafen: Wir können jedem Obdachlosen einen Unterschlupf für die Nacht garantieren."

An der Franz-Josef-Strauß-Brücke habe es keinen Ärger gegeben, deshalb habe die Stadt die Obdachlosen nicht vertrieben: "Wir drücken ein Auge zu, solange die Leute nicht auffälig sind." Wenn Wohnungslose sich unter Brücken eine Bleibe suchen, dann schaue die Stadt genau hin und treffe "Fallentscheidungen", ob die Leute bleiben können. Vogel betont: "Dauerhaft können wir keinen Freifahrtschein ausstellen."

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