Hollywoods deutscheste Oscarverleihung

Oscar geht nach Franken: Nürnbergerin Ernestine Hipper bei Academy Awards ausgezeichnet

13.3.2023, 10:47 Uhr
Ernestine Hipper und Christian M. Goldbeck gewinnen den Oscar für das Beste Szenenbild.

© IMAGO/A.M.P.A.S., IMAGO/Picturelux Ernestine Hipper und Christian M. Goldbeck gewinnen den Oscar für das Beste Szenenbild.

Von wegen im Westen nichts Neues: Nie zuvor hat ein deutscher Film bei den Oscars in Los Angeles so viel gewonnen wie die Netflix-Produktion "Im Westen nichts Neues". Das zweieinhalbstündige Antikriegsepos von Edward Berger siegte beim wichtigsten Filmpreis der Welt in vier Kategorien.

Bei sensationellen neun Nominierungen holte die Literaturverfilmung in der Nacht zum Montag in Hollywood die Trophäen für Musik, Kamera, Szenenbild und als bester internationaler Film.

Nürnbergerin Ernestine Hipper gewinnt Oscar

Mit dem Oscar für das Beste Szenenbild, im Original "Best Art Direction", wurde neben Christian M. Goldbeck auch Ernestine Hipper ausgezeichnet. Hipper wurde in Oberbayern geboren und zog, als sie 15 war, mit ihrer Familie nach Nürnberg. Mit 17 ging Hipper nach München und studierte an der dortigen Modeschule, dann zog es sie für die Filmbranche in die unterschiedlichsten Ecken der Welt.

Die heute 60-Jährige arbeitet seit Jahrzehnten beim Film. Dafür ist sie im Jahr acht bis neun Monate unterwegs. Den letzten Versuch, sesshaft zu werden, startete die Filmausstatterinvor sechs Jahren in Rückersdorf im Nürnberger Land. Die ganze Zeit an einem Ort war nichts für Hipper. Das Unterwegssein ist ihr Antrieb, die Neugierde auf das Leben, auf andere Länder, auf Kultur: "Das sauge ich förmlich auf", so Hipper in einem Gespräch mit den Nürnberger Nachrichten.

An "Im Westen nichts Neues" wollte die Szenenbildnerin zunächst gar nicht mit arbeiten. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich einen Kriegsfilm mache. Niemals im Leben. Niemals", sagte Hipper dem Bayerischen Rundfunk im Vorfeld der Verleihung. Szenenbildner und Projektpartner Goldbeck überredete sie letztendlich. Goldbeck entwarf die Räume und Hipper richtete sie ein.

Der Oscar ist der wohl bedeutendste Preis in Hippers langer Karriere - aber nicht die erste Auszeichnung. Für ihre Arbeit in der deutsch-französischen Filmproduktion "Die Schöne und das Biest" (2014) wurde die Szenenbildnerin etwa mit dem nationalen Filmpreis Frankreichs (César) in der Kategorie Bestes Szenenbild ausgezeichnet.

"Im Westen nichts Neues": Darum geht es in dem Antikriegsepos

"Im Westen nichts Neues" erzählt von den Grauen des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten. Der 17-jährige Paul (gespielt vom Österreicher Felix Kammerer) zieht mit seinen Freunden voller Stolz an die Westfront. Diese ist 1917 allerdings längst in einem Stellungskrieg erstarrt. In den Schützengräben Nordfrankreichs trifft Paul und seine Kameraden die Gewalt des Krieges mit voller Wucht. Statt Siege zu feiern, kämpfen die jungen Männer ums Überleben.