Platz da!

20.8.2019, 16:09 Uhr
Platz da!

© Stefan Hippel

Es können ganz unscheinbare Orte sein: kleine Flecken Asphalt, an denen man im Alltag ohne einen weiteren Gedanken vorbeiläuft. Vielleicht, weil sowieso immer jemand darauf parkt, obwohl es sich nicht um einen Parkplatz handelt. Oder weil man sich so daran gewöhnt hat, dass dieser Platz mitten im öffentlichen Raum ungenutzt ist, dass man ihn schon gar nicht mehr als solchen wahrnimmt. Diese ungenutzten Orte gibt es überall in der Stadt. Und genau sie sollen sich in Zukunft in sogenannte "Möglichkeitsräume" verwandeln – zumindest wenn es nach der SPD-Stadtratsfraktion geht, die im Rathaus einen Antrag auf ein Sonderprogramm für die Gestaltung solcher Orte gestellt hat.

Räume zurückerobern

Unter einem "Möglichkeitsraum" kann man sich eine ganze Menge vorstellen – und das ist so gewollt. Bei dem Projekt sollen Anwohner die Chance bekommen, den öffentlichen Raum in ihrer unmittelbaren Umgebung nach ihren Wünschen zu gestalten und für sich "zurückzuerobern". So formuliert es Stadträtin und Initiatorin Christine Kayser.

In der Innenstadt gebe es dahingehend bereits viele spannende Ansätze, so zum Beispiel die "Essbare Stadt" am Jakobs- und Egidienplatz oder das "Kulturhauptstädtla" am Opernhaus, so Kayser weiter. Mit ihrem Programm will die SPD nun gezielt die Stadtteile ansprechen. Hier gebe es viel Potenzial, öffentlichen Raum besser zu nutzen und mehr Lebensqualität zu schaffen, meint SPD-Stadtrat Thorsten Brehm.

Inhaltliche Vorgaben, wie die Plätze aussehen könnten, wolle man den Bürgern aber nicht machen, stellt Christine Kayser klar. "Wie genau ein solcher Platz gestaltet werden könnte, das überlassen wir den Bürgern", sagt die Stadträtin. Ihr gehe es auch darum, dass ein neuer Blick auf die Stadtverwaltung entstehe. "Demokratischer, mit mehr Entscheidungen von unten", so Kayser, die selbst Innenarchitektin ist.

Ein erstes Projekt in Sachen Möglichkeitsraum ist bereits angelaufen: An der Schanzenstraße in der Neubleiche steht das Haus des Wohnprojektes "andersWohnen-2010". Gegenüber, auf einer kleinen Fläche mit vier Bäumen, die derzeit vor allem als Parkfläche genutzt wird, könnte bald der erste Möglichkeitsraum in Nürnberg entstehen.

"Lust auf mehr machen"

50 000 Euro sollen für Nachbarschaftsideen im öffentlichen Raum insgesamt zur Verfügung gestellt werden. Dass man davon keinen ganzen Platz, geschweige denn mehrere, sanieren könne, ist den Sozialdemokraten bewusst. Mit ihrem Sonderprogramm will die SPD lediglich einen ersten finanziellen Rahmen schaffen: "Es geht darum, erste Bausteine zu setzen, die Lust auf mehr machen", erklärt Thorsten Brehm. Vielleicht eine Bank hier oder ein Beet dort: So soll für Anwohner der Anreiz entstehen, sich für die weitere Gestaltung und Pflege "ihres" Platzes zu engagieren – und dann sei wieder die Politik gefragt, eine Weiterentwicklung zu unterstützen.

Um interessierten Anwohnern, Nachbarschaftsinitiativen und Vereinen die Umsetzung ihrer Ideen und den Kontakt zur Verwaltung möglichst leicht zu machen, fordert die SPD außerdem, dass es in Zukunft bei der Stadt einen festen Ansprechpartner in Sachen "Möglichkeitsräume" geben soll. Der bürokratische Aufwand, die Fördermittel zu beantragen und zu erhalten, solle möglichst gering gehalten werden, so Christine Kayser.

Auch ein Onlinebeteiligungsverfahren sollte geprüft werden, heißt es in dem Antrag, den Fraktionsvorsitzende Anja Prölß-Kammerer im Namen ihrer Parteikollegen an den Oberbürgermeister gestellt hat. Solange diese Schritte noch ausstehen, bleiben die Initiatoren bei der SPD Ansprechpartner beim Thema "Wohlfühl-Orte", wie Christine Kayser sie auch nennt.

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