"Stoppt den Pavianmord"

Polizei im Großaufgebot: Aktivisten blockieren Haupteingang zum Tiergarten Nürnberg

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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9.3.2024, 12:19 Uhr
Mehrere Tierschützer blockierten am Samstagmorgen den Eingang zum Nürnberger Tiergarten. Die Polizei musste sie zum Teil wegtragen.

© ToMa Mehrere Tierschützer blockierten am Samstagmorgen den Eingang zum Nürnberger Tiergarten. Die Polizei musste sie zum Teil wegtragen.

Der Nürnberger Tiergarten öffnet eigentlich erst um 9 Uhr, doch Trubel vor dem Eingang herrschte an diesem Samstagmorgen schon früher. Wie das Polizeipräsidium Mittelfranken berichtet, blockierten seit etwa 7.30 Uhr 24 Tierschutzaktivisten unter dem Motto "Stoppt den Pavianmord" den Haupteingang zu dem fränkischen Zoo.

Sie setzten sich direkt vor Eingangstor, mindestens fünf von ihnen hätten sich auch angekettet, wie Polizeisprecherin Janine Mendel erklärt. Zwei Männer kletterten zudem auf Statuen am Eingang, wo sie ein großes Banner mit der Aufschrift "Artgerecht ist nur die Freiheit" befestigt haben, auch Pyrotechnik wurde gezündet. Zudem appellierten sie immer wieder an die Besucher, auf das Tierrecht zu achten und sich vegan zu ernähren.

Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot aus. Da sich vier der Tierschützer mit so robusten Schlössern angekettet haben, sodass die Beamten sie nicht einmal mit einem Bolzenschneider aufbrechen konnten, musste die Berufsfeuerwehr sie mit einer Hydraulikschere lösen, heißt es.

Polizei ermittelt nach Blockadeaktion

Laut Polizei kam es aufgrund der Aktion zunächst zu keinen größeren Schlangen am Eingang des Tiergartens. Zu Beginn hätten die Besucher noch über ein kleines Tor an der Seite in den Park gelangen können, doch auch das sei später von den Aktivisten blockiert worden. Auf eine Ansprache durch die Polizei hätten die Demonstranten zunächst nicht reagiert.

Die Einsatzkräfte wiesen den Aktivisten später eine Versammlungsfläche zu - etwa 50 Meter vor dem Eingang zum Tiergarten. Einige begaben sich freiwillig dorthin, andere mussten von den Beamten getragen werden. Um 11.50 Uhr beendete die Einsatzleitung auch die Versammlung auf der zugewiesenen Fläche. Die Polizei stellte die Identität der Protestierenden fest und prüft nun den Verdacht der Nötigung. Seit etwa 10 Uhr ist der Tiergarten wieder uneingeschränkt geöffnet. Laut Angaben der Polizei sei die Aktion insgesamt friedlich verlaufen, verletzt wurde niemand.

Auch Pyrotechnik kam bei dem Protest zum Einsatz.

Auch Pyrotechnik kam bei dem Protest zum Einsatz. © Animal Rebellion

Geplante Pavian-Tötung: Gruppe fordert Umdenken

Laut Angaben einer Sprecherin des Polizeipräsidiums gehören die Aktivisten der Tierschutzgruppe "Animal Rebellion" an. Die Gruppe bekannte sich in einer Mitteilung zu der Aktion und fordert laut eigenen Angaben ein gesellschaftliches Umdenken im Umgang mit Tieren sowie die Grundrechte auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit für die Tiere.

Hintergrund für die Blockadeaktion am Samstag ist die geplante Paviantötung in Nürnberg. So hatte der Tiergarten Anfang Februar angekündigt, einzelne Tiere aus der Gruppe der Guinea-Paviane töten zu wollen. Diese sei zu groß für das Gehege geworden und die soziale Struktur ungünstig. Das Thema hat deutschlandweit für Diskussionen gesorgt, derzeit prüft der Zoo Angebote von Einrichtungen, die die überzähligen Affen übernehmen wollen.

Weil die Bedürfnisse der Tiere bei der Debatte kein Gehör fänden, wollen die Aktivisten den ausgebeuteten, fühlenden Lebewesen nun stellvertretend eine Stimme verschaffen, teilte die Gruppe am Samstag mit. "Affen haben das Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit und Freiheit – genau wie wir", fordert dazu Scarlett Treml, Aktivistin bei Animal Rebellion. "Der Tiergarten Nürnberg und alle weiteren Zoos müssen endlich Ernst machen und den einzig sinnvollen Beitrag zum Artenschutz leisten".

Dieser Artikel wurde mehrmals aktualisiert, zuletzt um 12 Uhr.


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