Rapper "Haftbefehl" schlug sich tapfer im Hirsch

6.3.2012, 17:52 Uhr
Rapper

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Haftbefehl (bürgerlich Aykut Anhan) floh vor einigen Jahren aufgrund einer bevorstehenden Haftstrafe in die Türkei und gelangte über Umwege durch die Niederlande und reichhaltigen Erfahrungen in der Drogenszene wieder zurück nach Deutschland, wo er recht schnell mit Rap erfolgreich wurde. Nun sei er froh, dass er seine kriminelle Vergangenheit hinter sich gebracht habe und auf legalem Weg sein Geld verdienen könne, betont er immer wieder.

Einige seiner Songs zeichnen ein abschreckendes Bild der Gangsterkarriere und thematisieren die Schattenseiten der kriminellen Laufbahn. Die Jugend mahnt er, in die Schule zu gehen, die Eltern zu respektieren, Religion nicht radikal, sondern als etwas schönes zu sehen. Auf seinen Konzerten dominiert dann aber doch eher die Koksdealer-Thematik: weißes Pulver, weißer Benz, Knarren und Frauen. Auf der Bühne breitet er vor dem Zuhörer seinen ganz eigenen Scarface-Film aus.

„Azzlackz Drehen Durch“ lautet der Name der aktuellen Tour. Vom erwarteten Durchdrehen war am Montagabend jedoch nicht allzu viel zu sehen. Der auf der letzten Tour ausverkaufte Hirsch war nur halb gefüllt, was etwas verwunderte, chartete das aktuelle Album des Offenbachers doch mit Platz 10, satte 49 Plätze höher als das letzte.

Zudem kam „Hafti“, wie ihn seine Fans nennen, offensichtlich schwer erkältet auf die Bühne. Seine Stimme war stark angeschlagen. Man merkte ihm an, dass er eher etwas Ruhe bräuchte – egal. Ein harter Straßenjunge zieht die Show durch. Da half es, dass der bombastische Sound seines neuen Albums „Kanackis“ allein schon genug trägt und es nicht so sehr ins Gewicht fiel, dass er kaum einen Satz ohne Hilfe seiner Back-Up-Rapper zu Ende bringen konnte.

Immerhin bewahrte er sich seinen typischen Humor. „Wer will ein Handtuch mit Grippe?“, fragte „Hafti“ augenzwinkernd in die Menge und warf das begehrte Souvenir in den Raum, witzelte zwischen den einzelnen Songs mit dem Publikum, verhandelte grinsend den Preis für einen Joint, den er einem Fan anbot und versuchte, so gut es ging, das Problem mit der streikenden Stimme ein wenig auszugleichen, welches durch den ziemlich schlecht abgemischten Sound noch verstärkt wurde. Gut, dass er sich auf seine „Azzlack-Crew“ und die Nürnberger Rapper Automatikk verlassen konnte, die im Vorprogramm die lokale Szene repräsentierten. Vor allem das als Vorgruppe aufgetretene Rapduo „Celo & Abdi“ war perfekt aufgelegt und heizte auch während des Haftbefehl-Auftritts der Menge ordentlich ein.

„Es tut mir Leid, dass ich heute nicht so gut war wie sonst!“, entschuldigte sich Haftbefehl am Ende bei seinen Fans. Beschwerden konnte man nicht ausmachen, ein wenig Enttäuschung schon. Es kann eben nicht immer perfekt laufen, oder um es mit Haftbefehls Worten zu sagen: „Es geht weiter und weiter...“.
 

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