"Recycling-Märchen": Scharfe Kritik am Gelben Sack

27.2.2016, 05:57 Uhr
Scharfe Kritik am Gelben Sack übt Reinhard Arndt, der zweite Werkleiter des Nürnberger Abfallbetriebes.

© Irene Lenk Scharfe Kritik am Gelben Sack übt Reinhard Arndt, der zweite Werkleiter des Nürnberger Abfallbetriebes.

Von einem Recycling-Märchen spricht der Vize-Chef des städtischen Abfallbetriebes. Zwar werden ihm zufolge 70 Prozent der Kunststoffverpackungen verwertet. Doch davon wird der Großteil verbrannt – 80 Prozent sollen es laut Arndt sein.

Außerdem wisse keine Mensch, wo der Müll aus dem Gelben Sack lande. So könnten sie am Ende in Brennstoffanlagen im Ausland gebracht werden, wo sie unter umweltunfreundlichen Bedingungen verbrannt werden  - ohne etwa wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen. In der kommunalen Müllverbrennungsanlage würden Arndt zufolge dagegen wertvolle Rohstoffe gerettet. Deswegen sollten Bürger die Konservendose in den Restmüll werfen, denn in der Nürnberger Anlage werde ein Großteil des Aluminiums zurückgewonnen.

Peter Kurth sieht das anders. Er ist der Präsident des Verbandes BDE, der auch private Entsorgungs- und Recyclingbetriebe vertritt. Kurth räumt ein, dass die tatsächliche Recylingquote – die sogenannte stoffliche Verwertung – von Kunststoffen nicht hoch ist. Doch beträgt sie ihm zufolge zwischen 40 und 50 Prozent, der Rest werde verbrannt. Allerdings entstünden dabei hochwertige Brennstoffe, die etwa deutsche Zementwerke mit Energie versorgten.

Jenseits dieses Systemstreits zwischen Kommunen und Privatunternehmen plädiert Arndt für einen anderen Art des Konsums. Er kann sich beispielsweise vorstellen, Elektro-Geräte wie Föhns zu leihen und nach einer gewissen Dauer wieder bei der Firma abzugeben, die aus den Rohstoffen der Altgeräte neue macht. Außerdem fordert er eine Garantie für eine bestimmte Anzahl von Betriebsstunden, je nach Gerät. So gebe es Anreize für die Industrie, langlebige Produkte zu entwerfen.

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