Augenmedizin und Corona

"Rotes Auge": Auch ein Symptom der Covid-19-Infektion

30.8.2021, 08:22 Uhr
Die Sehhilfe beschlägt bei Brillenträgern, die eine Mund-Nasen-Maske tragen, gern. Die Atemluft, die aus der Maske entweicht, kann das Auge aber auch unangenehm austrocknen.

© imago images/Markus van Offernh Die Sehhilfe beschlägt bei Brillenträgern, die eine Mund-Nasen-Maske tragen, gern. Die Atemluft, die aus der Maske entweicht, kann das Auge aber auch unangenehm austrocknen.

Aus der Lunge in den gesamten Körper - nach bald zwei Jahren mit der Pandemie versteht die Medizin heute mehr von der systemischen Wirkung des Sars-CoV-2-Virus. Auch das Auge kann betroffen sein, allerdings eher selten, sagt Dr. Amelie Pielen von der Maximilians-Augenklinik, die dort seit Sommer zum neuen ärztlichen Leitungsteam gehört. Pielen und ihr Ehemann Dr. Bernd Junker wechselten von der Medizinischen Hochschule Hannover in die von einem Verein getragene gemeinnützige Privatklinik in Nürnberg-Erlenstegen.

Veränderte Durchblutung ist mit bloßem Auge sichtbar

Das Coronavirus kann ein "rotes Auge" auslösen: Die Augenoberfläche tränt, brennt und drückt. Diese Bindehautentzündung kennt man auch als Begleiterscheinung anderer viraler Atemwegsinfekte. Indirekt gibt das Auge sogar einen Hinweis auf eine ablaufende Corona-Infektion: "Einige Studien beschreiben sichtbare Veränderungen bei der Durchblutung der ganz feinen Gefäße im Auge bei Patienten, die Corona haben oder hatten." Ob sich dieses Anzeichen systematisch für eine Erkenntnis nutzen lasse, wisse die Medizin aber noch nicht, sagt Pielen.

Von Augenbrennen und -trockenheit hören Augenärzte während der Pandemie sonst eher als Folge des Maskentragens. Von den lästigen Folgen können schließlich auch sie selbst ein Lied singen: "Unsere eigenen Brillen und Lupen beschlagen bei der Untersuchung." Bei Menschen, die zu Augentrockenheit neigen, führe das zu vermehrten Beschwerden, weil die ausgeatmete Luft aus der Maske nach oben entweicht und direkt aufs Auge gelenkt wird, erläutert die Medizinerin.

Ein Patentrezept dagegen gebe es nicht. Am besten versuche man, den Drahtbügel der Maske möglichst eng anliegend in Form zu biegen oder ein anderes Maskenmodell auszuprobieren. "Wenn es einen stark stört, kann man noch ein Pflaster über den Rand kleben, das hilft." Wer stark betroffen sei, könne sich mit künstlicher Tränenflüssigkeit aus der Apotheke Linderung verschaffen.


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Grauer Star: Viele Operationen werden jetzt nachgeholt

Einen Effekt der Pandemie-Maßnahmen hat auch die Augenmedizin erlebt. "Wir führen jetzt noch Operationen am Grauen Star durch, die ursprünglich für 2020 geplant waren", sagt Pielen. Im Frühjahr 2020 rieten augenärztliche Fachgesellschaften während des Lockdowns, solche nicht dringlichen Eingriffe zu verschieben. Da viele Betroffene wegen ihres Alters zur Hochrisikogruppe zählten, hätten 2021 etliche von ihnen dann auch gleich noch ihre Corona-Impfung abgewartet.

"Die Menschen haben dann natürlich ein weiteres Jahr unter ihrer schlechten Sehschärfe gelitten. Das beeinträchtigt erheblich den Alltag von älteren Menschen, die zu Hause selbstständig leben wollen." Glücklicherweise gebe es aber keine Hinweise darauf, dass gefährliche Akut-Erkrankungen wie die Netzhautablösung verschleppt worden seien oder es zu ungewollten Vertagungen von Hornhaut-Eingriffen gekommen sei, sagt Pielen.

Es gebe keine Augenerkrankungen, die gegen eine Corona-Impfung sprechen, ergänzt die Augenchirurgin. Umgekehrt seien bisher auch keine Impfreaktionen am Auge bekanntgeworden.