Schmelzer will mehr Licht in die Altstadt bringen

20.12.2008, 00:00 Uhr
Schmelzer will mehr Licht in die Altstadt bringen

© Karlheinz Daut

Irgendwie tut es Gerd Schmelzer schon leid, dass es den eben erst geschaffenen Durchblick bald nicht mehr geben wird. Den faszinierenden Blick von der Karlsbrücke aus hinüber zur Frauenkirche, den der Abriss des Augustinerhof-Komplexes ermöglicht hat. Hier lässt sich spüren, wie nahe sich die prägenden Bauten im Kern der Nürnberger Altstadt, Sebalder Seite, im Grunde doch sind.

Doch legt Schmelzer als Entwickler eines neuen Augustinerhofs auch überzeugend dar, dass jede Form neuer Bebauung diesen Durchblick wieder schließen wird. Zur Wahl standen, wie erinnerlich, zehn Modelle, wobei sich die Jury für den Entwurf des Architekten Volker Staab entschied.

Jenes Architekten, der mit dem Neuen Museum am Klarissenplatz und inzwischen mit den Sebalder Höfen in Nürnberg schon an entscheidenden Plätzen vertreten ist. Nach Staab wird, wie erinnerlich, der künftige Augustinerhof vom Hauptmarkt her durch ein acht Meter hohes Tor zugänglich sein.

Aufenthalt am Flussufer angenehmer

Dem Bauherrn ist etwas anderes wichtiger. Mit dem künftigen Bau, der zur Pegnitz hin offen ist, werde Licht in diesen Teil der Sebalder Altstadt kommen, Licht, das auch den Aufenthalt am Flussufer angenehm machen wird. Schmelzer hebt auch hervor, dass alle Mitglieder der von ihm geladenen Jury dem Modell Staabs zugestimmt haben, ob sie nun im strengeren Sinne stimmberechtigt waren oder nicht.

Kurzer Griff in die Geschichte. Es gab in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts einen ersten Anlauf, das Augustinerhof-Gelände neu zu gestalten. Bauherr Abousaidy und sein Architekt Helmut Jahn scheiterten aber nach mehreren Anläufen schließlich am Widerstand immer größerer Kreise, zuerst der Altstadtfreunde, letztlich der Mehrheit des Stadtrats.

Seit 1995/96 verkam das Gelände, Fenster wurden eingeworfen und mit Brettern vernagelt, Tauben flogen in den oberen Stockwerken ein und aus, ein Schandfleck! Noch dazu im Kern der Altstadt, Sebalder Seite, in dem sich nach üblicher Auffassung das alte, stolze, reichsstädtische Nürnberg, das romantische, wie nirgends sonst spiegelt.

Leidenschaft des Kaufmanns

Der Immobilienunternehmer Gerd Schmelzer, der das Gelände schließlich kaufte, sieht bei allen sonstigen Herausforderungen hier eine besondere Aufgabe. Und das Gespräch mit ihm lässt spüren, dass er sie mit Leidenschaft betreibt.

Natürlich achtet er als Kaufmann sehr auf die ordentliche Finanzierung, er schließt auch nicht aus, dass es jetzt - angesichts der um sich greifenden Wirtschaftskrise - etwas langsamer vorangehen könnte.

Doch weiß er wohl, dass hier von ihm eine eigene Leistung erwartet wird. Etwas anderes als die ihm zu dankende Neugestaltung des Triumph-Adler-Geländes an der Fürther Straße, auch etwas anderes als der geplante Umbau der Grundig-Türme nahe dem Dutzendteich.

Schließlich setzt er mit den Sebalder Höfen wie mit dem neuen Augustinerhof Zeichen, die an das Selbstverständnis traditionsgebundener Nürnberger rühren. Ohne die es aber nicht geht - versteht man die Stadt als Gemeinwesen, das nicht nur historischen Hintergrund, sondern Zukunft braucht.

Bekennender Nürnberger

Schmelzer selber ist, wie soll man sagen, ein bekennender Nürnberger. Er fühlt sich nach eigener Aussage ausgesprochen wohl hier, er spürt hier menschliche Wärme, und er liebt es zum Beispiel, von seinem Wohnsitz in Unterbürg aus zum Büro in der Fürther Straße zu radeln. Und geht er spazieren, dann gerne an der Pegnitz.

Im Gespräch sagten wir ihm natürlich auch, dass er mit seinen Projekten in eine künftig zu schreibende Baugeschichte der Sebalder Altstadt eingehen werde. Davon wollte er jetzt noch nicht viel wissen.

Und eine Nachbemerkung, in diesem Fall eine unumgängliche. Wer sich über zwanzig, fünfundzwanzig Jahre zurückerinnert, der weiß vielleicht auch noch, dass der jetzt 57-jährige Gerd Schmelzer einmal Präsident des 1. FC Nürnberg war. Er versichert heute, dass er dieses Amt nicht erneut anstrebe, wie ihm ein Boulevardorgan unterstellte. Aber ein Clubberer, sagt er aus vollem Herzen, ein Clubberer sei er nach wie vor.

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