Schulen wegen Corona geschlossen: Nürnberger Eltern erhöhen den Druck

10.4.2021, 15:06 Uhr
Dass Kinder auch bei negativem Test dank hoher Inzidenz nicht in die Schule dürfen, wurde bei der Mahnwache in Nürnberg scharf kritisiert.

© Stefan Hippel, NNZ Dass Kinder auch bei negativem Test dank hoher Inzidenz nicht in die Schule dürfen, wurde bei der Mahnwache in Nürnberg scharf kritisiert.

Seit Monaten haben viele Nürnberger Schülerinnen und Schüler ihr Schulgebäude nicht mehr von innen gesehen, und der Frust bei vielen Eltern und Kindern ist groß. Bereits zum zweiten Mal hat die Initiative Familien daher zu einer Mahnwache in Nürnberg aufgerufen, um für eine Öffnung der Schulen unabhängig vom Inzidenzwert zu demonstrieren.

"Nach einem Jahr Pandemie ist klar, dass die Lösung nicht ist, Kinder zu isolieren und ihnen die Bildung vorzuenthalten", erklärt Kirsten Marschall, eine der Mitorganisatorinnen der Kundgebung. Etwa 170 Menschen, darunter viele Kinder, haben sich am Samstag ab 10 Uhr auf dem Jakobsplatz versammelt.

Schulen sicher öffnen

Auf zahlreichen Plakaten äußern die Teilnehmenden ihre Forderungen: "Schule ist systemrelevant" oder "Kein Lockdown für Kinderrechte" heißt es dort. Von Querdenkern und Corona-Leugnern grenzt sich die Initiative Familien ab. Vielmehr gehe es ihnen um einen kindgerechten Infektionsschutz.

Die Organisatorinnen kritisieren, dass zahlreiche Vorschläge, um Schulen sicher zu öffnen, nicht oder zu langsam umgesetzt würden, wie beispielsweise ein versetzter Schulbeginn oder zielstrebige Impfungen der Lehrer und Erzieher.


Testpflicht und Inzidenzen: Wie geht es in den Schulen weiter?


"Man darf testen und shoppen, aber nicht testen und in die Schule gehen", fasst Anja Rädisch ihren Unmut zusammen. Auch Aleksandra Kvrgic, die im März eine Petition zur Öffnung der Schulen gestartet hatte, setzt sich für mehr und bessere Tests ein: "Es ist ein Mittel, das die Kinder in die Schulen bringen kann."

Zweites Gespräch mit König

Sie berichtet, dass Oberbürgermeister König die Initiative wie versprochen zu einem zweiten Gespräch mit der Stadtspitze eingeladen hat. Am Abend des 14. April soll es eine weitere Videokonferenz mit ihm und Schulrätin Cornelia Trinkl geben. Die Organisatorinnen der Initiative Familien äußern sich allerdings skeptisch.

„Das erste Gespräch war eine Katastrophe, eine reine Vorstellungsrunde“, sagt Rädisch. "Wir haben keinerlei Antworten bekommen." Die teilnehmenden Eltern kritisieren, dass es keine Agenda für das Gespräch gegeben habe und auch hinterher nicht klar gewesen sei, was die Stadt Nürnberg konkret tun wolle, um die Situation weiter zu verbessern.

Einladung an Söder

Marcus König habe deutlich gemacht, dass ihm in vielen Dingen die Hände gebunden seien. Nicht zuletzt deshalb hat die Initiative über die Stadt Nürnberg eine Einladung an Ministerpräsident Söder und Kultusminister Piazolo ausgesprochen, auch am nächsten Gespräch teilzunehmen.


Schulstart nach Ostern: Fernab jeder Normalität


Der Vorschlag von Aleksandra Kvrgic: Bayern solle sich ein Vorbild an Sachsen nehmen, wo die Schulen nach den Osterferien inzidenzunabhängig geöffnet werden. Zweimal wöchentlich soll dort getestet werden, gleichzeitig ist dort die Schulbesuchspflicht aufgehoben für alle, die sich in Präsenz nicht sicher fühlen.

Die fehlenden Lockerungen für Kinder sind nicht der einzige Grund, weswegen die Organisatorinnen nicht gut auf Markus Söder zu sprechen sind: "Ich finde es zum Teil unverantwortlich, wer und was alles über Schule gequatscht wird", hatte der Ministerpräsident bei seiner Pressekonferenz am 8. April gesagt.

Diese Formulierung hat bei vielen Eltern zu massivem Ärger geführt. "Wir erwarten nicht Gequatsche und wir erwarten nicht seine persönliche Meinung", sagt Kirsten Marschall zum Auftritt von Söder. Er solle sich lieber um Lösungen für die Schüler bemühen.

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