St. Peter ist alter Stadtteil ohne innere Einheit

2.9.2019, 11:34 Uhr
Die mehrere Tausend Quadratmeter große Fläche vor der Diehl-Hauptverwaltung wird derzeit nur als Parkplatz oder gar nicht genutzt. Sie könnte Platz für einen Bolzplatz bieten oder aber mit einem Stadtteilzentrum St. Peter einen Mittelpunkt verleihen.

© Roland Fengler Die mehrere Tausend Quadratmeter große Fläche vor der Diehl-Hauptverwaltung wird derzeit nur als Parkplatz oder gar nicht genutzt. Sie könnte Platz für einen Bolzplatz bieten oder aber mit einem Stadtteilzentrum St. Peter einen Mittelpunkt verleihen.

Wer will schon in einem Stadtteil wohnen, dessen Ursprung sich auf einen Siechkobel zurückführen lässt? Siechkobel waren im Mittelalter Einrichtungen, die Aussätzige und Kranke betreuten. Meist vor den Stadtmauern gelegen, um die Bevölkerung nicht anzustecken.

Der heutige Stadtteil St. Peter hatte einen solchen Siechkobel vor allem für Leprakranke. Urkundlich nachgewiesen ist er seit 1327, als die Peterskapelle daneben gebaut wurde. Noch 1808, als St. Peter mit 19 Höfen und kleinen Stadtteilen zu Nürnberg kam, hatte der Vorort kaum Einwohner. 1824 zählte das Kirchdorf St. Peter zwei Haupt- und drei Nebengebäude mit gerade einmal 21 Bewohnern.

Und heute? Wie viele Menschen wohnen in diesem dicht besiedelten Stadtteil? Da wird es schwierig, denn als statistischen Bezirk gibt es den eingeführten Begriff St. Peter nicht. Er ist aufgeteilt in Ludwigsfeld mit 11 000 Einwohnern und Glockenhof mit mehr als 18 000 Einwohnern. Große Teile der Gemarkung von St. Peter sind im Übrigen Gleißhammer zugeordnet.

Dem Viertel fehlt ein Stadtteilzentrum

Es ist vielleicht das größte Problem von St. Peter, dass eine Identität fehlt und es auch keinen Ortskern gibt. St. Peter gibt es als Stadtteil vor allem im Kopf, denn die Bewohner sind ein Teil von anderen Einheiten, aber nicht von St. Peter selbst.

Die St.-Peter-Kirche steht etwas verloren in der Autolandschaft und wird vom Verkehr dauerhaft umspült. Das wunderbare Gleißhammer Schloss leuchtet nur zweimal im Jahr und stiftet Gemeinschaftssinn: mit dem Weihnachtsmarkt und mit dem sommerlichen Gleißhammer-Fest.

Die mächtigen Gebäude der Firma Diehl an der Stephanstraße könnten Schwerkraft ausüben, wenn die dazugehörige, mehrere 1000 Quadratmeter große Fläche vor dem Haupteingang ein Platz wäre und nicht nur ein Raum, der leer ist. Die Wiese wäre natürlich für ein Stadtteilzentrum bestens geeignet. Dass die Eigentümer nicht einmal eine Zwischennutzung als Bolzplatz zulassen, ist ein Affront für die Kinder und Jugendlichen in diesem hoch verdichteten Stadtteil im Nürnberger Südosten.

Doch auch die Verwaltung trägt wenig dazu bei, dem Stadtteil einen Mittelpunkt, einen Raum für Begegnungen zu geben. Seit 20 Jahren ist den Bewohnern der Neubleiche ein Platz mit einem kleinen Springbrunnen versprochen. Die Pläne sind seit Jahren fertig, doch passiert ist nichts. Es dominieren dagegen die großen Verkehrsachsen Regensburger Straße, Dürrenhofstraße, Zerzabelshofstraße und die Bahnlinie, die den Stadtteil zerschneidet.

Nur zehn Minuten mit dem Rad in die Altstadt

In St. Peter wohnt man halt. Während St. Johannis, Zerzabelshof oder Kleinweidenmühle die Fantasie zum Klingen bringen, ist St. Peter eine Addition von Wohnungen.

Doch die Lage ist fantastisch: zehn Minuten fährt man in die Altstadt, drei Minuten zum Wöhrder See, zwölf Minuten zum Max-Morlock-Stadion oder zum Dutzendteich, zehn Minuten zum Freibad Bayern 07, zehn Minuten zur Meistersingerhalle, zwölf Minuten zum Valznerweiher und dann geht es auch schon ab in den Reichswald. Alles mit dem Fahrrad wohlgemerkt, nicht mit dem Auto!

Die Bewohner von St. Peter sind ebenfalls ein Schatz: Völlig unprätentiös und ohne eingebildetes Gehabe sind sie einfach nur Nürnbergerinnen und Nürnberger, die ihr Leben genießen wollen. Übrigens: Nicht nur der Stadtteil St. Peter hat sich aus einem Siechkobel heraus entwickelt, sondern auch St. Johannis, St. Jobst und St. Leonhard.

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