Ein Rückblick

Starklub und Planet: Nürnbergs Nachtleben heute und damals

18.7.2023, 19:46 Uhr
Die Kneipen, Bars, Clubs, Discos vergisst derjenige, der in ihnen feierte, nicht mehr. An was erinnern sich die Partygänger verschiedener Generationen? Ein Rundgang durch Jahrzehnte des Nürnberger Nachtlebens.
 
 Eines vorweg: So stolz ich bin, am Anfang des Artikels zu stehen, so sehr schäme ich mich auch für das Fortgehverhalten, das ich mit 20 an den Tag gelegt habe. Warum? Ganz einfach: Damals war genau das ganz groß in Mode, was heute maximal die oberpfälzische Landjugend hinter dem Ofen hervorlockt: Großraumdiskotheken.
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Erinnerungen an das Nürnberger Nachtleben: Eine 29-Jährige erzählt

Die Kneipen, Bars, Clubs, Discos vergisst derjenige, der in ihnen feierte, nicht mehr. An was erinnern sich die Partygänger verschiedener Generationen? Ein Rundgang durch Jahrzehnte des Nürnberger Nachtlebens.

Eines vorweg: So stolz ich bin, am Anfang des Artikels zu stehen, so sehr schäme ich mich auch für das Fortgehverhalten, das ich mit 20 an den Tag gelegt habe. Warum? Ganz einfach: Damals war genau das ganz groß in Mode, was heute maximal die oberpfälzische Landjugend hinter dem Ofen hervorlockt: Großraumdiskotheken. © Giulia Iannicelli

Und weil es in der Oberpfalz immer weniger Jugendliche gibt, die den weiten Weg in die Stadt wagen, sterben diese Läden nun eben langsam aus. Damals aber, als Massenbeschallung in riesigen Hallen noch der letzte Schrei war, war ich natürlich auch mittendrin.
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... eine 29-Jährige: Planet

Und weil es in der Oberpfalz immer weniger Jugendliche gibt, die den weiten Weg in die Stadt wagen, sterben diese Läden nun eben langsam aus. Damals aber, als Massenbeschallung in riesigen Hallen noch der letzte Schrei war, war ich natürlich auch mittendrin. © Dennis Strassberger

Und um ehrlich zu sein, ich hatte sogar Spaß in "Planet", "Loop", "Stargate" und Co.
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... eine 29-Jährige: Planet

Und um ehrlich zu sein, ich hatte sogar Spaß in "Planet", "Loop", "Stargate" und Co. © Planet

Es war einfach so unglaublich praktisch – in den verschiedenen Hallen war für jeden Musikgeschmack in unserer Clique etwas dabei.
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... eine 29-Jährige: Planet

Es war einfach so unglaublich praktisch – in den verschiedenen Hallen war für jeden Musikgeschmack in unserer Clique etwas dabei. © Dennis Strassberger

Und weil einfach jeder in die Riesen-Discos gerannt ist, hat man dort auch jeden getroffen – ein Rundgang durch die Räume hat gereicht.
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... eine 29-Jährige: Mach1

Und weil einfach jeder in die Riesen-Discos gerannt ist, hat man dort auch jeden getroffen – ein Rundgang durch die Räume hat gereicht. © Giannis Kokkas

Die Clubs von damals sind mittlerweile Geschichte – bis auf einen.
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... eine 29-Jährige: Mach1

Die Clubs von damals sind mittlerweile Geschichte – bis auf einen. © Giannis Kokkas

Das "Mach 1" war damals schon ein Klassiker und wird wohl als einer auch noch Generationen von Feierwütigen nach mir begrüßen. (Julia Vogl)
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... eine 29-Jährige: Mach1

Das "Mach 1" war damals schon ein Klassiker und wird wohl als einer auch noch Generationen von Feierwütigen nach mir begrüßen. (Julia Vogl) © Giannis Kokkas

Mein Kollege, auch in den 30ern, beschrieb es neulich treffend: Als wir jung waren, lagen die nächtlichen Anlaufstellen in der „Großstadt“ N. so weit auseinander, dass man beim Umherziehen leicht vor Entkräftung gestorben wäre. Meine beste Freundin und ich hatten aber ganz andere Probleme: behütende Eltern und mangelhafte Coolness. Ins „Mach“ und ins berühmte „Boot“ schafften wir es nie. Wir freuten uns ja schon über einen Abend mit kleinem Salat im Café Mohr, einen Schulfasching oder die „Beat & Blues“-Party in der Tanzschule Krebs, wo die Jungmänner nach Putzlappen müffelten.
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... eine 37-Jährige: Café Mohr

Mein Kollege, auch in den 30ern, beschrieb es neulich treffend: Als wir jung waren, lagen die nächtlichen Anlaufstellen in der „Großstadt“ N. so weit auseinander, dass man beim Umherziehen leicht vor Entkräftung gestorben wäre. Meine beste Freundin und ich hatten aber ganz andere Probleme: behütende Eltern und mangelhafte Coolness. Ins „Mach“ und ins berühmte „Boot“ schafften wir es nie. Wir freuten uns ja schon über einen Abend mit kleinem Salat im Café Mohr, einen Schulfasching oder die „Beat & Blues“-Party in der Tanzschule Krebs, wo die Jungmänner nach Putzlappen müffelten. © Michael Meier

Mit der Zeit aber setzten wir größere Samstagsausflüge durch, in die „Resi“ in Klingenhof etwa. Kurioserweise betrieben wir gern Stadtflucht, ins „Trend“ in Postbauer-Heng zum Beispiel...
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... eine 37-Jährige: Trend

Mit der Zeit aber setzten wir größere Samstagsausflüge durch, in die „Resi“ in Klingenhof etwa. Kurioserweise betrieben wir gern Stadtflucht, ins „Trend“ in Postbauer-Heng zum Beispiel... © Phillip Hauck

...in die Fürther Gustavstraße oder ins Erlanger E-Werk. Möglich machte dies der Vater meiner besten Freundin.
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... eine 37-Jährige: Gustavstraße

...in die Fürther Gustavstraße oder ins Erlanger E-Werk. Möglich machte dies der Vater meiner besten Freundin. © Hans-Joachim Winckler

Er war nach seiner Scheidung so anhänglich geworden, dass er uns noch um drei Uhr am Wunschort im Auto abholte. Ich will ihm hiermit posthum huldigen. (Isabel Lauer)
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... eine 37-Jährige: Gustavstraße

Er war nach seiner Scheidung so anhänglich geworden, dass er uns noch um drei Uhr am Wunschort im Auto abholte. Ich will ihm hiermit posthum huldigen. (Isabel Lauer) © Thomas Scherer

Wenn ich am Freitagabend müde auf die Couch sinke, dann denke ich manchmal an vergangene Zeiten zurück und bin sehr erleichtert. Ich muss nichts vorhaben!
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. . . eine 48-Jährige: Mausloch

Wenn ich am Freitagabend müde auf die Couch sinke, dann denke ich manchmal an vergangene Zeiten zurück und bin sehr erleichtert. Ich muss nichts vorhaben! © Steve Marvel

Ich darf daheim bleiben. Nichts tun. Oder Fernseh schauen. Einst fand ich, vor der Glotze zu sitzen, sei pure Lebenszeitverschwendung. Heute sehe ich das anders.
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. . . eine 48-Jährige: Mausloch

Ich darf daheim bleiben. Nichts tun. Oder Fernseh schauen. Einst fand ich, vor der Glotze zu sitzen, sei pure Lebenszeitverschwendung. Heute sehe ich das anders. © Büttner

Natürlich gehe ich noch aus, sogar sehr gern. Aber eben nur ab und zu. Früher verging kaum ein Tag ohne Abendprogramm. Zu Studienzeiten trafen wir uns zum Biertrinken im Mausloch in der Altstadt.
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. . . eine 48-Jährige: Mausloch

Natürlich gehe ich noch aus, sogar sehr gern. Aber eben nur ab und zu. Früher verging kaum ein Tag ohne Abendprogramm. Zu Studienzeiten trafen wir uns zum Biertrinken im Mausloch in der Altstadt. © Büttner

Oder wir fuhren zum Hafen, wo das „Boot“ stand, die Mega-In-Disco der 90er-Jahre.
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. . . eine 48-Jährige: Boot

Oder wir fuhren zum Hafen, wo das „Boot“ stand, die Mega-In-Disco der 90er-Jahre. © Matejka

Später dann, im 21. Jahrhundert, wurde das „Grün“ zu unserer Stammkneipe. Die Bar befand sich in der Bergstraße, dort, wo einmal der „Dampfnudel-Bäck“ zu Hause war.
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. . . eine 48-Jährige: Boot

Später dann, im 21. Jahrhundert, wurde das „Grün“ zu unserer Stammkneipe. Die Bar befand sich in der Bergstraße, dort, wo einmal der „Dampfnudel-Bäck“ zu Hause war. © Matejka

"Open Ocean" hieß eine  Veranstaltungsreihe im "Boot". Und  kein geringerer, als der heute berühmte "Bembers",  moderierte sie. Damals nannte er sich Mister "H. Gully" und trug weiße Anzüge (rechts im Bild).
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. . . eine 48-Jährige: Boot

"Open Ocean" hieß eine Veranstaltungsreihe im "Boot". Und kein geringerer, als der heute berühmte "Bembers", moderierte sie. Damals nannte er sich Mister "H. Gully" und trug weiße Anzüge (rechts im Bild). © Matejka

1975 gab es für diejenigen, die in der Umgebung oder in den Vororten von Nürnberg aufgewachsen sind, wenig zum Weggehen. In der Stadt, wo es etwas gab, kam man nicht hin, weil der ÖPNV von den Zeiten her dafür nicht ausgelegt war oder aber er existierte überhaupt nicht.
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... ein 55-Jähriger: Starclub

1975 gab es für diejenigen, die in der Umgebung oder in den Vororten von Nürnberg aufgewachsen sind, wenig zum Weggehen. In der Stadt, wo es etwas gab, kam man nicht hin, weil der ÖPNV von den Zeiten her dafür nicht ausgelegt war oder aber er existierte überhaupt nicht. © Büttner

Mit meinem Kleinkraftrad, das allerdings nicht sehr schnell fuhr, wurden die Grenzen ab 16 endlich weiter gezogen: Zum „Star-Club“ oder ins „Groovy“ nach Nürnberg. An Samstagen spielten dann Gruppen in Hinterzimmern in Rückersdorf oder in Berg in der Oberpfalz, was im Winter mit einem Zweirad ein weiter Weg war.
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... ein 55-Jähriger: Starclub

Mit meinem Kleinkraftrad, das allerdings nicht sehr schnell fuhr, wurden die Grenzen ab 16 endlich weiter gezogen: Zum „Star-Club“ oder ins „Groovy“ nach Nürnberg. An Samstagen spielten dann Gruppen in Hinterzimmern in Rückersdorf oder in Berg in der Oberpfalz, was im Winter mit einem Zweirad ein weiter Weg war. © Büttner

Ulrich Ruppert muss nicht lange nachdenken, wenn man ihn auf sein erstes Stammlokal anspricht: „Ich habe schon zu Schulzeiten mit meinen Freunden gerne ein ,Boulevardbier‘ im Pillhofer in der Königstraße genossen“, sagt Ruppert und lacht. Der Name rühre daher, dass man auch damals schon wunderbar den Passantenstrom zwischen Innenstadt und Bahnhof bei einem kühlen Hellen genießen konnte.
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. . . ein 67-Jähriger: Altstadt

Ulrich Ruppert muss nicht lange nachdenken, wenn man ihn auf sein erstes Stammlokal anspricht: „Ich habe schon zu Schulzeiten mit meinen Freunden gerne ein ,Boulevardbier‘ im Pillhofer in der Königstraße genossen“, sagt Ruppert und lacht. Der Name rühre daher, dass man auch damals schon wunderbar den Passantenstrom zwischen Innenstadt und Bahnhof bei einem kühlen Hellen genießen konnte. © Horst Eißner

Die Wahl fiel darum auf das "Petzenschloss" in der Wodanstraße, das oft noch "bis zum Berufsverkehr" oder danach geöffnet hatte. „Pächter Walter Ludescher war ein ehemaliger Opernsänger, deswegen war dort immer eine interessante Mischung der Gäste“, erinnert sich Ruppert an das Lokal, das früher gegenüber vom heutigen Landbierparadies beheimatet war. Als es um die Band in den 70er Jahren ruhiger wurde, verlagerte sich der Stammtisch in das "Sternle" in der Vorderen Sterngasse – leider auch längst Gastrogeschichte. (s. l.)
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. . . ein 67-Jähriger: Altstadt

Die Wahl fiel darum auf das "Petzenschloss" in der Wodanstraße, das oft noch "bis zum Berufsverkehr" oder danach geöffnet hatte. „Pächter Walter Ludescher war ein ehemaliger Opernsänger, deswegen war dort immer eine interessante Mischung der Gäste“, erinnert sich Ruppert an das Lokal, das früher gegenüber vom heutigen Landbierparadies beheimatet war. Als es um die Band in den 70er Jahren ruhiger wurde, verlagerte sich der Stammtisch in das "Sternle" in der Vorderen Sterngasse – leider auch längst Gastrogeschichte. (s. l.) © Friedl Ulrich

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