Stimmungsbarometer "Nürnberg Trend": So funktioniert die Umfrage

2.3.2020, 17:30 Uhr
Öffentliche Verkehrsmittel liegen in der Gunst der Befragten ganz weit vorne.

© NN-Infografik/Agentur werkDrei Öffentliche Verkehrsmittel liegen in der Gunst der Befragten ganz weit vorne.

Der "Nürnberg Trend 2020" bildet - mit einer wissenschaftlich fundierten Methodik – das aktuelle Stimmungsbild in der Nürnberger Bevölkerung ab. Interviewt wurden hierfür im Februar mit Blick auf die Kommunalwahl am 15. März 384 wahlberechtigte Nürnbergerinnen und Nürnberger.


"Nürnberg Trend 2020": Mehrheit der Befragten stimmt für Ausbau des Frankenschnellwegs


Die wissenschaftliche Begleitung der Befragung erfolgte durch Professor Dr. Edgar Feichtner, Professor an der OTH Regensburg (Lehrbereich Marketing) und Gründer und Gesellschafter der "mafotools GmbH – Privates Institut für DV-gestützte Marktforschung". Er erläutert die wichtigsten Aspekte.

Welche Methode liegt der Befragung zugrunde?

Feichtner: Die Grundgesamtheit der Umfrage umfasst alle Einwohner Nürnbergs, die am 15. März 2020 wahlberechtigt sind. Es wurden daher nur Bürger über 18 Jahre befragt. Eine Repräsentativität liegt vor, wenn in den Strukturen der Stichprobe und der Grundgesamtheit Übereinstimmungen bestehen, welche eine Verallgemeinerung der Ergebnisse zulassen. Strukturmerkmale sind dabei Alter und Geschlecht.

Wie viele Personen wurden befragt?

Feichtner: Mittels eines wissenschaftlich fundierten Stichprobenrechners, der die Grundgesamtheit (hier: Wahlberechtigte in Nürnberg) und Fehlertoleranzen berücksichtigt, wurde eine notwendige Zahl von Befragten errechnet, mit der die Ergebnisse der Befragung repräsentativ werden. Im Falle von Nürnberg sind das 384 zu befragende Personen. Zum Vergleich: Für eine bundesweite Umfrage, beispielsweise der Forschungsgruppe Wahlen e.V., werden 1250 Personen benötigt.

Der Wirtschaftswissenschaftler Professor Edgar Feichtner (63) hält seit 1997 den Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Marketing an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) in Regensburg. 1999 gründete er die mafotools GmbH, ein privates Institut für Marktforschung, dessen Gesellschafter er ist.

Der Wirtschaftswissenschaftler Professor Edgar Feichtner (63) hält seit 1997 den Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Marketing an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) in Regensburg. 1999 gründete er die mafotools GmbH, ein privates Institut für Marktforschung, dessen Gesellschafter er ist. © Foto: privat

Wie kommt man auf die Nürnberger Stichprobe?

Feichtner: Die Stichprobe wird auf Basis des sogenannten ADM-Mastersamples (Arbeitskreis Deutscher Marktforschungsinstitute) gezogen. Darin sind alle technisch möglichen Telefonnummern in Deutschland enthalten. Das Forschungswerk Nürnberg, das die Befragung durchführte, hat uneingeschränkten Zugriff auf diese Adressdatei. Daraus wurden die Telefonnummern für die relevanten Zielpersonen in Nürnberg (via Gemeindekennziffer) vorselektiert und nach Alter und Geschlecht gescannt.

Wann fand die Befragung statt?

Feichtner: Der Zeitraum der telefonischen Befragung erstreckte sich vom 7. Februar bis zum 21. Februar 2020.

Häufig werden Aussagen aus Befragungen kritisch hinterfragt. Bekommt man gerade am Telefon überhaupt noch die nötige Zahl an Befragten zusammen?

Feichtner: Es wird tatsächlich immer schwieriger, Auskunftspersonen zum Interview zu gewinnen. Die sinkende Mitmach-Bereitschaft macht eine Befragung aber in erster Linie teurer, da durch steigende Verweigerung immer mehr Personen angerufen werden müssen. Wenn die Vorgaben zur Auswahl der Zielpersonen eingehalten werden, führt dies jedoch nicht zu Qualitätsverlusten.

Ein häufiger Vorwurf lautet im Kontext einer Frage nach der Partei/Wählergruppe, die jemand wählen würde, dass eine ungestützte Fragestellung – also ohne Nennung – die nicht so bekannten Parteien/Wählergruppen benachteiligt.

Feichtner: Dieser Vorwurf ist nicht plausibel, da man ja eine Wahlentscheidung nicht für eine Partei oder Wählergruppe trifft, an die man sich bei ungestützter Fragestellung nicht erinnert.

Eine weitere Kritik lautet: Befragte geben oft Antworten, von denen sie denken, sie wären "sozial erwünscht".

Feichtner: Soziale Erwünschtheit ist insbesondere bei persönlichen Befragungen – also von Angesicht zu Angesicht und bedingt durch den Einfluss des Interviewers – in Kombination mit stark persönlichen Themen ein Problem. Insofern sind im Rahmen unserer telefonischen Befragung sozial erwünschte Antworten nicht zu erwarten.

Sind die Ergebnisse des "Nürnberg Trends" mit einer Wahlprognose vergleichbar?

Feichtner: Meinungsumfragen vor Wahlen sind ein Stimmungsbarometer, aber eben eine Momentaufnahme. Dennoch geben sie Auskünfte darüber, wie die öffentliche Wahrnehmung von Themen, Kandidaten und Parteien beziehungsweise Wählergruppen ist. Eine Wahlprognose ist der Nürnberg-Trend aber nicht.