Teurer ÖPNV? Andere Städte senken sogar die Ticketpreise

28.6.2018, 19:14 Uhr
Teurer ÖPNV? Andere Städte senken sogar die Ticketpreise

© Foto: Mark Johnston

FRANKFURT: Ein ÖPNV, der von Jahr zu Jahr generell teurer wird? Das gilt nicht im Großraum Frankfurt. Dort sorgt ein neues Tarifkonzept dafür, dass vor allem kurze Fahrten über die Stadtgrenze hinaus ab Januar 2019 deutlich günstiger werden. Dafür wurden die Tarifzonen neu gegliedert, dadurch sinkt zum Beispiel der Preis für die Fahrt von Hanau in die Innenstadt von Frankfurt von 8,50 Euro auf 6,80 Euro.

Billiger wurden auch die Einzelfahrscheine und die Tageskarten im Stadtgebiet Frankfurt. Statt 2,90 Euro kostet die Einzelfahrt dort nur noch 2,75 Euro. Der Preis für die Tageskarte sank von 7,20 Euro auf 5,35 Euro. "Gerade jetzt, wo der Diesel-Gate unsere Gesellschaft erschüttert, ist es uns wichtig, ein klares Signal für die Attraktivität des ÖPNV zu setzen", so die Begründung des Aufsichtsrates. Um eine "glaubhafte Alternative zum Individualverkehr" zu sein, wolle man den Nutzern einen guten Preis bieten.

Den bekommen auch die Teilnehmer des Modellversuchs RMV Smart: Dabei zahlen die Fahrgäste für die tatsächlich gefahrene Strecke, ähnlich wie beim Taxi setzen sich die Kosten aus einem Grundpreis und einem kilometerabhängigen Betrag zusammen. Den Handy-Tarif können auch bis zu vier Mitfahrer nutzen, so soll der ÖPNV eine Alternative für staugeplagte Pendler sein - 350.000 Pendler zieht es täglich in die 740.000 Einwohner-Stadt.

Zum Jahresbeginn hatten sich die Gesellschafter des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) zudem auf die niedrigste Fahrpreiserhöhung seit der Gründung der Organisation im Jahr 1985 verständigt. Zum 1. Januar dieses Jahres stiegen die Preise im Schnitt um 1,5 Prozent, das soll auch in den kommenden Jahren so bleiben.


AUGSBURG: Kostenlos mit Bus und Bahn fahren? Das geht möglicherweise demnächst in Augsburg. Dort soll es ab 2019 eine "City-Zone" geben, innerhalb derer Busse und Bahnen kostenlos genutzt werden können. Insgesamt geht es um acht Haltestellen, die Stadt will auf diese Weise den Parksuchverkehr eindämmen und so die Luftqualität verbessern. Noch läuft die Diskussion.


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Beschlossene Sache dagegen ist die Tarifreform im Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV), die bereits seit Anfang des Jahres mehr Übersicht in das System bringen soll. Aus ursprünglich 60 Zonen wurden zwölf Zonen, dadurch sanken in etlichen Bereichen die Preise für Abo-Kunden. "Für Pendler ist das Angebot deutlich günstiger geworden", sagt Pressesprecherin Irene Goßner. So zahlen Kunden in einem bestimmten Tarifbereich für dieselbe Strecke statt bisher 135 Euro nur noch 90 Euro im Monat. Ziel sei es, mehr Abo-Kunden zu gewinnen, sagt Goßner. Allerdings sorgte die Reform vor allem in Augsburg für Kritik, weil sich dort etliche längere Fahrten verteuerten.


STUTTGART: Stuttgart plant, 40 Jahre nach der Gründung des Verkehrs- und Tarifverbunds VVS, eine radikale Reform: Ab April 2019 soll es statt komplizierter 52 Tarifzonen nur noch fünf geben. Die übliche Preiserhöhung im Januar entfällt.

"Es war höchste Zeit, das Tarifsystem des VVS übersichtlich zu machen. Mit diesem Meilenstein in der Entwicklung des VVS ist es einfacher und vor allem günstiger, Bahnen und Busse zu nutzen", so Stuttgarts OB Fritz Kuhn. Laut Verbund werden die Fahrten zum Teil bis zu 30 Prozent günstiger. Das Verbundgebiet umfasst Stuttgart sowie die vier Nachbarlandkreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und den Rems-Murr-Kreis mit insgesamt etwas mehr als 3000 Quadratkilometern Fläche und 2,4 Millionen Einwohnern. 382 Millionen Menschen nutzen jedes Jahr die öffentlichen Verkehrsmittel in diesem Gebiet.

Stuttgart ist zum Handeln gezwungen. In der Stadt am Neckar werden die Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxid deutlich überschritten. Die Tarifreform ist auch vor dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig zur Luftreinhaltung und möglichen Fahrverboten zu sehen und wird in den Stuttgarter Luftreinhalteplan aufgenommen.

Der Verbund rechnet damit, dass ihm durch die Verbilligung vieler Tickets 42 Millionen Euro pro Jahr flöten gehen. Doch das Land Baden-Württemberg, Gesellschafter im VVS, sagte zu, den neuen VVS-Tarif aus Gründen der Luftreinhaltung mit insgesamt 42 Millionen Euro über einen Zeitraum von sechs Jahren zu bezuschussen.


DRESDEN: In Dresden geht es nicht ohne Preiserhöhungen, obwohl der Verkehrsverbund einen Rekordumsatz erzielt hat. Zuletzt wurden die Fahrpreise im August 2017 angehoben, die nächste Erhöhung steht im August dieses Jahres an. Die Erhöhung wird mit steigenden Kosten für Personal und Energie sowie mit dem Ausbau der Linien begründet. Ab August müssen Gelegenheitsfahrer tiefer in die Tasche greifen. Eine Einzelfahrt kostet dann 2,40 Euro. "Danach bleiben die Preise für mindestens zwei Jahre stabil", sagt Christian Schlemper, Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO).

Viel Kritik musste der VVO dafür einstecken, dass er die Jahreskarte abgeschafft hat – und damit quasi Vielfahrer bestraft, berichtet die Sächsische Zeitung. Begründet wurde dies mit der Niedrigzinsphase. Ende des Jahres wird eventuell neu diskutiert, ob die Jahreskarte wiederkommt.

Das VVO-Ticket feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Im vergangenen Jahr nutzten 216 Millionen Menschen im ganzen Verbundgebiet die öffentlichen Verkehrsmittel. Zum Verbund gehören die Landkreise Meißen, Bautzen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie Dresden.

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