Tödliche Massenkarambolage bei Nürnberg: Verhinderte Lastwagenfahrer Katastrophe?

26.2.2020, 16:45 Uhr
Tödliche Massenkarambolage bei Nürnberg: Verhinderte Lastwagenfahrer Katastrophe?

© Präsidium Mittelfranken

Bilder aus einem Polizeihubschrauber zeigen, was sich vom Boden aus nur erahnen lässt. Unzählige Autos sind auf der Fahrbahn eng zusammengeschoben, ein Laster ist die Böschung hinabgestürzt, überall liegen Trümmer. Dazwischen: Rettungskräfte, die im Durcheinander Ordnung schaffen wollen, sie versorgen Verletzte, sichern die Unfallstelle. Über 200 von ihnen sind am Mittwochmorgen an die A6 bei Nürnberg ausgerückt, acht Feuerwehren aus drei Landkreisen sind involviert. Nach plötzlichem Schneefall kollidierten hier nach aktuellem Stand der Ermittlungen 17 Fahrzeuge miteinander. Ein Mann (42) starb bei der Massenkarambolage, 25 weitere verletzten sich zum Teil schwer. Augenzeugen sprechen von Chaos an der Autobahn.

Was an der A6 genau geschah, ist noch unklar. "Wir können den Unfall im Moment nicht genau rekonstruieren", sagt Polizeisprecher Michael Konrad. Zahlreiche Augenzeugen skizzieren aber die Momente der Massenkarambolage. "Die Sicht ist ganz schnell schlechter geworden", sagte ein Beteiligter, der selbst nur leicht verletzt wurde. Er spricht von Sekunden, in denen das Wetter umschlug. "Ich habe im dichten Schnee nur noch die Bremslichter gesehen." Es sei unmöglich gewesen, auf die Kollision zu reagieren. "Da geht einem nichts durch den Kopf", sagt der Mann, der sagt, er habe wohl einen Schutzengel gehabt. Ein anderer Beteiligter spricht von einer "dichten Schneewand", die sich plötzlich aufbaute.

Ein Mensch kam bei dem Unfall mit insgesamt 17 Fahrzeugen ums Leben.

Ein Mensch kam bei dem Unfall mit insgesamt 17 Fahrzeugen ums Leben. © ToMa

  

A6 wird wohl noch ganzen Tag gesperrt bleiben

Das Wetter, das scheint klar, hat bei diesem schweren Unfall eine Rolle gespielt. Welche, das versucht die Polizei jetzt mit einem Gutachter herauszufinden - die Experten setzen dabei auch auf Aufnahmen aus der Luft, deshalb stand ein Helikopter über der Autobahn. Die Aufräumarbeiten an der A6 werden dauern. In Richtung Westen wird sie wohl noch den ganzen Tag über gesperrt bleiben. Mehrere Abschleppunternehmen versuchen derzeit, die schwer beschädigten Laster und Autos zu bergen. "Lichtblick für die Autofahrer: Wenn das Gröbste erledigt ist, können wir vielleicht eine Spur freigeben", sagte Polizeisprecher Konrad auf nordbayern.de-Nachfrage. 

Augenzeugen berichten, dass ein Fernfahrer wohl eine Katastrophe verhindert habe. Er steuerte seinen 40-Tonner in die rechte Leitplanke, um bereits stehenden Autos auszuweichen. Bestätigen kann das ein Sprecher des Präsidiums Mittelfranken noch nicht, man könne keinerlei Angaben zum Hergang machen. Fest steht: Der Laster durchschlug die Planke, rutschte die Böschung hinab und legte sich dort auf die Seite. Wie es dem Fahrer geht, ist derzeit noch unklar. 

Die Retter standen wegen der hohen Zahl der an dem Unfall beteiligten Personen vor einem logistischen Kraftakt. "Wir haben ein Zelt für die Betroffenen aufgebaut", sagte der Neumarkter Kreisbrandrat Jürgen Kohl. "Damit wir etwas Wärme haben." Am Mittwochmorgen zeigte das Thermometer Temperaturen um den Gefrierpunkt an - Dutzende Menschen mussten zunächst im Freien ausharren. 

Für zusätzlichen Ärger sorgte ein Gaffer, der mit seinem Handy filmte. Er wurde von der Polizei verwarnt - auf ihn kommt jetzt ein Bußgeld in Höhe von rund 320 Euro zu. Mehr dazu lesen Sie hier.