Trauerspiel um Rio-Palast hat wohl bald ein Ende

27.6.2016, 08:00 Uhr
Trauerspiel um Rio-Palast hat wohl bald ein Ende

© Jo Seuß

Die großen Lettern an der Fassade, die von der Renovierung künden, sind selbst ein Opfer der Zeit geworden. „Wegen Renovierung vorübergehend geschlossen“ ist kaum noch zu entziffern. Die Gostenhofer und alle, die hier vorbeikommen, wissen es aber auch ohne den Hinweis. Seit Ende Februar des vergangenen Jahres führt der Traditionsbau ein kümmerliches Dasein im Stillstand, denn saniert wurde in dem Haus nicht, obwohl die neuen Pächter dies angestrebt und so auch verkündet hatten. Doch die Sanierung gestaltete sich eben doch erheblich schwieriger als zunächst gedacht.

„Wir waren in freudiger Erwartung, dass bald wieder was vorangeht, doch dann wurde ein Baustopp verhängt“, sagt Franz Ach, dessen Familie das Haus gehört, im Gespräch mit der Redaktion. Das sei keine leichte Situation für die Pächter gewesen. „Die Pacht lief ja weiter, ohne dass sie etwas verdienen konnten“, so Ach.

Seiner Familie gehört nicht nur das Haus, sie betrieb das Kino auch bis zuletzt, bis seine Eltern den Betrieb aus Altersgründen verpachteten. Grund für den Baustopp waren unter anderem die Vorhaben der neuen Pächter im Foyer aus den 50er Jahren. Doch das steht, wie das komplette Haus, unter Denkmalschutz.

Kunst im Foyer

Markant sind die Mosaike und die Wandgestaltung im Foyer sowie die große, sich nach oben schraubende Freitreppe. Daran hängt auch die Familie Ach. Doch die Bedenken des Denkmalschutzes bezüglich der beiden Kinosäle habe er nicht nachvollziehen können, sagt Franz Ach. „Ein Kinosaal ist und bleibt ein Kinosaal.“

Inzwischen scheinen, auch mit Hilfe eines Restaurators, Lösungen gefunden worden zu sein. Das Verfahren läuft. Seit Februar liegen der zuständigen Bauordnungsbehörde entsprechende Anträge vor, wie der Leiter Gerhard Steinmann auf Anfrage bestätigte. Demnach geht es dabei unter anderem um den Einbau einer Zuschauertribüne und die Veränderung der Bestuhlung. Diesen Anträgen stehe man „grundsätzlich positiv“ gegenüber. Allerdings müsse der Brandschutz noch geklärt werden, so Steinmann weiter. Danach könnte es relativ schnell gehen.

Für die Familie Ach ist das Kino bis heute eine Herzensangelegenheit. „Ich bin in dem Haus groß geworden“, sagt der 35-jährige Franz Ach. Sein Großvater hatte das Gebäude Mitte der 50er Jahre errichten lassen. „Uns ist es vor allem wichtig, dass das Foyer mit seinem ganz besonderen Charme erhalten bleibt“, sagt er, der dem Metier bis heute die Treue hält. Er ist Betriebsleiter eines Multiplex-Kinos in Salzburg. „Ich bin eben ein Kino-Kind“, wie er sagt.

Als Erstes soll im Idealfall bereits im September der Gastronomie-Bereich an den Start gehen, wie es aus dem Kreis der Pächter heißt. Danach, so hofft man, sollen noch in diesem Herbst wieder die Projektoren in den beiden Kinosälen laufen. Geplant sind türkische, ausländische, aber auch deutschsprachige Filme. Bei der Stadt scheint man von dem seit Februar 2015 herrschenden cineastischen Stillstand nichts mitbekommen zu haben: Sie wirbt auf der Homepage für Nürnberger Kinos, inklusive dem Traditionshaus: „In Gostenhof lockt derweil der kleine, aber feine Rio-Palast mit ausgewählten Programmfilmen.“