Trinkgelage und Gegröle: Weiter Ärger um Lärm-Partys am Jamnitzerplatz

30.7.2020, 11:38 Uhr
Trinkgelage und Gegröle: Weiter Ärger um Lärm-Partys am Jamnitzerplatz

© Foto: Stefan Hippel

Seinem Vermieter schrieb Werner T.: "Ich fühle mich eigentlich nach wie vor in Ihrer Wohnung sehr wohl und auch das Verhältnis zu Ihnen ist sehr gut. Allerdings wird für mich das Umfeld, vor allem der Jamnitzerplatz und seine Besucher (besonders abends und nachts), immer mehr zum Problem. Dort versammeln sich speziell in der warmen Jahreszeit bestimmte Randgruppen, die für Unruhe und Lärm sorgen, man wird die ganze Nacht belästigt und kann nicht schlafen."

Der Vermieter bedauert den Schritt seines Mieters. In einem Schreiben an die Stadt und die Polizei fragt er, warum die Sicherheitskräfte nicht "wirkungsvoll einschreiten". Seiner Ansicht nach habe sich der Jamnitzerplatz zu einem "gefühlt rechtsfreien Raum" entwickelt. Der aktuelle Zustand "schwächt mein Vertrauen in staatliche Strukturen und wirkt in der Gesellschaft zersetzend".

Trinkgelage und Gegröle: Weiter Ärger um Lärm-Partys am Jamnitzerplatz

© Foto: Privat

Einen Höhepunkt der Probleme im und um den Park hat es Anfang Juli 2019 gegeben. Rund 200 Menschen feierten am Platz "Sonnenwende" und zündeten ein Feuer im stillgelegten Brunnen an. Teilnehmer hoben den friedlichen Charakter des Festes hervor, Anwohner sprachen von tumultartigen Szenen. Eine Woche zuvor kam es dort bereits zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Autonomen. Anwohner hatten den Eindruck, dass die Einsatzkräfte kapitulierten, die Polizei wies den Vorwurf zurück mit dem Hinweis, angemessen reagiert zu haben. Seitdem ist die Polizei am Jamnitzerplatz verstärkt präsent. "Die Wirkung ist aber offensichtlich nicht nachhaltig", sagt der Vermieter.


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Der Platz wird laut Polizeisprecher Stefan Bauer von "verschiedenen Gruppen" genutzt. Allerdings sorgen aktuell Personen aus dem "Obdachlosen- und Trinker-Milieu für gehäufte Beschwerden von Anwohnern". Die Polizei stelle Verstöße gegen die städtische Grünanlagensatzung fest, wie verbotener Alkoholkonsum, Urinieren in der Parkanlage und Lärm. "Bei objektiver Betrachtung kann jedoch definitiv nicht von einem Kriminalitätsschwerpunkt gesprochen werden", erklärt Bauer.

Der Behauptung, dass sich der Platz zum rechtsfreien Raum entwickelt, widerspricht er: "Er wird häufiger durch Streifen angefahren, als dies an anderen Orten der Fall ist." Auch die Sicherheitswacht sei unterwegs. "Gegen besonders auffällige Dauerstörer wird in Zusammenarbeit mit der Stadt versucht, Aufenthalts- und Betretungsverbote zu erlassen."


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Die Stadt setzt vor allem auf den laufenden runden Tisch mit Anwohnern und auf die anstehende Umgestaltung des Jamnitzerplatzes, die Mitte 2021 starten soll. Derzeit gebe es noch viele "dunkle Stellen" in der Anlage, sagt Robert Pollack, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes. "Der Park soll mit der Umgestaltung einsehbarer und mit mehr Laternen besser ausgeleuchtet werden. Das alles im Einklang mit einer schönen Parkatmosphäre."

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