Trotz Corona: In Nürnbergs Untergrund gehen die Arbeiten weiter

30.4.2020, 05:49 Uhr
Die Arbeiten an der neuen Strecke der U 3 gehen gut voran. Wie überall muss aber auch hier ganz genau auf die Abstände der Mitarbeiter geachtet werden – im Bagger dürfte das kein Problem sein.

© Foto: Roland Fengler Die Arbeiten an der neuen Strecke der U 3 gehen gut voran. Wie überall muss aber auch hier ganz genau auf die Abstände der Mitarbeiter geachtet werden – im Bagger dürfte das kein Problem sein.

Es ist eine Baustelle mit Weitblick über die Felder. Am Horizont ist der Fernmeldeturm zu erkennen. Hier soll ein neues Quartier entstehen, Wohnungen, neue Schulen, Kindertagesstätten. Und eine U-Bahnhaltestelle, die den Menschen, die künftig auf dem Tiefen Feld leben, eine schnelle Fahrt in die Innenstadt ermöglicht.


U3-Ausbau nach Großreuth: Die ersten Züge sollen schon


Kleinreuth bei Schweinau heißt die Station. Der Bahnhof wird in der Mitte der Rothenburger Straße platziert, die derzeit noch scharfe Schlenker macht, aber einen neuen Verlauf bekommt. Während in Großreuth bei Schweinau die Bauarbeiten schon so gut wie abgeschlossen sind, geht es hier erst richtig los. Mit riesigem Gerät werden Bohrlöcher in die Tiefe gejagt. Den Auftrag für den U-Bahnbau hat eine Arbeitsgemeinschaft aus den Unternehmen Hochtief und Max Bögl bekommen. "Wir tun alles, um die Baustellen am Laufen zu halten", sagt Norbert Goebel, der beim U-Bahnbauamt den Bereich Bauvorbereitung leitet. "Damit auch die Firmen liquide bleiben."

Im U-Bahnbauamt habe es bislang noch keine Corona-bedingten Ausfälle gegeben. "Aber wir haben natürlich auch die nötigen Vorkehrungen getroffen. Es sitzt beispielsweise nur noch ein Kollege in einem Zimmer. Andere arbeiten von Zuhause aus."

Aufwand durch Abstand

Der aktuelle Abschnitt Richtung der U 3 Richtung Westen nach Kleinreuth wird in offener Bauweise gegraben. Die Grube hat eine beachtliche Länge von 600 Metern und verläuft parallel zur Rothenburger Straße. Stellenweise reicht sie bis in 16 Meter Tiefe hinab, so Bauleiter Bastian Weidinger vom U-Bahnbauamt. Auf dem ehemaligen Sandäckergelände in Gebersdorf sind auch schon die ersten Arbeiten im Gange. Das Gelände wird nach Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg abgesucht, auf Luftbildern hätte man Bombentrichter erkennen können, sagt Goebel.

Bevor dann die schweren Arbeiten beginnen können, muss eine drei Meter hohe Lärmschutzwand errichtet werden, um die Anwohner südlich der Baustelle vor der Geräuschkulisse abzuschirmen. Neben dem U-Bahnhof entsteht ein Betriebshof mit einer Wende- und Abstellanlage für die U-Bahnen. Insgesamt ist der Bauabschnitt von Großreuth bis Gebersdorf zwei Kilometer lang. Er birgt technische Herausforderungen: Unterquert werden müssen die Güterzugstrecke der Bahn und der Main-Donau-Kanal. Die Eröffnung ist für das Jahr 2025 geplant, Goebel ist optimistisch, dass der Zeitplan eingehalten werden kann. Die Kosten liegen bei 137,5 Millionen Euro.

 

 

 

Dass der neue U-Bahnhof Großreuth bei Schweinau im Oktober termingerecht fertig und in Betrieb genommen werden kann, ist so gut wie sicher. Die Hauptarbeit ist getan, jetzt sind nur noch Feinheiten zu erledigen – Betonkosmetik, Reinigungsarbeiten. Auch die Testfahrten auf der Strecke sind von Corona nicht ausgebremst worden.

Manfred Schönleben, der Projektkoordinator der VAG, ist zufrieden. Terminschwierigkeiten gibt es nicht, sagt er. Allerdings bedeutet auch für ihn und sein Team die Coronakrise eine Menge Aufwand. Wie überall muss auf Abstände geachtet werden, auf peinlich genaue Sicherheitsmaßnahmen. "Die ganze Koordination bedeutet einen erheblichen Mehraufwand. Aber es hat bisher alles gut geklappt." Abgesehen von den aktuellen Maßnahmen hat die VAG ohnehin schon vor zehn Jahren einen Pandemie-Aktionsplan erstellt, wie VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger sagt. "Da wurden alle Prozesse durchdacht. Im Januar ist er aktualisiert worden, da war noch gar nicht klar, dass wir ihn so schnell brauchen."

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