USK-Einsatz: Party am Weißen Turm eskaliert - Polizisten bedrängt?

23.8.2020, 20:25 Uhr

Die Geräuschkulisse, sagt das Präsidium Mittelfranken, sei nicht überhörbar gewesen. Am Sonntagmorgen riefen Zeugen die Polizei wegen einer lautstarken Party in einem Mehrparteienhaus im Betzengäßchen mitten in der Nürnberger Innenstadt. Etwa 20 Menschen, heißt es in einer Pressemitteilung, feierten dort - nach Darstellung der Polizei ohne Rücksicht auf Nachbarn.

Der Einsatz, der eigentlich wegen einer Ruhestörung begann, schaukelte sich hoch. Die Feiernden seien zunächst zur Ruhe ermahnt worden, doch die Situation habe sich "nach zehn Minuten nicht beruhigt", so die Polizei. Deshalb rückte erneut eine Streife an. "Daraufhin reagierten die Personen sofort hoch aggressiv."

Feiernde werfen Polizei Fremdenfeindlichkeit vor

Die Beamten seien sofort umringt und bedrängt worden, teilt das zuständige Präsidium mit. Selbst als die Polizisten mit Schlagstöcken und Pfefferspray drohten, seien die Ruhestörer unbeeindruckt gewesen. Auch zwei weitere Streifen konnten die Situation nicht beruhigen - deshalb mussten "starke Unterstützungskräfte hinzugezogen werden", wie es die Polizei formuliert.

Anwohner sprechen von einem überzogenen Vorgehen der Beamten. Innerhalb von Minuten seien mindestens zwölf Streifenwagen ins Betzengäßchen gefahren, sagt Gizem Fesli, die in demselben Haus wohnt. "Das war schon unverhältnismäßig, weil keine Gefahr vorlag." Die Betroffenen haben sich kooperativ verhalten und haben bereits zuvor versucht, die Geräuschkulisse zu minimieren. "Das war nicht so, dass dort eine Party gefeiert wurde", sagt Fesli, die sich im Kreisvorstand Nürnberg-Fürth der Partei Die Linke engagiert. Musik habe es nicht gegeben, gegen 23 Uhr seien die Bewohner und ihre Gäste vom Balkon, der im Innenhof liegt, in die Gemeinschaftsküche der Wohngemeinschaft gegangen. "Sie haben immer wieder 'Psst!' gerufen."

"Niemand war darauf aus, Abend schlecht enden zu lassen"

In den sozialen Netzwerken üben weitere - nach eigenen Angaben - Augenzeugen Kritik an dem Einsatz. Ein Video, das den Nürnberger Nachrichten bislang noch nicht vorliegt, soll zeigen, wie sich die Diskussion zwischen den Betroffenen und der Polizei hochschaukelt. "Niemand war darauf aus, den Abend schlecht enden zu lassen", sagt Fesli über ihre Nachbarn. Aggressionen habe sie nicht mitbekommen.

USK und Diensthundeführer rückten an

Und dennoch: Das Bayerische Unterstützungskommando (USK) rückte an, ebenso Diensthundeführer und mehrere Zivilbeamte. Das Großaufgebot nahm die Personalien auf, dabei sei der Polizei immer wieder Fremdenfeindlichkeit vorgeworfen worden. Die Feiernden filmten und bedrängten die Polizisten weiter, so das Präsidium Mittelfranken. Mehrere Platzverweise konnten nur "Anwendung von unmittelbarem Zwang" durchgesetzt werden. Zwei Männer mussten in Gewahrsam genommen werden.

Bis sich die Situation beruhigte, verging jede Menge Zeit. Die Polizei leitete mehrere Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten ein. Die weiteren Ermittlungen laufen.

Der Artikel wurde am Sonntagabend (20.15 Uhr) mit den Aussagen von Anwohnern aktualisiert.