Von einem Allrounder, der auszog, das Siegen zu lernen

25.11.2008, 00:00 Uhr
Von einem Allrounder, der auszog, das Siegen zu lernen

© Marr

«Mein Vater war Gründungsmitglied des RC Herpersdorf und sein Leben lang begeisterter Radsportler. Da war es klar, dass ich in seine Fußstapfen steigen musste», erzählt Horst Duschl, der es kaum erwarten konnte, bis er sein erstes «richtiges Rennen» fahren durfte. Mit 13 Jahren hatte er zwar schon einen «Ersten Schritt» des RC Herpersdorf gewonnen, doch danach musste er sich noch ein Jahr gedulden.

«Damals gab es noch keine Schülerrennen, man konnte erst mit 14 Jahren in der B-Jugend starten», erinnert sich der Jubilar, der 1953 seine ersten Jugendrennen bestritt und gleich drei davon gewann. Seine Erfolgsserie setzte Horst Duschl in der A-Jugendklasse fort. Als mehrfacher Bayerischer Meister war er auf Bahn und Straße erfolgreich.

Bei der Deutschen Straßenmeisterschaft, die 1956 in Düren bei Köln ausgetragen wurde, fuhr Horst Duschl wenige Kilometer vor dem Ziel aussichtsreich mit dem späteren Profi und Cross-Weltmeister Rolf Wolfshohl in einer vierköpfigen Spitzengruppe, als er auf den letzten 1000 Metern stürzte. « Als Elfter kam ich damals heulend ins Ziel der DM, die Wolfshohl gewann. Das war für mich eine riesige Enttäuschung», ärgert sich Horst Duschl noch heute über die verpasste Chance.

Für ihn war es selbstverständlich, dass er 1957 in seinem ersten Amateurjahr schon nach wenigen Wochen in die A-Klasse aufstieg. Seinen eindrucksvollsten Straßensieg feierte er dabei in Schweinfurt: «Trotz zweier Reifenpannen gewann ich damals den international besetzten Klassiker um den «Fichtel & Sachs-Preis» über 180 Kilometer», erinnert er sich.

Dieser große Erfolg war ein Grund dafür, dass man den erst 18-Jährigen in die A-Mannschaft des RC Herpersdorf aufnahm, die in Augsburg über 100 Kilometer um den deutschen Mannschaftstitel kämpfte. Zusammen mit Bert Stern, Heinrich Hofmann, Fritz Mehl, Hans Gömmel und Hubert Reusch fuhr Horst Duschl dort Tagesbestzeit und holte sich damit seinen ersten Meistertitel, den die Mannschaft 1958 erfolgreich verteidigte.

Zur Deutschen Spitzenklasse gehörte Horst Duschl viele Jahre auch im Cross. «Für mich waren Cross-Rennen das beste Training für die folgende Straßen- und Bahnsaison», erzählt der einstige Allrounder, der fünfmal die bayerische Cross-Meisterschaft gewann und bei der DM sechsmal unter die ersten Zehn fuhr. « Die Rennen im Gelände waren meist extrem schwer, doch sie lagen mir sehr gut, denn da kam es mir zu Gute, dass ich ein sehr guter Läufer war», sagt Horst Duschl.

Als «schönstes Rennen» seiner langen Karriere bezeichnet Horst Duschl die Steher-DM 1968, die er in Bamberg vor dem späteren Vierer-Weltmeister Ernst Clausmeyer aus Dortmund und dem Wangener Herbert Buhmann gewann. Bis 1974 zählte Duschl, der 1972 Dritter der DM wurde, zur deutschen Spitzenklasse der Steher. Auch danach saß er – vor allem bei Kriterien – noch viele Jahre erfolgreich im Sattel. Sein letztes Rennen, dass er mit 42 Jahren fuhr, wird er allerdings nie vergessen: « Das war ein Kriterium in Würzburg. Ich bin dort sehr schwer gestürzt. Mein Arzt hat mir danach geraten, mit dem aktiven Rennsport aufzuhören».

Horst Duschl befolgte damals diesen Rat, doch bei Radtouren bis 100 Kilometer sitzt er noch immer regelmäßig und gerne im Sattel. Auch seine Vielseitigkeit hat er sich erhalten. Als routinierter Handwerker, erfolgreicher Taubenzüchter und begeisterter Musiker kennt er selbst in den Wintermonaten keine Langeweile.

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