Wärmestuben sind mehr als Obdachlosen-Treffs

15.12.2016, 08:44 Uhr
Wärmestuben sind mehr als Obdachlosen-Treffs

© Fotos: Heilig-Achneck

Adele P. (Namen von Klienten geändert) lässt sich ihre Verzweiflung kaum anmerken. Im Büro der Fürther Wärmestube schildert sie Leiter Wolfgang Sperber ihre Not: Vor drei Wochen hat die Fürther Infra der Mutter Strom und Gas abgedreht. Dabei hat sie vier Kinder zu versorgen. Eingebrockt hat ihr die Probleme ihr Lebenspartner – von dem sie sich besser viel früher getrennt hätte.

"Ich war für die Miete zuständig, er für Energiekosten und Telefon", berichtet sie. Doch er kam seinen Verpflichtungen nicht nach; und sie hätte das Schlimmste vielleicht noch abwenden können, wären da nicht im Herbst die Extra-Ausgaben für Schulsachen — so dass auch sie Energieraten schuldig blieb. Nun musste sie, weil es in der Altbauwohnung ohne Strom und Heizung nicht auszuhalten ist, die Kinder bei Bekannten unterbringen. Sie selbst fand vorübergehend Unterschlupf bei Nachbarn.

Den Karren aus dem Dreck zu ziehen, wird, wenn überhaupt, nur mit vereinten Kräften von Jugendamt, Wärmestube, Jobcenter und ihr selbst gelingen. Immerhin kann die 29-Jährige, nach einer Babypause, im Februar wieder ihre Tätigkeit als Fachkraft in einer Arztpraxis aufnehmen und sich dann auf ein reguläres Einkommen stützen.

Wärmestuben sind mehr als Obdachlosen-Treffs

Zu Sperbers Klienten gehört aber beispielsweise auch Gregor D., der vor zwei Jahren die wohnunglose und alkoholabhängige Britta F. bei sich aufgenommen hatte, obwohl er selbst nur über ein winziges Apartment verfügt. Deshalb musste das Paar, als sich Nachwuchs einstellte, sein Baby in Obhut geben. "Wenn die beiden eine vernünftige Wohnung hätten und sie eine Therapie machen würde, wären das gute Eltern", so Sperbers Prognose.

Und die "klassischen" Besucher aus dem Kreis der Wohnungslosen? "Menschen, die tatsächlich Platte machen, kommen natürlich auch", so Sperber, "sind aber gar nicht so zahlreich." Für alle Besucher steht demnächst ein deutlich größerer Aufenthaltsraum zur Verfügung – und für die versierte Köchin Lydia Appel mit ihren Helferinnen eine ordentlich ausgestattete Küche. Um die zwei Dutzend Gäste lassen sich mittags schmecken, was sie – überwiegend aus Spenden – auf die Tische zaubert. Und je näher das Monatsende rückt, desto größer die Zahl der hungrigen Besucher.

Dass der Fürther Treffpunkt in Kürze nur zwei Häuser weiter ein neues Quartier beziehen kann, ist ein ungewöhnlicher Glücksfall. Die Immobilie hatte eine kinderlose Fürtherin hinterlassen und konnte von der Fürther wbg zu günstigen Konditionen erworben werden. Das Sozialzentrum umfasst künftig einige Wohnungen für geförderte Haushalte, eine Werkstatt für die Nachbarschaftshilfe, die" Fundgrube" als Secondhandladen, Büros unter anderem für das Quartiersmanagement und das Projekt "Pfiff" (Perspektiven für Wohnungslose) sowie den eigentlichen "Treffpunkt".

Die Weihnachtsaktion unterstützt die Wärmestuben in Fürth wie in Nürnberg und Erlangen traditionell mit Mitteln für unbürokratische Soforthilfen für einzelne Klienten. In diesem Jahr bittet Sie die Leserinnen und Leser besonders um Unterstützung für den Start in den neuen Räumen. Eine Besonderheit: Die Fürther Wärmestube öffnet auch an Heiligabend für Bedürftige und Alleinstehende ihre Pforten – und für das leibliche wie das seelische Wohl ist auf jeden Fall gesorgt.


Hier können Sie ganz einfach und direkt für "Freude für alle" online spenden.


 

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Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer mit dem Vermerk "anonym"). Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung in Nürnberg (Mauthalle, Königstraße), in Fürth (Rudolf-Breitscheid-Straße 19) und Erlangen (Hauptstraße 38) an. Wer gezielt in diesem Fall helfen will, sollte das bei einer Überweisung bitte eindeutig mit einer Zweckbindung kenntlich machen ("Fall 29").

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