Wegen Ampelumstellung: Nürnberg hortet massenweise Glühbirnen

25.12.2019, 12:21 Uhr
Die Ampeln in der Stadt sollen nach und nach auf LED umgerüstet werden.

© Daniel Karmann/dpa Die Ampeln in der Stadt sollen nach und nach auf LED umgerüstet werden.

Weil die Stadt Nürnberg Angst vor Lieferengpässen hat, will sie bis zur kompletten Umstellung aller Ampeln auf LED Ampel-Glühbirnen horten. Bis nur noch LED-Lichter den Verkehr regeln, dauert es in den bayerischen Kommunen unterschiedlich lang, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Brexit stellt Kommunen vor Probleme

Nach dem Brexit gebe es nur noch einen Hersteller für die speziellen Ampel-Glühlampen, sagte Sprecher André Winkel vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) Nürnberg - und bei dem würden dann ja auch alle anderen Kommunen Deutschlands einkaufen. Sollte der Anbieter mit der Produktion nicht hinterherkommen oder der Preis steigen, will Nürnberg abgesichert sein: "Das Risiko steigt einfach, dass wir da Engpässe haben, und das können wir uns in der Innenstadt nicht erlauben." Über die Pläne der Stadt hatten mehrere Medien berichtet.


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Allzu lang soll der SÖR aber nicht mehr auf herkömmliche Glühbirnen angewiesen sein: Bis 2025 will die Stadt alle 531 Ampeln auf LED umstellen. Mit 255 ist fast die Hälfte geschafft. Für Sanierung, Umbau von Steuertechnik und Umrüstung auf LED plant die Stadt Winkel zufolge bis 2025 rund 2,7 Millionen Euro pro Jahr ein. Herkömmliche Birnen wechsle SÖR alle sechs Monate aus - auch wenn sie noch funktionieren. Pro Jahr brauche die Stadt deshalb 25 000 Glühbirnen.

Für die Ampeln, die bis 2022 noch nicht umgerüstet sind, wolle die Stadt daher 110 000 Stück auf Vorrat anschaffen. Beginnen soll die Glühbirnen-Horterei aber erst 2022: "Wir wollen dann die frischesten Birnen haben, die es auf dem Markt gibt", sagte Winkel. Denn zu lange wolle man sie auch nicht lagern: "Die werden ja auch nicht besser."

Andere bayerische Kommunen sehen das lockerer. Vor allem München kann entspannt in die Zukunft blicken: Von rund 1100 Ampeln im Stadtgebiet seien 71 Prozent auf LED und 27 Prozent auf energiesparendere Halogentechnik umgerüstet - nur etwa zwei Prozent aller Ampeln bräuchten noch herkömmliche Glühbirnen, hieß es. In Ingolstadt sind nach Angaben der Stadt von 160 Ampeln etwa 70 umgestellt. In Regensburg werden derzeit der Stadt zufolge 82 der 193 Anlagen mit LED-Technik betrieben, innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen weitere 35 bis 40 folgen. Herkömmliche Glühbirnen werde man dort noch bis mindestens 2030 brauchen, hieß es. Von den 344 Augsburger Ampeln seien 30 Prozent auf LED umgerüstet, sagte ein Baureferatssprecher. Bis alle umgestellt sind, werde es voraussichtlich noch 10 bis 15 Jahre dauern. Von den 81 Ampeln in Bayreuth sind nach Angaben der Stadt 64 mit LED-Technik ausgestattet. Die restlichen sollen bis 2025 folgen. Keine der befragten Kommunen hat vor, Glühbirnen zu horten.

Als LED werden Leuchtdioden bezeichnet - vom englischen "light-emitting diode". Anders als Glühlampen strahlen LED keine Wärme ab, ihr Licht ist auf einen engen Farbbereich beschränkt. Winzige LED kommen mit einer Stromaufnahme von 2 Milliampere aus, Hochleistungs-Leuchtdioden können über 18 Ampere verwenden. Ein Effizienz-Vergleich: Öllampen erzeugen eine Lichtausbeute von etwa 0,1 Lumen je Watt, bei Glühlampen sind es 16 Lumen, bei Neonröhren circa 70 Lumen je Watt. Bei LED sind 300 Lumen je Watt möglich. Anders als Glühlampen fallen sie meist nicht plötzlich aus, sondern werden nach und nach schwächer. Mittlerweile können hochwertige LED eine Lebensdauer von mehr als 100 000 Stunden haben, meist liegt der Wert bei handelsüblichen Produkten aber deutlich darunter.

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