Wenn Musik mehr sagt als viele Worte

9.11.2012, 07:04 Uhr
Wenn Musik mehr sagt als viele Worte

© Michael Matejka



Rhythmisches Trommeln erfüllt die Turnhalle der Adalbert-Stifter-Schule in Langwasser. Über 70 Kinder sitzen im Kreis, jedes hat eine Trommel vor sich. Alle schlagen im selben Takt konzentriert auf ihr Instrument. Viele der Kinder sind erst vor kurzem aus dem Ausland nach Nürnberg gekommen und lernen die deutsche Sprache erst nach und nach. In der Turnhalle jedoch können sie alle miteinander kommunizieren: durch die Sprache der Musik.

Das Projekt „Trommelzauber“ an der Grund- und Mittelschule soll den rund 200 Schülern aus den Übergangsklassen ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln. „Die Idee hinter dem Projekt ist, möglichst viele Schüler zusammen tanzen, musizieren und trommeln zu lassen. Wir wollen ihnen zeigen, wie sie auch ohne verbalen Zwang eine Ausdrucksform finden können“, erklärt Lutz Otto. Er unterrichtet eine der Integrationsklassen und sieht jeden Tag, wie schwer es für die Kinder ist, plötzlich ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land zu leben. Das weiß auch die elf Jahre alte Dimitra, die im Juni mit ihren Eltern aus Griechenland nach Nürnberg kam. Dabei ist sie eine der wenigen, die schon etwas Deutsch spricht. Das Trommeln mache ihr sehr viel Spaß, sagt Dimitra, und neue Freunde habe sie während der Projektwoche auch gefunden.

Die ganze Woche schon musizieren die Fünft- bis Neuntklässler in der Turnhalle, heute zeigen sie dann in einer Aufführung, was sie gelernt haben. Geleitet wird „Trommelzauber“ von den Musikern von „Tamborena“, die an Schulen und in Kindergärten in ganz Deutschland Trommel-Aktionen veranstalten. In Langwasser gibt einer von ihnen, Thomas Soukou, den Takt auf seiner Trommel vor. An eine verbale Verständigung mit den Kindern ist nicht zu denken, immerhin sprechen sie in ungefähr 35 verschiedenen Sprachen. Deshalb macht er einfach alles vor und die Kinder machen es ihm nach. Finanziell möglich gemacht hat das Projekt die Nürnberger Stiftung „Persönlichkeit“.

Das Motto der Aufführung heißt „Ankommen“. Zusammen mit den Musikern und ihren Lehrern haben die Schüler gelernt, wie sie ihre Gefühle beim Ankommen in ihrer neuen Heimat durch Musik ausdrücken können. Diese reichen von Aufregung und Angst über Heimweh bis hin zu Hoffnung auf neue Freundschaften und der Erkenntnis „Nürnberg ist schön!“. Auch die Dekoration für die Aufführung haben die Schüler selbst gebastelt.

Lutz Otto ist vom Erfolg der Projektwoche schon vor der abschließenden Aufführung restlos überzeugt, denn er sieht, wie viel Spaß die Kinder bei den Proben haben. „Der immense organisatorische Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt.“

Die Aufführung findet heute

um 17 Uhr in der Aula der

Adalbert-Stifter-Schule, Julius-

Leber-Straße 108, in Langwasser statt.

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