Wildtiere in Nürnberg: "Circus Voyage" löst Protest aus

30.9.2018, 17:40 Uhr
Wildtiere in Nürnberg:

© Michael Matejka

Sie halten Giraffen und Elefanten, Zebras und Flusspferde - und sprechen selbst von der "größten tierischen Show": Der "Circus Voyage" ist einer der letzten in Europa, der trotz des Protestes von Aktivisten noch immer voll auf Vierbeiner in der Manege setzt. Ab dem 3. Oktober gastiert der Zirkus in Nürnberg. Nicht zum ersten Mal, und nicht zum ersten Mal machen Tierschützer gegen "Voyage" mobil. Bereits seit Wochen formiert sich der Widerstand.

Jetzt kündigte ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen eine Lauf-Demonstration von der Celtisstraße im Zentrum der Stadt bis zum Volksfestplatz an. "Die unsinnige und tierquälerische Unterhaltung im Zirkus muss endlich aufhören", sagen die Aktivisten. Unter anderem der Verein "Menschen für Tierrechte", der Tierschutzverein Lauf sowie das Nürnberger Tierheim haben sich dem Aufruf angeschlossen. "Gemeinsam ziehen wir mit Schildern, Bannern, Trillerpfeifen, Musik und deutlichen Forderungen vom Nürnberger Bahnhof bis vor den Zirkuseingang." Auf Facebook haben einer Veranstaltung bislang 100 Menschen zugesagt, knapp 600 weitere sind interessiert. 

Große transportable Wasserbecken für Flusspferde

"Eine artgerechte Haltung von Tieren, insbesondere von Wildtieren, ist in einem Zirkus ganz generell unmöglich", behaupten die Initiatoren des Protestaufrufs. "Die zahlreichen Transporte, die Dressur, die Shows mit lauter Musik, Applaus und Peitschenknallen, sowie ein Leben in kleinen Gehegen, teilweise auf nacktem Beton, machen eine artgerechte Haltung schlicht unmöglich."

Der "Circus Voyage" widerspricht. Man investiere permanent in neue und moderne Haltungseinrichtungen, heißt es etwa auf der Homepage. "In der Manege beschränken wir uns darauf, arttypische Verhaltensweisen auf Kommando zu zeigen. Denn uns ist es wichtig, Ihnen die schützenswerten Lebewesen, die in der Wildbahn leider auch noch heute stark bedroht sind, so nah wie möglich zu bringen." Nach eigenen Angaben setze man etwa bei den Flusspferden auf das größte transportable Wasserbecken Europas, das rund 140.000 Liter Wasser fasst. Auch für Elefanten habe man eine Anlage im Gepäck, die den Dickhäutern rund um die Uhr ermöglicht, sich frei zu bewegen. 

Demonstration am 6. Oktober

Vor gut zwei Jahren gastierte der "Circus Voyage" bereits in Nürnberg. Die zuständige Amtstierärztin schaute unangekündigt vorbei - und attestierte den Verantwortlichen eine "wunderbare Tierhaltung". Auch die Transporte von Stadt zu Stadt, die Tierrechtler immer wieder kritisieren, hält die Expertin für weit weniger schlimm. "Die Zirkustiere kennen das von klein auf, das ist Routine", sagt sie, "sie wissen ganz genau, dass die Fahrt vorbeigeht." Der Stress halte sich in Grenzen. 

Die Aktivisten, die am 6. Oktober in Nürnberg auf die Straße gehen wollen, sehen das anders. Sie fordern ein generelles Wildtierverbot in Zirkussen. Seit Jahren kocht auch in Franken die Diskussion darum hoch, einzelne Kommunen beschlossen entsprechende Verbote. Nürnberg aber hält sich zurück. 2015 erklärte das Ordnungsamt, man sehe keine rechtliche Grundlage.

"Die Tierhaltung in Zirkussen wird so gut kontrolliert wie keine andere Tierhaltung", sagte Nürnbergs Amtstierärztin Andrea Rickert erst kürzlich der Nürnberger Zeitung. Sie verspricht schon jetzt, den "Circus Voyage" auch heuer wieder genau unter die Lupe zu nehmen.

Der "Circus Voyage" gehört zu den größten Zirkusbetrieben in Deutschland. Er schlägt vom 3. Oktober bis zum 21. Oktober seine Zelte am Nürnberger Volksfestplatz auf. 

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