Ziegelstein: Hoffnung im Kampf gegen Urlaubsparker

4.3.2019, 07:58 Uhr
Ein „N“ ganz vorne auf dem Nummernschild findet man in der Otto-Lilienthal-Straße in der Fliegersiedlung nur selten. Dauerparker, die in den Urlaub reisen, sind ein Problem.

Ein „N“ ganz vorne auf dem Nummernschild findet man in der Otto-Lilienthal-Straße in der Fliegersiedlung nur selten. Dauerparker, die in den Urlaub reisen, sind ein Problem.

27 ist der Rekord. So viele Autos mit tschechischen oder anderen osteuropäischen Kennzeichen hat Nils Brodersen schon gezählt, während er die Otto-Lilienthal-Straße entlanggelaufen ist. Brodersen wohnt im August-Euler-Weg, am Ende der Fliegersiedlung. Dass vor seiner Haustür Autos parken, die aus der ganzen Metropolregion und darüber hinaus kommen, ist Nils Brodersen gewohnt.

Es sind zum Beispiel Pendler, die hier parken und zur U-Bahn laufen. Oder die im Bürokomplex Campus Marienberg arbeiten oder bei der Bundesanstalt für Arbeit, die hier ihre IT sitzen hat "und seine Parkplätze für Festangestellte frei hält", sagt Brodersen. Externe teilen sich die Plätze davor - mit den Anwohnern.

"Die aber sind gar nicht das Problem", findet Christine Fehlow. Auch sie wohnt schon lange hier am westlichen Rand von Ziegelstein. Sie weiß: "Die Pendler kommen früh und sind am Abend wieder weg. Die Urlaubsparker machen uns zu schaffen." Neu ist die Situation zwar nicht, doch hat sie sich verschärft, wegen der Wendeschleife nebenan durch Edeka. Die Supermarktkette hat die Fläche gekauft, um hier zu bauen - nur tut sich bislang nichts. Außer dass die Kette ihre Transporter hier abstellt.

Christine Fehlow, Nils Brodersen und sieben andere Anwohner haben davon nun endgültig die Nase voll. Dabei haben die Nachbarn ursprünglich aus einem anderen Grund zusammengefunden: Um sich gegen den Lärm starkzumachen, der vom Tucherhof und den Events am Flughafen in ihre Vorgärten drängt. Dann stellen sie fest, dass sie ein anderes, drängendes Problem vereint: die Parkplatznot.

Befragung der Nachbarn

Und die Probleme, die daraus folgen, wie Aggressionen und gar Selbstjustiz. "Autos werden zerkratzt, Scheiben beschmiert, Dachpappennägel verstreut", zählt Fehlow auf, Pkw von Anwohnern wie Auswärtigen sind betroffen. Dass der Parkdruck wächst, wundert die Anwohner nicht: Inzwischen wird die Fliegersiedlung auch im Netz (sogar auf tschechischen Seiten) als Tipp für einen Gratis-Urlaubsparkplatz angepriesen, inklusive "Bewachung" weil es ein Wohngebiet ist.

Doch die Anwohner wehren sich, haben bei der Stadt vorgesprochen - und für ihre Anregungen auch Absagen erhalten. Bewohnerparkplätze seien dort, wo es Garagen gibt, nicht möglich, sagt ihnen Baureferent Daniel Ulrich, "Anlieger frei"-Schilder wiederum hätten kaum rechtliche Auswirkungen.

Eine Idee aber kommt an: ein temporäres Halteverbot und zwar entlang der Otto-Lilienthal-Straße und der fünf Sackgassen, jeweils auf der Nordseite - und nur an einem Tag in der Woche auf vier Stunden begrenzt. Für die Straßenreinigung, erklärt Christine Fehlow - und gegen die Dauerparker. Denn das Halteverbot wird kontrolliert werden: Wie berichtet, wird die Kommunale Verkehrsüberwachung ab 2019 auch in Ziegelstein unterwegs sein. Die Nachbarn in der Fliegersiedlung wollen sie mit einem Glas Sekt empfangen.

Wenn das temporäre Halteverbot bis dahin gilt. Die Stadt nämlich hat eine Bedingung gestellt: Mehr als die Hälfte der rund 160 Anwohner muss der Idee zustimmen. Und das muss die Gruppe selbst organisieren.

Die hat inzwischen einen Infobrief verfasst, den sie nun in der Nachbarschaft einwerfen. "Ab Montag nach den Ferien sind wir dann unterwegs und erklären unser Anliegen", sagt Christine Fehlow - und hofft auf zahlreiche Unterschriften der Nachbarn. Denn nur dann werden die Schilder vielleicht schon bis zum Sommer als Pilotversuch für ein Jahr aufgestellt. Und die Verkehrsüberwacher bekommen ihren Sekt.

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